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Beitrag
#51
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Foren-Insider Beiträge: 24500 Beigetreten: 05.07.2007 Mitglieds-Nr.: 33782 ![]() |
Hallo, Coyota,
meistens fahren wir selber ins Krankenhaus (oder eine Streife der Folgeschicht), weil die Verletzten vor Ort in der Regel nicht vernommen werden können oder weil noch Personalien fehlen, ansonsten, wenn es gar nicht anders geht, erkundigen wir uns über Telefon. Leider gibt es einige Ärzte und Krankenschwestern, bei denen die Schweigepflicht so weit geht, dass sie uns noch nicht einmal mitteilen wollen, ob der Patient überhaupt noch lebt (das ist kein Scherz ![]() Viele Grüße, Nachteule -------------------- Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.
Mahatma Gandhi |
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Beitrag
#52
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Mitglied ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 84 Beigetreten: 09.03.2004 Mitglieds-Nr.: 2186 ![]() |
Hallo,
ich habe bis jetz auch nur mitgelesen und habe mich auch über einige kritische Äußerungen der "Profi-Retter" gewundert. Da herscht ja teilweise ein komisches Bild von ehrenamtlichen Helfern in den Köpfen der entsprechenden Damen und Herren. Es wird unterstellt, das wer es beruflich macht es ja zwangsläufig besser macht als eine® der es hobby-mäßig ausübt. Dem ist sicher nicht so! Es gibt sicherlich viele "interessierte Laien", die in einigen Bereichen besser sind als ein "Berufener". Nimmt man mal als Beispiel einen Maler (ja ich weis das die "Maler und Lackierer" heissen und ich möchte den Berufsstand sicherlich nicht schmälern - wie gesagt als Beispiel, weil sicherlich schon jeder mal eine Wand bzw. Tür gestrichen hat) - wenn man nun eine Fachfirma beauftragt die Türzargen zu streichen (Entschuldigung - zu lackieren) geht man davon aus, das dass Ergebnis in Ordnung geht (andernfalls gibt es gern ein paar Probleme mit der Rechnung/Bezahlung). Das heisst aber nicht, dass das ein Laie nicht mindestens genauso gut evlt. sogar besser hinbekommen kann - je nach persönlichem Geschick und Sorgfalt. Dieses Beispiel kann man auf eigentlich alle Berufe übertragen. Mir scheint, es herrscht teilweise ein erheblicher Informationsmangel was die andere Organisation kann und wo die Grenzen sind - da heisst es besser untereinander informieren. Wir (FF) arbeiten sehr eng mit unserem Rettungsdienst und der BF der angrenzenden Stadt zusammen und tauschen uns untereinander aus - einige von uns sind ja auch beruflich in den vorstehend genannten Organisationen tätig. Das geht über die Theorie hinaus und es werden zB. Schulungen bzw. Übungen in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst (z. B. RTW: wo befindet sich was und wie kann der Feuerwehrmann (SB) dem Retungsdienstler helfen bzw. etwas vorbereiten - sei es die fahrbare Krankentrage aus dem Fahrzeug holen oder "hol mir mal eben schnell ein Stiffneck in Größe XY). Die Schulungen/Übungen laufen natürlich nicht nur in einseitiger Richtung, sondern auch anders herum - so bekommen die "Turnschuh-Retter" auch aufgezeigt welche Schwierigkeiten für die Feuerwehr in der entsprechenden Lage bestehen und wo die Grenzen der Möglichkeiten sind. Wer z. B. mal eine Pkw-Tür in etwa Brusthöhe (weil das Fz. z. B. auf einer Leitplanke aufliegt und der Einsatz der Rettungsplattform aus Platzgründen nicht möglich ist) aufgespreizt hat weiss auch über die körperliche Belastung, die damit verbunden ist. Zum Glück gibt es auch überörtliche Seminarangebote (wie z. B. die Giffhorner Rettungstage), die mehrere Organisationen ansprechen (wenn natürlich auch mit gewählten Schwerpunkten). Auch über die Interessen der anderen BOS muss man sich im Klaren sein - so hat die Polizei sicherlich andere Aufgaben hinsichtlich der Strafverfolgung/Beweissicherung. Nur wenn sich alle darüber bewusst sind kann man das in die erforderlichen Einsatzmaßnahmen mit einbeziehen und entsprechend zusamen arbeiten. Ein Blick über den Tellerrand hat eigentlich noch Niemanden geschadet und hilft Missverständnisse zu vermeiden. Gerade als Profi sollte man dieses persönliche Interesse eigentlich verlangen können. Also einfach aufeinander zugehen und miteinander reden. @Coyota Die Einsatzhäufigkeit von "VU - Person klemmt" hängt aber auch stark von dem Einsatzgebiet ab. So sind die Helfer der Region Rehren/Auetal (BAB 2 in Niedersachsen) in den letzten Jahren sicherlich häufiger mit diesem Einsatzstichwort konfrontiert als die Kräfte einer Innenstadtwache in einer Großstadt. Gruß Stefan |
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Beitrag
#53
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Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Globaler Moderator Beiträge: 19648 Beigetreten: 17.04.2005 Mitglieds-Nr.: 9339 ![]() |
Man, da ist man mal zwei Tage beschäftigt und schon kommt man mit dem Lesen laum nach.
Zuersteinmal freue ich mich, dass der Autor des Textes den Weg hierher gefunden hat, vielen Dank für den Kommentar. Danke auch Coyota, daß sie die durchausinteressanten Daten über das Verhöltnis FFW - BF in den USA. Die 13% der Berufsfeuerwehren (letztendlich geht es ja um die Zahl der Mitglieder, nicht um die Zahl, wieviele Personen sie versorgen), relativieren, denke ich, das Verhältnis getöteter Freiwilliger zu getöteten Berufsfeuerwehrleuten ein wenig. Weitere Untersuchungen wären hier mal interessant, ansonsten kann man ja über die Korelationen nur mutmaßen. Übrigens eine sehr schöne "Aufarbeitung" des Einsatzes. Auch ich war über einige Schilderungen gestolpert. Ich möchte, um nicht in der Diskussion zu weit zurückzugreifen, jetzt nicht ausführlich meine Sicht darlegen. Sicherlich stellt sich so ein Einsatz aus Sicht eines Feuerwehrmannes anders da als aus Sicht eines RDlers. Doch vorallem habe ich mich die ganze ZEit gefragt, warum nicht mal ein RDler den Platz im Fahrzeug eingenommen hat, um zuallererst mal den Stifneck anzulegen. Aber na ja, was einem eben so auffällt. Dieser Thread schneidet so viele sehr interessante Themen an, worüber ich stundenlang diskutieren könnte. So auch hier: Zitat Wenn es Euch nicht gäbe, hätten wir schon längst Privatanbieter, die diesen Service mit bezahlten und vermutlich besser ausgebildetem Rettungsdienstpersonal machen würde. Da kann ich nur sagen: Pro mehr Privatisierung im Rettungsdienst. Mit dieser Meinung mache ich mich oft bei Kollegen nicht sonderlich beliebt, und auch im VP habe ich mal nach einer derartigen Aussage einen auf den Deckel bekommen, aber es wird Zeit, dass das völlig grundlose Monopol der Hilfsorganisationen aufgeweicht wird und man den Rettungsdienst dem freien Markt zugänglich macht. Langsam kommt die Sache ins Rollen und in vielen Teilen Deutschlands leisten private Rettungsdienste eine beachtliche Arbeit (natürlich leisten auch die HiOrgs gute Arbeit, aber darum geht es ja nicht). Aber ich denke, auch dieses Thema führt zu weit von der ursprünglichen Intention weg, vielleicht kommen wir ja in unserem schönen, neuen FWPOLRDTHW(gibt es Stefan eigentlich noch?)- Thread dazu, darüber zu diskutieren. So, back to topic: Zitat Es wird unterstellt, das wer es beruflich macht es ja zwangsläufig besser macht als eine® der es hobby-mäßig ausübt. Dem ist sicher nicht so! Es gibt sicherlich viele "interessierte Laien", die in einigen Bereichen besser sind als ein "Berufener". Dieses Zitat kann ich nur unterstreichen. Vorallem denke ich hier an (jetzige) Rettungsassistenten, die vor 30 Jahren in diesem Job als Krankenwagenfahrer angefangen haben, vom Zug der Zeit in puncto Ausbildung überholt wurden und daher in ihrem Beruf eingefrustet sind, und auch seit diesen 30 Jahren an keiner Fortbildung mehr teilgenommen haben. Es gibt die, die nach Schaffung des Ausbildungsberufes Rettungsassistent sich selbst den Anspruch gestellt haben, den neuen Anforderungen ihres Berufes gerecht zu werden, leider gibt es aber auch die, die auf den ganzen RTW verzichten könnten und für die auch ein Handkarren mit Pritsche reichen würde (könnte da Geschichten erzählen... ![]() Wie gesagt, da gibt es sehr viele Ehrenamtliche, die die Aufgabe besser erfüllen als solche Negativbeispiele des hauptamtlichen Rettungsdienstes, denn die erhenamltichen entscheiden sich ja immer wieder bewusst für die Ausübung ihrer Tätigkeit. Natürlich gibt es auch viele Heißdüsen, habe in einem anderen Forum gerade heute wieder einen neuen Thread entdeckt, in dem ein FFWler nach Blaulicht für seinen Privat-PKW fragt. Tja, die gibt es, und ich habe oft den Eindruck, je kleiner die Feuerwehr, desto größer der Anteil der "gefährlichen Freaks" ( klick ). Hier hofft man dann auf verantwortungsbewusste Führungskräfte, die ihre Heißdüsen im Zaum halten (das gilt übrigens sowohl für die Feuerwehr, als auch für die Sanitätsbereitschaften). Übrigens unbestritten, um nochmal auf die Diskussion über die Notwendigkeit freiwilliger Feuerwehren zurückzukommen, bleibt die nicht unbeachtliche soziale Funktion, vorallem in kleineneren Orten. Die FFW kann Mittelpunkt des Dorflebens sein, sie stärkt die Identifikation des Ortes und kann für junge Menschen eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe dort bieten, wo es wenig andere Aufgaben gibt. Ich glaube auch, dass die Feuerwehren gefährdete Jugendliche auffangen kann. Und, wie gesagt, ich halte das Ehrenamt für die Gemeinschaft an sich für eine ehrenvolle Aufgabe. Ich komme sehr gut mit den Feuerwehrleuten, mit denen ich so zu tun habe, zurecht, ich habe mit einigen schon sehr gut zusammengearbeitet, sei es, dass mir einer der FFWler die Trage geholt oder die Infusion gehalten hab, sei es, dass ich dem FFWler ein Gerät aus dem Fahrzeug geholt habe oderihm geholfen, Verkehrshütchen aufzustellen. Ich reagiere eben nur allergisch auf solche Heißdüsen (egal ob San oder FW), und bei einem solchen Text drängt sich der Verdacht für mich eben auf. mfG Durban -------------------- Proxima Estación: Esperanza.
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Beitrag
#54
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members Beiträge: 333 Beigetreten: 28.11.2007 Wohnort: Stuttgart Mitglieds-Nr.: 38650 ![]() |
Wie gesagt, da gibt es sehr viele Ehrenamtliche, die die Aufgabe besser erfüllen als solche Negativbeispiele des hauptamtlichen Rettungsdienstes, denn die erhenamltichen entscheiden sich ja immer wieder bewusst für die Ausübung ihrer Tätigkeit. Das Problem der Ehrenamtlichen liegt aber auch noch wo ganz anderst, Wir haben in unserer Bereitschaft (DRK) sehr viele die nur dazukommen, weil man live in der Schleyerhalle (Konzerte u.s.w.) im Daimlerstadion und noch vieles mehr, dabei sein kann. wenn dann mal wirklich ein Patient kommt, auch wenn es nur um eine Kopfschmerztablette geht, dann fangen sehr viele zu schlottern an. Natürlich gibt es auch die anderen, die in der Bereitschaft sogar die Ausbildung bis zum RS gemacht haben, und auch wissen um was es geht. Und diese können auch wirklich einem Patienten helfen. Allerdings ist das der kleinere Teil, der andere Teil sorgt für den schlechten Ruf, der verallgemeinert wird auf alle freiwilligen. -------------------- Gruß Uwe
Jeder Mensch sollte erst be- oder ver Urteilt werden wenn man Ihn persönlich kennengelernt hat. |
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Beitrag
#55
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Foren-Insider Beiträge: 2901 Beigetreten: 13.09.2003 Mitglieds-Nr.: 9 ![]() |
@Cookie: Hab mir mal die Wikipedia-Seite angesehen. Es gibt ja scheinbar nur wenige Löschfahrzeuge, die "Wasser an Bord" haben, wohl wegen des Gewichtes? Wieviel Wasser ist denn in so einem Fahrzeug dann maximal drin und für welche Art von Bränden reicht das aus? Ich bin zwar nicht Cookie, aber auch feuerwehrtechnisch vorbelastet. Eigentlich gibt es immer mehr Feuerwehrfahrzeuge, die Wasser an Bord haben. Beachten musst du dabei die Aufteilung der einzelnen Fahrzeugkategorien. Ohne genaue Zahlen zu kennen, würde ich meinen dass die LF und HLF zahlenmäßig den weitaus größten Anteil der Fahrzeuge stellen. Als Neuanschaffungen hast du bei den Löschfahrzeugen fast nur noch Fahrzeuge mit Wassertank. Hier nun wieder muss man zwischen alter und neuer Norm unterscheiden; in früheren Jahren gab es sehr viele LFs ohne Wassertank, von denen auch noch eine ganze Menge im aktiven Einsatzdienst stehen. Bei meiner ehemaligen Hauptwache wird erst jetzt Ende März das letzte LF ohne Wasser an Bord ausgemustert werden und durch ein neues LF20/16 ersetzt werden. An der Bezeichnung kannst du schon sehen, ob die Fahrzeug Wasser an Bord haben - die Zahl hinter dem Schrägtisch gibt mit 100 multipliziert die Literzahl an, die lt. Norm enthalten sein muss. Es kann aber auch mehr sein. Dann gibt es aber noch eine ganze Menge Sonderfahrzeuge wie Drehleiter und Rüstwagen und noch viele weitere Typen, die aber zahlenmäßig wesentlich weniger verbreitet sind. Und zu deiner zweiten Frage. Bisher war das TLF24/50 mit 5000 Litern Wasser an Bord das größte genormte wasserführende Fahrzeug, nun ist es das TLF20/40 mit 4000 Litern das größte Fahrzeug. Soweit ich weiß gibt es aber speziell bei den Werksfeuerwehren und bei den Flughafenwehren auch Sonderfahrzeuge mit noch größerem Tank. Die vordere Zahl wiederum gibt mit 100 multipliziert die maximale Pumpenleistung pro Minute an - ein TLF24/50 wäre also bei voll aufgedrehter Pumpe innerhalb von 2 Minuten leer, teilweise sogar noch schneller, weil die Pumpen mehr als die genormte Leistung bringen. Das wird aber wiederum so nicht passieren, weil du dafür einen ganz schön ordentlichen Schlauchaufbau brauchst um die Wassermenge wegzubekommen. Für kleinere Brände können die 1600 Liter aus den Standardfahrzeugen schon für einen ordentlichen Erstangriff reichen, bis die restliche Wasserversorung steht. Einen PKW wirst du auch mit 1-2 wasserführenden Fahrzeugen ausbekommen können, genauso wie die gerne und häufig brennenden Papiercontainer. Bei einer Gartenhütte oder gar einem Wohnhaus ist das Wasser aus dem Tank aber meist kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Für den Erstangriff gut, für den weiteren Angriff muss Wasser her. Problematisch wird es, wenn kein Anschluss an die Wasserversorgung am Einsatzort möglich ist und der Brand größer ist. Wenn in überbrückbarer Distanz eine ordentliche Wasserentnahme möglich ist, dann wird eben mit Schlauchleitungen das Wasser auch mal kilometerweit mit zwischengeschalteten Pumpen transportiert. Weitere Möglichkeit ist möglichst viel Tankfahrzeuge der nächsten Wehren zu alarmieren und einen Pendelverkehr einzurichten, wird auch immer mal wieder praktiziert. Und gerade auf dem Land helfen dann auch mal die Bauern mit ihren fahrbaren Wasseranhängern mit. Puh, ich hoffe du hast wenigstens ein bisschen etwas verstanden. Falls nicht, einfach nochmal nachhaken. -------------------- Irren ist menschlich; aber wenn man richtig Mist bauen will,
braucht man einen Computer!! (Ein CBS-Reporter) Es kommt nicht darauf an was A sagt, sondern was B versteht. |
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#56
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Foren-Insider Beiträge: 15124 Beigetreten: 08.09.2004 Wohnort: Stuttgart Mitglieds-Nr.: 5436 ![]() |
Das Problem der Ehrenamtlichen ist nicht nur auf solche Dienste beschränkt.
Das existiert fast überall. Das grundlegende Problem ist meistens ein falsches Selbstverständnis und fehlende Einbindung. Das von @Stefan B. aus L beschriebene Szenario ist äusserst vorbildlich, aber leider nicht die Regel. Und dann haben eben die besagten Heissdüsen (tolles Wort) und Leute mit Helfersyndrom die Nase vorn. Das schadet sowohl dem Image als auch der Organisation. -------------------- Gruß Kai
---------------------- "Feminismus im Jahr 2014 ist nicht mehr als "ein Haufen gemeiner Mädchen auf Twitter"." Camille Paglia, Professorin für Geistes- und Medienwissenschaft, USA - Mehr dazu? |
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#57
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 8126 Beigetreten: 13.06.2006 Mitglieds-Nr.: 20252 ![]() |
Zitat So, jetzt sind wir ziemlich OT gekommen und der normale VP-Leser gähnt vermutlich schon? Nö, eigentlich genau das Gegenteil. Ich fand die gegensätzlichen Positionen doch extrem interessant, gerade auch deswegen weil ich aus keiner Seite über irgendwelche berufliche oder ehrenamtliche Erfahrungen verfüge. ![]() ![]() ![]() -------------------- _/ _/_/_/_/_/_/_/_/_/_/
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Beitrag
#58
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 2497 Beigetreten: 03.04.2007 Wohnort: Wo man auch abends noch Moin sagt Mitglieds-Nr.: 30273 ![]() |
Auch wenn Chris ja schon was dazu geschrieben hat, so will ich trotzdem auch nochmal...
![]() @Cookie: Hab mir mal die Wikipedia-Seite angesehen. Es gibt ja scheinbar nur wenige Löschfahrzeuge, die "Wasser an Bord" haben, wohl wegen des Gewichtes? Wieviel Wasser ist denn in so einem Fahrzeug dann maximal drin und für welche Art von Bränden reicht das aus? Stimmt, nicht jedes Feuerwehrfahrzeug ist auch wasserführend. Im groben gibt es zwei Kategorien von Fahrzeugen, welche Wasser mitbringen. Das sind einmal die Angriffsträger und zum zweiten natürlich die Tanklöschfahrzeuge. Als Angriffsträger bezeichnet man die Fahrzeuge, welche gemäss AAO (Alarm- und Ausrückordnung) als erstes ausrücken und mindestens solange den Erstangriff fahren können, bis sie von nachfolgenden Ergänzungsfahrzeugen unterstützt werden. Dazu müssen sie keine riesigen Mengen an Wasser mitschleppen, sondern nur soviel, wie nötig ist um solange autonom arbeiten zu können, bis eine stabile Wasserversorgung aufgebaut ist. Wie diese Wasserversorgung dann wiederum aussieht, ist ausgesprochen variabel. Normalerweise wird der nächste Hydrant (Über- oder Unterflur) angezapft, und zwar noch vom Erstangreifer selbst. Das sieht so aus, dass ein Trupp nach Ankunft an der Einsatzstelle sofort eine Leitung vom Fahrzeug bis zum Verteiler (am Verteiler wird der B-Schlauch, welcher vom Fahrzeug abgeht, auf bis zu drei C-Schläuche aufgeteilt. In der Regel wird der Verteiler kurz vor der Rauch- oder Gefahrengrenze gesetzt, bei einem Hausbrand z.B. etwa 5-10 Meter vor der Haustür) legt und der Angriffstrupp sich dann vom Verteiler aus seine Leitung selbst aufbaut. Der Maschinist kann dann schon bis zum Verteiler Wasser aus dem Fahrzeugtank geben und der Trupp, welcher vorher den Verteiler gesetzt hat, baut gleich anschliessend die Wasserversorgung zum Fahrzeug hin auf. Wie der Standardangriff genau aussieht, will ich hier aber nicht in allen Details darlegen, das würde den Rahmen um ein Vielfaches sprengen. Schau´ dir mal die FwDV 3 an. Das ist die entsprechende Vorschrift, welche das genau regelt. Ist auch nicht allzu trocken zu lesen. Ab Seite 18 ("5.5 Einsatzablauf") ist beschrieben, wie der Standardlöschangriff auszusehen hat. Als Faustformel sagt man, dass sich ein Erstangreifer ganz grob eine Minute bei voller Pumpenleistung selbst versorgen können sollte. In der Realität hat man dann etwas mehr Zeit, weil beim klassischen Wohnungsbrand nicht sofort die volle Pumpenleistung von Anfang an benötigt wird. Es geht ja erstmal nur ein Trupp vor, und der braucht in der Regel höchstens um die 150-400l pro Minute. Und selbst der braucht nicht sofort von Anfang an Wasser, sondern muss sich ja erstmal bis zum Brandherd vorarbeiten. Alles in allem hat man also eine ausreichende Reserve an Bord. Trotzdem sollte die Wasserversorgung vom Hydranten zum Fahrzeug nicht länger als 180 Sekunden dauern. Das ist in der Stadt, wo es i.d.R. mindestens alle 200 m einen Hydranten (meistens Unterflur) gibt, kein grosses Problem. Dazu führen die klassischen Erstangreifer wie LF 16/12 oder HLF 20/16 am Heck eine Schlauchhaspel mit, mittels derer man eine Versorgungsleitung schnell aufbauen kann. An der Haspel kann man als Laie übrigens einen Erstangreifer erkennen, denn das sind die einzigen Feuerwehrfahrzeuge, welche eine Haspel mitführen. In der Pampa kann das natürlich schon schwieriger werden, und hier gilt im Zweifelsfall, dass man halt solange warten muss, bis die Wasserversorgung steht. Notfalls über "Wasserversorgung offenes Gewässer" mittels spezieller Saugschläuche. Das kann aber durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen, weil das herstellen einer Saugleitung nicht unbedingt so trivial ist, wie es von aussen aussehen mag und noch dazu eher selten vorkommt. Um deine zweite Frage nach der Menge des Wassers und den damit bekämpfbaren Bränden zu beantworten: Kommt drauf an. ![]() Es gibt derzeit drei genormte Erstangreifer: Da ist zum einen das TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser, das kleinste genormte Fahrzeug in Deutschland. Hat keine fest eingebaute Pumpe, sondern nur eine sogenannte Tragkraftspritze. Diese wiegt um die 190 Kg, wird von vier Mann in Stellung gebracht und kann etwa 1000l/Minute fördern), welches laut Norm über mindestens 500l Wasser verfügt. In der Realität haben die meist so um die 750l dabei. Dann ist da noch das LF 10/6, welches über eine festeingebaute Pumpe (und meist noch eine zusätzliche Tragkraftspritze) verfügt und nach Norm mindestens 600, maximal 1000l Wasser mitführt. Last but not least gibt es dann noch das (H)LF 20/16, welches mindestens 1600l, maximal 2400l dabei hat. Die meisten haben so um die 2000l. Dann gibt es noch drei genormte Tanklöschfahrzeuge (TLF 16/24-Tr, TLF 20/40 und TLF 20/40-SL), welche mindestens 2400l (TLF 16/24-Tr) respektive 4000l (TLF 20/40 und TLF 20/40-SL) an Bord haben. Als dritte Gruppe gibt es dann die GTLF (Großtanklöschfahrzeuge). Diese sind allerdings nicht genormt und werden individuell gebaut. Daher kann man hier auch nicht sagen, welche Wassermenge mitgeführt wird. Es sind in der Regel aber deutlich über 5000l. Die nach Norm mitgeführten Wassermengen werden aber natürlich nicht frei ausgewürfelt, sondern haben schon ihren Sinn. So reicht die Menge des kleinsten Normfahrzeugs, dem TSF-W, um kleine Entstehungsbrände, Müllcontainer u.ä. zu löschen. Ein LF 10/6 hingegen kann mit Bordmitteln (600l) einen PKW in Vollbrand löschen. Wird die Tankgrösse bis an das normmässig erlaubte Maximum von 1000l ausgereizt, so kann man von einem LF 10/6 aus sogar schon einen Innenangriff beginnen, bevor eine unabhängige Wasserversorgung steht (die parallel dazu natürlich trotzdem zwingend aufgebaut werden muss). Als Faustformel für solch ein Vorgehen setzt man etwa 1000l Tankgrösse pro vorgehendem Trupp an. Das (H)LF 20/16 hingegen schleppt mindestens 1600l Wasser mit. Laut der sogenannten Wibera-Statistik können etwa 85% aller Brände mit 1200l Wasser bekämpft werden. Das (H)LF 20/16 führt also mindestens diese Menge plus eine kleine Reserve (schließlich geht durch die Füllung der Schläuche sowie der Pumpe bereits einiges an Wasser "verloren") mit. Für alles darüber muss das Wasser dann vom Hydranten kommen. Zitat Ich denk halt so an Brände in einem einzelstehenden Gehöft oder Ferienhaus, bei dem keine natürliche Wasserquelle in der Nähe ist. Was macht ihr dann eigentlich, wenn ihr kein Löschwasser habt? Eigentlich sollte das nicht passieren, denn dann hat der VB (Vorbeugender Brandschutz) geschlafen. ![]() Zum zweiten gibt es noch die Möglichkeit, Pendelverkehre mit TLFs aufzubauen. Dazu werden an der Einsatzstelle grosse Behälter aufgebaut (viele Feuerwehren führen dazu Faltbehälter mit, die so ca. 10.000l aufnehmen können, bei uns z.B. haben wir dafür spezielle wasserdichte Mulden, welche mittels eines Wechselladerfahrzeuges an der Einsatzstelle abgesetzt werden), in welche die TLFs dann ihre Tanks entleeren. Sind die Tanks leer, fahren sie wieder zurück zur nächstmöglichen Wasserversorgung und das Spiel beginnt von vorne. Sowas heisst bei uns dann immer "die grosse Tankersternfahrt", weil für solche Geschichten oft zig TLFs aus dem ganzen Landkreis alarmiert werden und sich sternförmig auf die Einsatzstelle zubewegen. In der Nähe der Einsatzstelle wundern sich Laien dann oft, warum ihnen ständig Feuerwehrfahrzeuge mit Sondersignal begegnen, welche kurioserweise mal in die eine, mal in die andere Richtung unterwegs sind. ![]() Zitat Wie ist das eigentlich in Deutschland außerhalb der Städte oder Orte mit "Hydranten" (damit meine ich jetzt auch diese unterirdischen Zapfstellen)? Ist in der Nähe eines Hauses, das an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen ist, dann auch ein Hydrant? Diese unterirdischen Zapfstellen nennen sich Unterflurhydrant und sind eigentlich die Standardhydranten in Deutschland. Überflurhydranten, wie man sie z.B. aus den USA kennt, sind hierzulande eher selten. Um einen Unterflurhydranten anzuzapfen, setzen wir das sogenannte Standrohr, mittels dem wir Wasser aus der Leitung entnehmen können. Das ist ganz normales Trinkwasser aus der ganz normalen Trinkwasserleitung, d.h. wenn Häuser mit Anschluss an das öffentliche Trinkwasserversorgungsnetz in der Nähe sind, gibt es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch Unterflurhydranten in der Nähe. Du hast bestimmt schonmal ein Hydrantenschild gesehen, wusstest aber bloss nichts damit anzufangen. Die Dinger sehen so aus: Klick mich. An diesem Schild kannst du z.B. erkennen, dass sich der Hydrant, wenn du direkt vor dem Schild stehen würdest, 3,5m hinter dir und 4,5m rechts von dir befindet. An dieser Stelle müsstest du dann einen ovalen Deckel in der Strasse sehen können, auf dem "Hydrant" steht. Hier ein Beispielbild. Auf diesen Deckeln bitte nicht parken. ![]() ![]() Da die Unterflurhydranten übrigens wie gesagt das ganz normale Trinkwassernetz anzapfen, kann es bei hohen Entnahmemengen schonmal zu Problemen bei der Trinkwasserqualität umliegender Bebauung kommen. Werden durch die Feuerwehr hohe Mengen benötigt, so wird meist der Wasserversorger benachrichtigt, damit er den Druck erhöhen kann. Durch diesen erhöhten Druck (da kommen schon gewaltige Kräfte zusammen) kann es aber passieren, dass Ablagerungen, welche sich über viele Jahre an die Rohrwände angesetzt haben, mitgerissen werden und sich mit dem Wasser vermischen. Bei einem Brand mit hohem Löschwasserbedarf haben daher umliegende Häuser oft das Problem, anschliessend erstmal eine Zeitlang braune Brühe aus dem Wasserhahn zu bekommen. -------------------- Feuerwehr - Wir machen auch Hausbesuche! Kostenlose bundesweite Hotline, 24h am Tag erreichbar!
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Beitrag
#59
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 9137 Beigetreten: 15.12.2004 Mitglieds-Nr.: 7279 ![]() |
Hallo Forum,
![]() ich hab leider keine Zeit, länger zu schreiben (hoher Besuch naht!), wollte aber sagen, daß ich die Erklärungen von Chris und Cookie wirklich superinteressant und mitreissend finde!!! Hab eine Menge gelernt daraus, auch was die Zahlen der Fahrzeugnamen bedeuten, also wirklich gaaaaaanz herzlichen Dank für die Mühe, das so genau aufzuschreiben! Solche Berichte, vielleicht ein bißchen mit den Emotionen (wo zum Teufel ist der Hydrant... hoffentlich krieg ich die Leiter richtig ran an den Balkon...), die ein Feuerwehrmann bei solchen Einsätzen hat -das fände ich das richtige Thema für Texte zur Feuerwehr, welche die Öffentlichkeit informieren und interessieren sollen. Als Laie weiß man ja gar nicht, was hinter so einem Löscheinsatz alles an Logisitk und Teamwork steckt. Was mich wunderte: Cookie schreibt, mit 600 l kann man schon einen PKW-Vollbrand löschen. Das kommt mir total wenig vor. ![]() ![]() Später mehr, auch zu den anderen Posts! Gruß von COYOTA ![]() -------------------- Life is simple: eat, sleep, save lives !
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Beitrag
#60
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 2497 Beigetreten: 03.04.2007 Wohnort: Wo man auch abends noch Moin sagt Mitglieds-Nr.: 30273 ![]() |
Solche Berichte, vielleicht ein bißchen mit den Emotionen (wo zum Teufel ist der Hydrant... hoffentlich krieg ich die Leiter richtig ran an den Balkon...), die ein Feuerwehrmann bei solchen Einsätzen hat -das fände ich das richtige Thema für Texte zur Feuerwehr, welche die Öffentlichkeit informieren und interessieren sollen. Als Laie weiß man ja gar nicht, was hinter so einem Löscheinsatz alles an Logisitk und Teamwork steckt. Jo, die meisten Laien denken sich nur "so´n bißchen Wasser auf´s Feuer spritzen kann doch wohl jeder". Stimmt, kann wirklich jeder. Was jedoch dazugehört, um das erstmal zu ermöglichen, weiss allerdings kaum jemand. Die wenigsten können sich vorstellen, wie umfangreich die Ausbildung ist und dass man durchaus einiges im Köpfchen haben muss. Ich behaupte einfach mal von mir selbst, nicht unbedingt der Dümmste zu sein (habe schließlich Abitur und Studium hinter mir), dennoch kam ich einige Male an meine intellektuellen Grenzen. Für alles muss man irgendeine Formel im Kopf haben, ständig gilt es etwas unter enormen Zeitdruck im Kopf zu berechnen. Das sieht man natürlich von aussen nicht. Da sieht man nur die Feuerwehrleute rumstehen und denkt sich "na, das könnte ich wohl auch noch so grade". Dazu gibt es einen interessanten Blog, in welchem ein angehender Feuerwehrmann von seiner Ausbildung erzählt. Ich find´s echt lesenswert, zumal es bei mir so manche Erinnerung hochkommen ließ. Link: http://buschi-wird-feuerwehrmann.blog.de Zitat Was mich wunderte: Cookie schreibt, mit 600 l kann man schon einen PKW-Vollbrand löschen. Das kommt mir total wenig vor. ![]() ![]() Ja, das reicht fast immer. Wenn nicht grade exotische Werkstoffe wie z.B. Magnesium verbaut sind und der Strahlrohrführer einigermassen weiss was er tut, dann langt das allemal. Wir verwenden sogenannte Hohlstrahlrohre, welche nichts mit dem Gardena-Gartenschlauch gemein haben. Diese Strahlrohre verbrauchen - wenn man korrekt daran ausgebildet ist - verblüffend wenig Wasser bei einer sehr hohen Löschwirkung. Ganz kurz und sehr grob verinfacht gesagt erzeugen diese Strahlrohre einen Wasserring, so dass ich quasi einen hohlen Strahl habe (daher auch der Name). Dieser Hohlraum wird jetzt mit feinsten Wassertröpfchen aufgefüllt, deren Grösse so dimensioniert wird, dass sie die Wärmeenergie des zu bekämpfenden brennenden Objekts optimal aufnehmen. Zusätzlich kann dann noch die Durchflussmenge reguliert werden, die bei einem PKW-Brand so um die 130-150l/min liegen sollte. Das würde mir also bei einem 600l-Tank fast vier Minuten Löschzeit geben. Das reicht eigentlich aus, um einen PKW fachgerecht abzulöschen. Überhaupt sind PKWs eher einfache Brandobjekte, bei denen man nur wenige Dinge beachten muss. Ein PKW-Brand gilt bei der Feuerwehr als Kleinbrand, während die aufgeregten Anrufer das oftmals ganz anders sehen... ![]() Übrigens haben Hohlstrahlrohre ihren Hauptanwendungsbereich eigentlich beim Innenangriff von Wohnbebauungen. Hier sollen sie helfen, den Wasserschaden so gering wie möglich zu halten. Wenn der Rohrführer gut ausgebildet ist, klappt das auch ganz wunderbar. Ich habe schon abgelöschte Wohnungen gesehen, da hat man fast gar kein Wasser erkannt, weil die abgegebene Wassermenge nur so hoch war, dass sie grade eben reichte um die Energie des Brandes aufzunehmen. Die Zeiten, in welchen durch Löschwasser mehr Schaden angerichtet wurde als durch das Feuer selbst, sind glücklicherweise schon lange vorbei. Einzige Ausnahme sind natürlich Gebäude, die eh schon nicht mehr zu retten sind. Hier wird dann im Zweifel (Schutz der Nachbarbebauung z.B.) die ozeanische Löschmethode gewählt: Oben mit allem fluten, was man hat, und wenn das Wasser, welches unten wieder rauskommt die gleiche Temperatur hat wie das, was man oben reingegeben hat, dann ist der Brand gelöscht. ![]() Wenn´s mal nicht zu schützen gibt, dann kann es durchaus sogar sein, dass man erst gar nicht löscht. Das Gebäude ist eh komplett verloren, also muss man nicht noch wertvolles Trinkwasser verschwenden. Das einzige Problem dabei ist, dass sowas in der Öffentlichkeit immer sehr schlecht ankommt. Man erwartet halt von uns, dass wir ankommen, auspacken und anfangen zu löschen, egal ob sinnvoll oder nicht. -------------------- Feuerwehr - Wir machen auch Hausbesuche! Kostenlose bundesweite Hotline, 24h am Tag erreichbar!
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Beitrag
#61
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Neuling Gruppe: Members Beiträge: 5 Beigetreten: 21.02.2008 Mitglieds-Nr.: 40323 ![]() |
Zitat Osnabrück Stadt, wo Du ja für die BF arbeitest, hatte lt. Unfallstatistik im ganzen Jahr 2006 80 Schwerverletzte durch Verkehrsunfälle. "Schwerverletzt" ist in solchen Statistiken übrigens jeder Patient, der in eine Klinik eingeliefert wird -auch wenn er eine Stunde später wieder heimgeht. Von den 80 Schwerverletzten waren 29 Radfahrer (Fußgänger nicht angegeben), die schwerlich klemmen. Dürften also noch etwa 40 Patienten im Jahr beim Unfall in einem Fahrzeug gesessen haben. Selbst wenn 25% von denen klemmen, haben wir pro Jahr nur 10 VU mit Klemmer in Osnabrück und irgendwann muß selbst ein FW-Mann mal schlafen... Und du solltest vorsichtig mit Ferndiagnosen sein. Neben der BF bin ich bei einer weiteren FF und zudem bin ich als Fachberater "Technische Rettung" im Landkreis eingesetzt. Im Schnitt komme ich auf einen realen VU PKL alle 1-2 Monate, zu denen ich auch aus der Freizeit heraus komme und dort berate oder dokumentiere. Es wäre nett, wenn du mir nicht dauernd die Expertise absprechen würdest. Wenn du seit 2002 einen "richtigen VU" im Jahr hattest, dann sind das 6. Bei mir sind es selbst bei vorsichtigster Betrachtung 50-60 fiese VU seit 1997. Soviel zur Frage der Erfahrung. Es gibt übrigens ne Menge FF z.B. ab der A1 oder A2, die schwere VU mehrmals im Jahr haben. Aus deinen Angabenn heraus wäre es ja auch überlegenwert, Traumateams wie in Holland einzuführen, wenn die NA wirklich im Schnitt "so wenig" Erfahrung mit VU haben. Zitat Ich arbeite übrigens nach den Therapieempfehlungen der Arbeitsgemeinschaft in Norddeutschland tätigen Notärzte. Sehe ich keinen Widerspruch. Da steht dick und fett "Traumamanagement ist gleich Zeitmanagement". Die Studien, in denen "Load and go"-Traumapatienten eine deutlich bessere Prognose wie "Stay and Play" Patienten haben, sind bekannt?Und nein, ITLS bzw. ATLS empfielht eher eine Beschränkung der medizinischen Maßnahmen auf das absolut notwendige zugunsten einer schnellen Rettung und eines schnellen Transports. Das mit dem Dach abmachen bei Nackenschmerzen ist das uralte "Hamburger Modell". Grüße, Jan Der Beitrag wurde von jansued bearbeitet: 24.02.2008, 17:17 |
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#62
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 15896 Beigetreten: 05.02.2008 Wohnort: Vussem bei Mechernich bei Euskirchen zwischen Köln, Bonn und Aachen Mitglieds-Nr.: 39938 ![]() |
Jo, die meisten Laien denken sich nur "so´n bißchen Wasser auf´s Feuer spritzen kann doch wohl jeder". Stimmt, kann wirklich jeder. Aber wohl nur mit der Gartenspritze. Ein C-Rohr bei vollem Schub müssen schon zwei Mann halten wegen dem Rückstoß, und sollte es sich doch mal "selbstständig machen", kann es schon Leute erschlagen. Das weiß sogar ich als Feuerwehr-Laie. Mit HLF und TLF war ich dann doch auf dem Holzweg, dachte halt ein "Standard-Feuerwehrwagen" mit Pumpe, Tank, Mannschaftskabine, ein paar Anstellleitern obendrauf und viel "Feuerwehrkrempel" drin sei ein TLF. ![]() -------------------- "Es stimmt, die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten."
Konstantin Ziolkowski, russischer Raumfahrttheoretiker "Bildung ist das, was übrigbleibt, wenn man alles vergessen hat, was man gelernt hat." Werner Heisenberg, deutscher Physiker und Nobelpreisträger Reverse Engineering Modification: Imitation of "Imitation Of Life".... Für alle die Holländisch können: .... de negen oplichters .... dronken mensen en kinderen spreken altijd de waarheid. Sightseeing Brüssel: Kongreßplatz, Botanischer Garten, Kunstberg. Sightseeing Casablanca |
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#63
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 9137 Beigetreten: 15.12.2004 Mitglieds-Nr.: 7279 ![]() |
@Cookie: danke für die weiteren spannenden Erklärungen, das ist ja wirklich faszinierend, was da an Technik dahintersteckt! Diese Hohlstrahlrohre sind eine tolle Erfindung, da hat sich jemand wirklich was gedacht!
@Jan: Unsere Diskussion wird durch eine Sache sehr erschwert: Du benutzt Fachbegriffe aus Rettungsmedizin und Feuerwehr mit sehr eigenwilligen Definitionen, während ich die allgemein geltenden Definitionen verwende. Daher reden wir teilweise ziemlich aneinander vorbei. Im Schnitt komme ich auf einen realen VU PKL alle 1-2 Monate, zu denen ich auch aus der Freizeit heraus komme und dort berate oder dokumentiere. Es wäre nett, wenn du mir nicht dauernd die Expertise absprechen würdest. Wenn du seit 2002 einen "richtigen VU" im Jahr hattest, dann sind das 6. Bei mir sind es selbst bei vorsichtigster Betrachtung 50-60 fiese VU seit 1997. Soviel zur Frage der Erfahrung. Das meine ich mit „aneinander vorbeireden“. Ich schrieb, daß ich etwa einmal im Jahr einen Schwerstverletzten (Polytrauma-)Patienten versorge, der noch dazu im Fahrzeug eingeklemmt ist, also einen Patienten, wie Du ihn in Deinem Text beschreibst. Du sagst, alle 1-2 Monate in irgendeiner Form an einem realen VU PKL (Verkehrsunfall, Person klemmt) beteiligt zu sein. Das ist aber nicht dasselbe. VU PKL hab ich auch alle 1-2 Monate. Dazu noch diverse Polytraumen, die nicht klemmen oder bei Unfällen außerhalb des Straßenverkehrs passieren Meine Anästhesie-Ausbildung habe ich an einem der größten Traumazentren Deutschlands gemacht, Notarzt fahre ich seit 1989, nicht erst seit 2002. Ich spreche Dir nicht die Expertise ab, aber ich glaube Dir nicht, daß Du einmal im Monat ein schweres, eingeklemmtes Polytrauma versorgst, wie Du es in den vorangegangenen Posts darstellst. Und ich besitze die Arroganz zu behaupten, daß ich von der medizinischen Polytrauma-Versorgung vermutlich mehr Ahnung habe, als Du. So wie Du vermutlich eine Menge mehr Ahnung von den Möglichkeiten der technischen Rettung hast, als ich. Zitat Aus deinen Angabenn heraus wäre es ja auch überlegenwert, Traumateams wie in Holland einzuführen, wenn die NA wirklich im Schnitt "so wenig" Erfahrung mit VU haben. Das fände ich eine tolle Sache, aber das kann vermutlich keiner bezahlen! Und dann könnte ich genauso fordern, überall eine auf die Rettung schwerstverletzer Klemmer spezialisierte Feuerwehrtruppe vorzuhalten, weil die durchschnittliche Feuerwehr vermutlich genauso wenig Routine mit so was hat. Zitat . Da steht dick und fett "Traumamanagement ist gleich Zeitmanagement". Ich glaube, das ist der nächste Punkt, an dem wir aneinander vorbeireden. Bereits aus Deinem Text klang sehr heraus „schnell, schnell, wir müssen ihn rausholen, das ist die einzige Rettung, sonst stirbt er“! Ich würde es aus Notarztsicht eher so ausdrücken „ich muß jetzt die notwendigen Therapiemaßnahmen in möglichst kurzer Zeit oder zeitgleich mit der technischen Rettung abwickeln, damit der Patient diese Rettung aus dem Fahrzeug mit möglichst geringen Akut- oder Folgeschäden übersteht“. Vielleicht wären wir uns gar nicht so uneinig in dem, was wir jeweils sagen, wenn wir es genauer ausdiskutieren könnten, aber das geht hier wirklich zu weit OT. Natürlich ist Traumamanegement ein Zeitmanagement. Aber Zeitmanagement bedeutet nicht, jeden Patienten so schnell wie möglich aus dem Auto rauszerren und in die Klinik zu rasen (das nennt man Load and Go =Einladen und losfahren). Zeitmanagement bedeutet, unter ständiger Berücksichtigung der Zeitschiene die Ziele der präklinischen Therapie zu erreichen. Das heißt, Atmung sichern, eine konsequente Prävention oder Behandlung des akuten Schockzustandes mit Infusionen und falls erforderlich Schmerzmitteln und Vermeidung von Gewebe- oder Organschäden. Zeitmanagement bedeutet auch, alle nicht unbedingt zur Sicherung der obigen Therapieziele notwendigen Maßnahmen zu unterlassen, weil sie eben wertvolle Zeit kosten würden (das würde man dann Stay and Play =bleibe und spiele/behandle! nennen). Zitat Die Studien, in denen "Load and go"-Traumapatienten eine deutlich bessere Prognose wie "Stay and Play" Patienten haben, sind bekannt? Nenne mir bitte auch nur eine einzige deutsche Studie, die evidenz-basiert die Überlegenheit eines der Systeme propagiert! Die meisten Studien zu dem Thema kommen aus den USA und sind sehr kritisch zu bewerten bzw. nicht ohne weiteres auf die hiesigen Rettungsdienstsysteme umzulegen. In Amerika gibt es keine Notärzte und viele Studien wurden im städtischen Gebiet mit sehr kurzen Fahrtzeiten gemacht. Teilweise wurden auch als "Run"-Patienten solche verglichen, die von Privatleuten oder Polizei ohne jegliche Versorgung direkt in eine Klinik gefahren wurden, wobei zwischen Trauma und Klinikaufnahme meist weniger als 10 min lagen. Die hatten bei Verletzungen, bei denen auch bei uns die Load-and-Run-Indikation besteht, ein besseres Outcome, als vom Rettungsdienst versorgte Patienten. In den USA haben ca 25-35% aller Polytraumapatienten penetrierende Verletzungen (Eindringen von Fremdkörpern in den Körper), also z.B. Schuß- oder Stichwunden. Auch bei diesen Patienten hat man bei kurzen Transportwegen in Studien einen Überlebensvorteil für Scoop and Run gefunden. Der hohe Anteil dieser Patienten in allgemeinen Polytrauma-Studien zeigt dann einen vermeintlichen Vorteil für alle Polytraumen an. In Deutschland haben nur 4-6% der Polytraumen diese Art von Verletzung, daher lassen sich die Ergebnisse nicht einfach auf uns übertragen. In Deutschland wird die Polytraumaversorgung mittlerweile eher mit „treat and run“ (behandle und renne) empfohlen, wobei nach Verletzungsmustern und vor allem auch den logistischen Gegebenheiten differenziert wird, ob eher in Richtung "treat" oder "run" vorgegangen wird. Ich schreib das nicht, um Dich zu belehren, sondern weil ich das selbst interessant finde! Eine ganz tolle und gut verständliche Darstellung dieser Methode findest Du in dieser Powerpoint-Präsentation aus 2007, die übrigens die Berliner FW veröffentlicht hat (Achtung, 3,3 MB). Übrigens auch eine Sache, bei der wir vielleicht von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen, sind unsere Arbeitsgebiete. Ich habe sehr lange Anfahrten zu Häusern der Regel- oder Maximalversorgung, die man für Polytraumata braucht. Ihr habt in Osnabrück ein solches Haus der Maximalversorgung, dazu in Bielefeld und Münster. Bei uns sind es je nach Standort mindestens 35 bis zu 60 km Anfahrt. Natürlich hol ich deshalb so oft es geht den Rettungshubschrauber, aber bei Schlechtwetter oder nachts muß ich den Landweg nehmen. Ein Scoop and Run geht damit schon fast nicht mehr… diese Patienten haben echt schlechte Karten ![]() Abschließend möchte ich nochmal was zum Ausgangsthema sagen. Ich hab auch im Rahmen meiner Antworten Deinen Text jetzt mehrfach gelesen. Er ist wirklich gut geschrieben, da krieg auch ich ein bisschen „Einsatz-Adrenalin“ in die Adern, wenn ich es lese und sitze sozusagen neben Dir im Unfallauto, zittere mit. Und alleine das so mitreißend zu Schreiben ist echt eine Kunst, dafür vollen Respekt!!! ![]() Gruß von COYOTA ![]() Der Beitrag wurde von Coyota bearbeitet: 25.02.2008, 09:18 -------------------- Life is simple: eat, sleep, save lives !
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Beitrag
#64
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Neuling Gruppe: Members Beiträge: 5 Beigetreten: 21.02.2008 Mitglieds-Nr.: 40323 ![]() |
Hallo!
Das du mehr Erfahrung mit der Versorgung von Polytraumen hast wie ich hoffe ich sogar ;-) Ansonsten liegen unsere Standpunkte gar nicht weit auseinander und sind natürlich eng mit den verschiedenen System verbunden, in denen wir arbeiten. Aber in einem Punkt muss ich insistieren: Leider habe ich alle 4-8 Wochen doch einen VU PKL mit einem wirklich schwerverletzten Patienten, der in die Kategorie "Schnelle Rettung" fällt. Die "Door Jobs" und anderen Kleinigkeiten kommen dazu, sind aber meistens erledigt, bevor ich da bin. Ansonsten Danke und ich werde mich bemühen, das nächste Mal mehr Wert auf die medizinsichen Details zu legen.. Grüße, Jan |
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Beitrag
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Zitat Was mich wunderte: Cookie schreibt, mit 600 l kann man schon einen PKW-Vollbrand löschen. Das kommt mir total wenig vor. ![]() ![]() Ich glaube, das geht sogar noch schneller und mit noch weniger Wasser. Beim "Tag der offenen Tür" unserer Feuerwehr, die wir schon fast aus Tradition stets besuchen, wird immer wieder dieses Wasserschußgerät demonstriert. Das ganze ist mehr oder weniger eine Hochdruckwasserkanone... Die Jungs zünden einen PKW an und lassen ihn so richtig schön brennen, bis der gesamte Innenraum ein Flammenmeer ist. Dann kommt der Kollege und mit 3 oder 4 Schuß und ungefähr 20 Litern Wasser ist der Brand gelöscht. Dauert zwischen 30 Sekunden und einer Minute ![]() Das Geheimnis ist hier, das das Wasser durch den extremen Druck - ähnlich wie beim Hohlstrahlrohr - in unglaublich kleine Tröpfchen zerstäubt wird. Sieht fast wie Nieselregen aus ![]() Immer wieder beeindruckend, das mitanzusehen, von der Personenrettung mit Dach abtrennen und so weiter mal ganz abgesehen. -------------------- ZITAT(blue0711) Ich muss als VT nicht mit jedem erdenklichen Unsinn als Reaktion von Anderen auf meine blosse Existenz in einem in der Praxis doch recht subjektiv eingeschätzten imaginären Raum rechnen. |
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![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 2497 Beigetreten: 03.04.2007 Wohnort: Wo man auch abends noch Moin sagt Mitglieds-Nr.: 30273 ![]() |
Das Ding nennt sich IFEX und ist zu nichts zu gebrauchen ausser zu Vorführungen. Sieht imposant aus, kann aber im wirklich Leben nichts, was normale Technik nicht genauso gut kann. War vor so etwa acht bis zehn Jahren das grosse "Must have", bis die Feuerwehren merkten, wie schlecht das Teil doch in Wirklichkeit ist. Falls Jan hier noch mitliest, so überlasse ich jetzt ansonsten ihm mal die Bühne zu diesem Ding. Er kann das viel besser in Grund und Boden schreiben als ich es je könnte.
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Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 13.07.2025 - 20:13 |