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> Diskussion: Schluß mit dem Saufen!, Wie findet man aus der Sucht heraus?
Doc aus Bückeburg
Beitrag 20.02.2004, 16:48
Beitrag #1


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Zitat
Anmerkung Admin:
Auf mehrfachen Wunsch habe ich diesen Thread in den Raum "Wichtige Meldungen" verschoben und an die Pinwand "getackert"...

Gruss Rolf :-)


--------------------

Hallo zusammen.

Ich hatte ja schon angekündigt, daß ich einen neuen Thread aufmachen will.

Hier geht es NICHT um MPU und Führerschein, sondern darum, wie man mit seinem Suchtverhalten umgeht und wie man verhindern will, wieder rückfällig zu werden.

Der Volksmund meint zwar, der Mensch wird nur aus Erfahrung klug, aber der wirklich Kluge nutzt dazu nicht nur eigene Erfahrungen, sondern auch die Erfahrungen seiner Mitmenschen.

In diesem Sinne: Meldet Euch!

Doc

Der Beitrag wurde von Rolf Tjardes bearbeitet: 29.02.2004, 23:21


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Es gibt Dinge, die muss man glauben, um sie sehen zu können,
und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
Und dann gibt es noch ein paar Dinge, die kann man einfach nicht glauben, obwohl man sie sieht!
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 20.02.2004, 17:16
Beitrag #2


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Ich kopiere mal hier rüber, was ich gestern in einem anderen Thread gepostet habe:
Zitat
O.K., dann mach' ich mal den Anfang.

Ich habe früher jede Menge geschluckt, und ich kannte auch überhaupt keine Hemmungen, mich dann sternhagelvoll hinters Seuer zu setzen. Natürlich hatte ich NIIIIEE ein Alkoholproblem (Alkoholiker sind immer nur die anderen...).

Ich hatte über 30 Jahre lang ein unwahrscheinliches Schwein gehabt, dass
- nie etwas passiert ist und
- ich nie erwischt worden bin (damit bin ich hier im Forum wohl ein ziemlicher Exote...).
Wenn ich mal angehalten wurde, war ich immer halbwegs nüchtern; offenbar bin ich mit Alkohol vorsichtiger gefahren als ohne.

Vor etwa 3 Jahren habe ich dann gerafft, dass ich doch wohl ein Problem habe, von 2½ Jahren habe ich gerafft, dass ich das Problem nicht allein lösen kann und habe mich in eine entsprechende Klinik einweisen lassen (hat meine Kasse bezahlt, meinen Verdienstausfall habe ich selbst getragen, weil ich selbständig bin).

Seit November 2001 gilt für mich "0,0 Promille", egal, ob im Auto oder außerhalb.
Mir fehlt dabei fast nichts, und die gewonnene Lebensqualität ist enorm (ein echt geiles Gefühl, morgens ohne Kater aufzuwachen...).

Ich bin in keiner Therapiegruppe. Meine Therapie ist LAUFEN STATT SAUFEN. Lange Dauerläufe sind ein hochwirksames Antidepressivum, mit der einzigen Nebenwirkung, dass man davon auch noch abnimmt. Und die Sucht, dann und wann mal einen Marathon laufen zu "müssen" (Hamburg am 18.04.04 wird mein fünfter sein), ist für alle Beteiligten relativ harmlos..

Zumindest was den Alk betrifft, stelle ich im Straßenverkehr keine öffentliche Gefahr mehr dar. Aber ich weiß trotzdem nicht, ob ich heute eine MPU bestehen würde .

Das Ding könnte als Diskussionsbeginn ausreichen.
Ich bitte um Fragen bzw. Eure eigenen Erfahrungen.

Doc


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Gast_alex_*
Beitrag 20.02.2004, 18:44
Beitrag #3





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@doc aus bückeburg

das was du gemacht hast, klingt doch vernünftig soweit.
klinik und seitdem alkfrei.

selbsthilfegruppe würde ich dir trotzdem empfehlen, aa oder was anderes.
auch wenn man das gefühl hat "überm berg" zu sein, schadet es nicht, regelmässig eine gruppe zu besuchen. kostet ja auch nix.
denn ohne gruppenbesuch denkt man ja "es geht auch ohne hilfe", und darin liegt die gefahr. man fühlt sich zu sicher, irgendwann sogar evtl. so sicher, dass man denkt, wieder (kontrolliert) etwas alk trinken zu können. und dann ist schicht.
wenn man ECHT abhängig ist, kann man nicht dauerhaft / öfters kontrolliert trinken. denn alkoholismus ist eine krankheit, kein "normales problem".

ansonsten kann man nichts tun. dass du ohne einwirkung von aussen (z.b. führerscheinentzug, arbeitsaufgabe etc) dein problem eingesehen hast ist eine an sich schon phänomenale leistung.
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 20.02.2004, 21:11
Beitrag #4


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@alex:

Ich hatte ja gepostet, daß ich auch aus den Erfahrungen anderer lerne. Ich habe sehr viel gelernt, indem ich in dieser Klinik auch viel mit den anderen Patienten geredet habe.

Manche sind nach einem Klinikaufenthalt kuriert, andere haben - hauptsächlich bedingt durch ihr soziales Umfeld - kaum eine Chance, aus der Sucht herauszufinden, und wieder andere könnten es schaffen, aber verspielen ihre Chance durch Leichtsinn und Dummheit.

Ich gehöre zu den Glücklichen, die noch die Reißleine ziehen konnten, bevor sie auf dem Boden aufschlugen (sprich: der Alk hat zwar schon an meinem Körper und meinem Gehirn genagt, aber Familie und Job sind noch vorhanden).

Glaubst Du, das will ich noch mal aufs Spiel setzen??

Von den Leuten, die einen Entzug machen, könnten theoretisch vielleicht 2 % anschließend "kontrolliert weitertrinken", weil sie nämlich gar nicht körperlich abhängig waren. Vielleicht gehöre ich auch zu diesen 2 %. Aber ich will es gar nicht wissen! SCHLUSS MIT DEM ALK!!.

Erst vor 2 Monaten habe ich auf einer Weihnachtsfeier eines befreundeten Kleinunternehmens miterlebt, wie sich dort ein Mitarbeiter (den ich bis dahin als etwas "langsam", aber total lieb kannte) nach dem zehnten Bier mit seinem Chef angelegt und um Kopf und Kragen geredet hat. Er war überhaupt nicht mehr zu bremsen, hat Dinge von sich und der Arbeit erzählt, die man seinem Chef lieber nicht erzählen sollte - und arbeitet jetzt nicht mehr bei dieser Firma...

Ich brauch das nicht mehr!!!!

Doc


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Gast_alex_*
Beitrag 20.02.2004, 21:43
Beitrag #5





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@doc

sogar 0,1 % der schon körperlich abhängigen können kontrolliert weiter trinken.
(die hypothese ist signifikant auf dem 0,05-niveau).

wenn du also definitiv überm berg bist, aufgrund deiner umstände, deiner änderungen und deiner guten erfahrungen und eines geshcickten und vorausschauenden umgamgs mit problemen, dann geh doch zu einer selbsthilfegruppe, um anderen zu helfen, indem du deine erfahrungen teilst. wär doch ein löbliches motiv.
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Gast_noch S._*
Beitrag 21.02.2004, 00:06
Beitrag #6





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Hallo zusammen wavey.gif

Ich finde, die Idee von Doc sollte man ernstlich in Erwägung ziehen. Ich verfolge dieses Forum seit längerer Zeit, meist als stiller Mitleser, seltener als Gastschreiber. Als besonders angenehm empfinde ich den sachlichen Ton und die niedrige Frequenz, die der Moralzeigefinger hier an den Tag legt.

Tatsache ist aber auch, dass es meist um die Symptome (rote Blitze, grün-weiße Männer mit strengem Blick, teure Briefe im blauen Umschlag...) geht. Die eigentliche Krankheit, die diese Dinge oft verursacht, ist meistens nicht mehr wert als den dämlichen Zeigefinger, geschwungen von Leuten ohne entsprechende Erfahrung.

Ich meine, dass der eine oder andere Erfahrungsbericht durchaus eine wertvolle Stütze für manche schwierige Lebenslage sein könnte.

Ich selbst habe eine knapp zehnjährige Drogenkarriere mit dynamischem Verlauf hinter mir, das Ende war die Nadel, ausgelassen habe ich fast nichts und gefahren bin ich - ohne Personenschaden - in fast jedem (un)denkbaren Zustand. Ich weiß, dass Handschellen weh tun und ich weiß, was das Landratsamt so alles mit einem anstellt, wenn es das Wort "Heroin" liest.

Das alles ist inzwischen fast fünf Jahre her, und vorbei (ich habe meine Sucht auch auf's Laufen und mittlerweile meine Arbeit verlagert). Mir geht es in dieser Hinsicht wieder richtig gut und ich habe das alles unter "Lebenserfahrung" verbucht. Allerdings weiß ich genau, dass ich da nur einen inneren Schweinehund mit Rehaugen und ganz fiesem Gebiss an die Kette gelegt habe.

Solche Dinge lassen sich aber nicht mit knappen Sätzen erklären. Eine eigene kleine Ecke für Probleme solcher Art wäre deswegen doch zumindest einen Versuch wert, oder?

Das S. steht übrigens für Stefan und ich denke, ich werde meinem Gästestatus wohl demnächst mittels Registrierung aus der Welt schaffen, mal schauen.
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Gast_oxymorn_*
Beitrag 21.02.2004, 13:20
Beitrag #7





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Habe ja sozusagen bei der Entstehung des neuen Threads 'mitgewirkt', und mag mich deshalb auch nicht rausziehen. Nur: immer läuft das Thema unter dem Aspekt 'Führerschein'. Darum geht es eben genau nicht, wenn es auch dieses Thema tangieren mag. Es geht um Sucht oder möglicherweise ein Suchtverhalten, einen Missbrauch, was jeder auf je persönliche Weise für sich selbst klären kann. Ich weiß nicht, ob ich süchtig bin, ob ich Alkoholiker bin. Der Initiator, doc aus Bückeburg, wollte Anregungen schaffen, sich mit dieser Frage intensiver zu befassen. Das finde ich große Klasse, vielleicht gibt es wirklich die Möglichkeit, diese Frage in einem gesonderten Forumszweig zu hinter- bzw. zu erfragen. Denn das hat eigentlich mit dem Führerschein zunächst nichts zu tun. Wenn auch meist ein Problem durch den Führerscheinverlust erst erkannt wird, ist die Beschäftigung mit der Alkoholproblematik ein eigenes Thema wert. So sehe ich das, gruß, oxymoron.
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Fletcher_Christian
Beitrag 21.02.2004, 13:21
Beitrag #8


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Wie sagte Mao Tsetung doch so schön: "Die Freundschaft beginnt mit dem Vornamen" biggrin.gif

Ich würde daher dem "Fletcher" den Vorzug geben. Es sei denn, Sie legen gesteigerten Wert auf Höflichkeit distanzierterer Natur, Herr Kusnezow? flirt.gif

Jedenfalls freue ich mich ehrlich über das warme Willkommen, grüße nochmals freundlich in die Runde und schüttle auch Dir, Uwe, erstmal kräftig die Hand!

Ihr dürft übrigens auch gerne Stefan zu mir sagen!

--------------------
Anmerkung Admin:
Einige vorherige Postings mit gegenseitigem "Hallo" wurden, um themenfremden Ballast abzuwerfen, von mir gelöscht. Auf diese fehlenden Beiträge bezog sich Fletcher, dies nur zur Erklärung. Gruss Rolf :-)


Der Beitrag wurde von Rolf Tjardes bearbeitet: 29.02.2004, 23:09
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Gast_Guest_*
Beitrag 21.02.2004, 13:25
Beitrag #9





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Hallo Stefan,

Dein Beitrag bringt von dem mir geschriebenen Posting ab. War leider etwas schneller.

Deshalb nochmal: Wäre es nicht wirklich sinnvoll, eine Kategorie über Alk-Konsum etc. aufzumachen? Gruß, oxymoron.
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Fletcher_Christian
Beitrag 21.02.2004, 13:58
Beitrag #10


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@Oxymoron:

Sorry, ich wollte den Thread nicht aus der Bahn werfen.

Wie ich zu dem Thema stehe, habe ich ein paar Postings weiter oben schon halbwegs ausführlich dargelegt. Die Idee selbst halte ich - wie gesagt - für sinnvoll, zumal ich selbst in dieser Hinsicht alles andere als ein unbeschriebenes Blatt bin.

Die Beratung hier im Forum halte ich für sehr wertvoll - in dem Rahmen, den sie abdecken kann. Nur harmonieren der §§-Dschungel und menschliche Einzelschicksale eben nur sehr selten. Die Leute werden erwischt, wegen was auch immer. Jeder, aber auch jeder, hat seine persönliche Rechtfertigung für sein Fehlverhalten (lies doch mal die Eingangspostings quer).

Nur: Das interessiert keinen Polizisten, das ist dem Richter Wurscht und für die Leute von der FEB bist du im Normalfall nicht viel mehr als ein Aktenzeichen mit vermutlich kriminellem oder asozialem Hintergrund. Hier muss dieses Forum an seine Grenzen stoßen.

Wirklich kompetente Hilfe bei einem echten Suchtproblem kann nach meiner Meinung ein Internetforum nur begrenzt leisten. Was allerdings möglich - und wünschenswert - ist, wäre eine Möglichkeit, persönliche Erfahrungen auf diesem Gebiet auszutauschen. Vielleicht könnte eine solche Rubrik Manchem helfen, die eine oder andere überflüssige Lebenserfahrung Anderen zu überlassen.

Am Ende muss man seine Entscheidung aber immer (wieder) für sich alleine treffen.

Ich für mein Teil wäre durchaus bereit, aus meinem persönlichen Nähkästchen zu plaudern.
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Fletcher_Christian
Beitrag 21.02.2004, 14:13
Beitrag #11


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Da schreibt man "Krieg und Frieden" über ein ernsthaftes Thema, schickt das Werk ab - und was muss man sehen? Einen renitenten Moderator, der einem in der Zwischenzeit die Zunge zeigt ranting.gif !

Ich bin indes durchaus fähig zu erkennen, wenn eine Schlacht verloren ist und füge mich der blinden Gewalt ( narr.gif ).

Nenne er mich, wie es Ihm beliebt! giveup.gif

(Ich komme wieder...)
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Gast_Gast_Hans_*
Beitrag 24.02.2004, 23:27
Beitrag #12





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Meine Erfahrung:
Ich war nicht süchtig, habe aber massiven Alkmissbrauch getrieben. Bei den AA war ich einmal, aber das brachte mir nichts, das waren Leute mit wesentlich extremeren Alkproblemen. Ich hab mich dann an IVT-HÖ gewandt. Die haben einen ganz interessanten Ansatz. Ich habe jetzt mal für mich entschlossen, für 10 Jahre aufzuhören mit trinken und dann mal zu sehen, was ist. Und damit komme ich besser zurecht, als zu sagen, ich trinke nie wieder. Lies mal die Infos von den Leuten. WARNUNG: sit aber alles andere, als billig, so eine Therapie schlägt richtig ins Kontor, ich den mal so um 2.400 EUR alles zusammen, plus Fahrtkosten u.s.w.

Ich hpoffe, das war hilfreich.

Hans
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Gast_Gast_Karl_*
Beitrag 29.02.2004, 04:07
Beitrag #13





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Guten Morgen alle zusammen.
Die Anregungen von Doc, Fletcher_ Christian u.a kann ich nur zustimmen.
Ich selbst gehöre seit 8 Jahren den AA´s an, kann aber nicht behaupten das ich
nicht süchtig bin. Leider bin auch ich erst durch mehrmaligen FE- Entzügen auf
meine Krankheit gestoßen auch ich hatte seinerzeit nie probleme mit Alkohol.
Auch ich muss sagen Gottseidank nichts und niemand ist durch meine Sauferei
zu schaden gekommen. Leider ist es so das daß Thema Alkohol und Strassen-
verkehr immer mehr Bedeutung erlangt.
Derjenige Verkehrsteilnemer der durch Alkoholaufälligkeiten im Strassenverkehr
auffällig wird,somal es sich den auch noch um sogenannte Wiederholungstäter
handelt mit 0,3-2,6 oder nochmehr promille diese Menschen erkennen Ihr
Alkoholproblem nicht.
Der Alkohol Entziet nicht nur den Führerschein ( das ist ja das kleinere Übel """ )
der dadurch entstehende Schaden !!Gesundheit,Lebensqualität,Bewustseinserweiterung Gefährdung von Leib u. Leben
Anderer Lebensparner und Familie insgesamt das Sozialeumfeld.
Dies alles geht nach und nach rapide Berg ab.
Und keiner der regelmäßig Alkohol konsomiert weiß nicht wer eines Tages mit dem
Hammer hinter einem steht.
mfg.
Karl
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Gast_Gast_oxymoron_*
Beitrag 29.02.2004, 14:19
Beitrag #14





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Hallo Karl,

was ist schlimm daran, sich einzugestehen, süchtig zu sein? Ich für mich selbst kann diese Frage -noch- nicht beantworten. Aber: Du hast völlig recht, wenn Du sagst, dass die meisten Leute erst durch äußere Umstände (nicht etwa nur der FE-Entzug, auch familiäre, berufliche und anderweitige soziale Schwierigkeiten) auf ihr Alkoholproblem aufmerksam werden.

Andererseits muss, darf ich Dir widersprechen, wenn ich sage, dass gerade Wiederholungstäter, also mehrmals im Straßenverkehr aufgefallene Alkfahrer ihr Problem durchaus stärker erkennen, als diejenigen, die glauben, dass ihre Alkfahrt ein einmaliger "Ausrutscher" gewesen ist.

Und oftmals setzen sie sich stärker mit der dahinterliegenden Problematik auseinander als Ersttäter: gilt nicht generell, denn das kommt jeweils auf die innere Motivation an.

Du hast vollkommen Recht, dass fast alle Alkfahrer zunächst immer nur den Verlust der FE sehen, nicht daran denken, dass sie hätten Menschen töten, zu Krüppeln etc. fahren können. Seltener ist es, dass man durch diese Alkfahrt(en) auf die eigene Verfassung, auf die von Dir angesprochenen anderen Gefährdungen zurückgewiesen wird.

Ja, das stimmt, auch das ganze Umfeld geht eben den Bach runter. Und deshalb gibt es diesen Thread.

@ doc aus bückeburg
wie wäre es, wenn Du Dich wieder einmal zum Thema äußerst?

@ rolf tjardes
wie hast Du entschieden, ist dies Thema eine eigene Kategorie wert? Sonst- so scheint es mir- wird es wohl mittelfristig untergehen, leider.
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 29.02.2004, 19:36
Beitrag #15


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@ oxymoron:

Keine Angst, das Thema wird nicht untergehen. Ich werde mich schon dann und wann melden, damit es weitergeht.

Rolf hat mir mitgeteilt, dass er zur Zeit kein eigenes Forum draus machen kann, weil er niemanden hat, der das Gebiet als Moderator qualifiziert betreuen kann. Er hält es aber für überlegenswert, die Idee weiter zu verfolgen. **)

Ich melde mich wahrscheinlich heute am späten Abend noch mal.

Bis dann

Doc wavey.gif

--------------------
**)
Anmerkung Admin:
Ich habe den Thread in den Raum "Wichtige Meldungen" verschoben und dort "gepinnt". So steht er immer oben. Ich denke dies ist ein guter Kompromiss um das Untergehen des Threads zu verhindern. Schau'n wir mal wie er sich entwickelt...
Gruss Rolf :-)


Der Beitrag wurde von Rolf Tjardes bearbeitet: 29.02.2004, 23:14


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und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
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lideloh
Beitrag 29.02.2004, 20:20
Beitrag #16


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Ey, Doc, mit Notebook und UMTS kannste das aus Deinem Lieferwagen bei 162 km/h doch mit links qualifiziert betreuen, Hohlblock aufs Gaspedal und ran an die Tastatur. Cisco, das Microsoft in der Router- und Switch-Welt, machts moeglich laugh.gif . Wenn das Thema Alk nicht so ernst waere wuerde ich vorschlagen auch ein Unterforum fuer "Schluss mit dem Surfen. Wie komme ich aus der Sucht raus" aufzumachen wavey.gif .


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640 Kilobyte sind genug für jeden (Bill Gates, 1981)
wer spaeter bremst ist laenger tot (Lideloh, 2004)
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Fletcher_Christian
Beitrag 01.03.2004, 00:37
Beitrag #17


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@ Rolf:

Ich denke auch es war das beste, den Thread anzunageln. Für eine eigene Rubrik wäre das Thema wahrscheinlich zu komplex. Da bräuchte man wohl einen polytoxikoman veranlagten Psychomediziner mit MPU-Ausbildung und viel Freizeit als Moderator.

Jetzt gibt es hier eine Anlaufstelle, wo man Erfahrungen austauschen und vielleicht aus den Fehlern und Einsichten Anderer lernen kann. Wenn ab und an jemand seine Geschichte erzählt, ist schon viel erreicht.


Zum Thema meine ich: Wenn man sich einmal in eine ernsthafte Sucht - welche auch immer - begeben hat, dann kann man sie durchaus in den Griff bekommen. Man trägt sie aber weiterhin in sich. Auch wenn man ihr nicht nachgibt. Das ist manchmal sehr anstrengend und kein Spaß.

Deshalb würde ich mich freuen, wenn etwaige Mitleser (ich meine solche ohne ernsthaften Bezug zum Thema) einen möglichen Drang zu sarkastischen Bemerkungen ein wenig zügeln könnten. wink.gif Man fährt auch nicht auf Urlaub in die Sahelzone und erzählt den Leuten dort Äthiopierwitze.

In diesem Sinne: Lasst uns drüber reden! smile.gif

Stefan
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 01.03.2004, 00:38
Beitrag #18


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Zitat (lideloh @ 29.02.2004, 20:20)
Ey, Doc, mit Notebook und UMTS kannste das aus Deinem Lieferwagen bei 162 km/h doch mit links qualifiziert betreuen, Hohlblock aufs Gaspedal und ran an die Tastatur. Cisco, das Microsoft in der Router- und Switch-Welt, machts moeglich  laugh.gif . Wenn das Thema Alk nicht so ernst waere wuerde ich vorschlagen auch ein Unterforum fuer "Schluss mit dem Surfen. Wie komme ich aus der Sucht raus" aufzumachen wavey.gif .

@ Lideloh:

Zumindest wenn ich meinen Anhänger dabei habe und mit Rücksicht auf meinen derzeitigen Punktestand mit max 110 km/h durch die Nacht tuckere, fühle ich mich oft nicht ausgelastet und könnte manchmal durchaus eine sinnvolle Nebenbeschäftigung gebrauchen wink.gif .

Aber zur Betreuung eines solchen Themas braucht man einen Moderator, der mehr von der Sache versteht als ich. Auch sollte er nicht unmittelbar betroffen sein. Dann kann er auch besser auf solche Pappnasen wie Al Bundy reagieren, die keinen einzigen sinnvollen oder gar hilfreichen Beitrag zustandebringen, sondern nur die andern Forumsteilnehmer beschimpfen.

Ich finde die momentane Lösung mit der Pinnwand ganz gut. Und wer weiß, vielleicht schaut ja auch mal irgendwann ein Arzt oder Therapeut hier rein (zur Errinnerung: Ich heiße zwar "Doc", aber ich bin kein Arzt, sondern Ingenieur).

Man könnte sich auch fragen: "Warum dieses Thema im Verkehrsportal? Es gibt doch auch andere Plätze im WWW, wo man sich darüber austauschen kann!"

Meine Antwort dazu:

Erstens haben wir uns nun mal HIER getroffen,

Zweitens könnte es ja passieren, daß mal jemand von der Nervensägen-Fraktion ("Ich hatte nur 11 Biere, und jetzt ist mein Führerschein weg, so 'ne Gemeinheit! crybaby.gif ") aus Versehen hier hereinschaut und womöglich ins Nachdenken kommt. Und dann hätte sich der ganze Thread wirklich gelohnt!

Doc


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 01.03.2004, 00:54
Beitrag #19


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Es sind schon in einem anderen Thread einige Fragen an mich aufgetaucht. Die einfachste:

"Wie kommt es, dass Du nie erwischt worden bist?"

Gegenfrage: Wenn man abends von einer Kneipe oder Privatfete ein paar Kilometer weit nach Hause fährt, man ist dabei nüchtern, fährt vorschriftsmäßig, nicht zu schnell, keine Schlangenlinien, außerdem ist weder Silvesternacht, Rosenmontag oder Walpurgisnacht noch Schützenfest im Nachbardorf.

Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, von einem police.gif angehalten zu werden?

Ich würde mal sagen, diese Wahrscheinlichkeit angehalten zu werden ist nicht größer als ein „Vierer“ im Lotto.

Und jetzt ersetze "nüchtern" durch "betrunken" und lasse alle anderen Randbedingungen stehen, dann ändert sich an der Wahrscheinlichkeit nichts.

Und ich habe eben 32 Jahre lang Lotto gespielt ohne einen Vierer zu treffen. Sowas soll vorkommen…

Ich will hier wirklich keine Tipps zum Nicht-Erwischt-Werden austun, aber nur soviel: Durch jahrelanges „Training“, verbunden mit entsprechendem Körperbau (vor 3 Jahren noch 105 kg) konnte ich eine ganze Menge vertragen und wirkte dabei meist ziemlich nüchtern. Zumindest die letzten 15 Jahre habe ich, wenn ich getrunken hatte, auf nächtliche Wettfahrten etc. verzichtet und zugesehen, dass ich möglichst unauffällig nach Hause komme.

Es ist zwar schon vorgekommen, dass ich – zu Hause angekommen – mich an die zurückliegenden Kilometer überhaupt nicht mehr erinnern konnte, aber ich bin ziemlich sicher, die Geschwindigkeiten und roten Ampeln alle beachtet zu haben und niemandem die Vorfahrt genommen zu haben.

Was allerdings passiert wäre, wenn ich über die übliche stumpfsinnige Routine hinaus hätte reagieren müssen (jemand bremst plötzlich vor mir oder zwingt mich zum Ausweichen), daüber mag ich heute kaum nachdenken…

Soviel also zum Thema "Nicht erwischt worden sein":

Doc


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Fletcher_Christian
Beitrag 01.03.2004, 01:14
Beitrag #20


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Schönen guten Abend, Doc!

Der Thread lässt sich viel versprechend an. Deine Geschichte finde ich bemerkenswert. Ich hatte meinen Vierer nach weniger als zehn Jahren. Aber ich schätze, ich hatte auch mit System gespielt. Die Zustände, in denen ich mich manchmal ohne nachzudenken ans Steuer gesetzt habe, spotten jeder Beschreibung.

Ich bin im Nachhinein froh über meinen Vierer. Es wäre wohl eine Frage der Zeit gewesen, bis es gekracht hätte. Was dann hätte passieren können, daran mag ich auch nicht denken. War also wohl das Beste, dass sie mich aus dem Verkehr gezogen haben.

Du hast kein grün-weißes Schlüsselerlebnis. Darf ich fragen, was Dich zum Denken gebracht hat?

Wenn Du darauf nicht antworten magst, ziehe ich die Frage zurück smile.gif
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 01.03.2004, 01:18
Beitrag #21


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Zitat (Fletcher_Christian @ 01.03.2004, 01:14)
Du hast kein grün-weißes Schlüsselerlebnis. Darf ich fragen, was Dich zum Denken gebracht hat?

Wenn Du darauf nicht antworten magst, ziehe ich die Frage zurück  smile.gif

@ Fletcher_Christian:

Ich werde mich nicht vor der Antwort drücken. Aber jetzt geh' ich erst mal ins Bett! wavey.gif


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Fletcher_Christian
Beitrag 01.03.2004, 01:19
Beitrag #22


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Wünsch Dir eine gute Nacht!

wavey.gif

Stefan
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Doc aus Bückeburg
Beitrag 02.03.2004, 22:29
Beitrag #23


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Hallo Leute!

Ich bringe meine Erfahrungen hier scheibchenweise rein. Sonst wird das Ganze ein Buch, das hier keiner lesen wird.

Heute die Frage: „Wieso habe ich etwas begriffen, obwohl ich meinen Führerschein NICHT versoffen habe?“
Aus heutiger Sicht müsste die Frage eher lauten: „Wieso habe ich nicht schon 20 Jahre eher etwa gemerkt?!?! wallbash.gif ?!?“

Ich war eben 35 Jahre lang immer der Meinung: „Ich trinke zwar mehr als gesund ist, aber ich habe alles im Griff.“ Und auch als die „Einschüsse“ immer näher kamen, habe ich nichts dazugelernt:

Mein Vater hat nach seiner Frühpensionierung sein Leben nicht mehr in den Griff bekommen und sich dann binnen 25 Jahren totgesoffen: Ich hab’ NICHTS DRAUS GELERNT!

Mein bester Freund hat sich totgesoffen: Ich hab’ NICHTS DRAUS GELERNT!

In der Firma, mit der ich zusammenarbeite, gab es zwei Alkies, die sich quasi vor meinen Augen um Kopf und Kragen gesoffen haben: Ich hab’ NICHTS DRAUS GELERNT.

Ich habe immer gedacht: „Ich bin ja nicht abhängig (und meine Alkohol-Vorräte muss ich ja nur verstecken, weil meine Frau sonst so viel rummeckert… ranting.gif ).“

Irgendwann im Sommer 2001 kamen mir aber dann doch Bedenken. Bis dahin hatte ich zwar manchmal auf einer Baustelle 1 – 2 Dosen Bier getrunken und bin dann noch ein paar hundert Kilometer zurückgefahren, aber allmählich kam ich in eine Phase, wo es mir schwer fiel, auf meinen Feierabend-Wein zu warten.

Andere kommen um 18 Uhr von der Arbeit und lassen sich dann vollaufen. Ich war manchmal um 18 Uhr mit meiner Arbeit fertig, musste dann aber noch 4 – 5 Stunden fahren. Also habe ich WÄHREND DER FAHRT schon angefangen…

Mein „Aha-Erlebnis“ hatte ich dann im September 2001: Ich bin morgens zum Edeka Brötchen holen gefahren, habe bei der Gelegenheit „für später“ eine Flasche Bitter Lemon und zwei 0,1 l - Flachmänner mit Wodka erstanden. Als ich 5 Minuten später wieder zu Hause war, waren beide Flachmänner leer, und ich hatte NULL ERINNERUNG dran!

Am selben Tag noch habe ich meine Hausärztin gefragt, ob sie nicht 'ne gute Klinik kennt…

Doc

P.S. Fortsetzung folgt


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Es gibt Dinge, die muss man glauben, um sie sehen zu können,
und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
Und dann gibt es noch ein paar Dinge, die kann man einfach nicht glauben, obwohl man sie sieht!
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ALausH
Beitrag 04.03.2004, 20:48
Beitrag #24


Neuling
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Also, wie ich dem Ausgangsposting entnehmen konnte, fand eine Entgiftung statt.

Und was ist mit einer Entwöhnung, denn die ist deutlich wichtiger?????
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Commodore25E
Beitrag 04.03.2004, 22:43
Beitrag #25


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@ Doc aus Bückeburg

Hut ab! nicht jeder bringt den Mut auf, so offen über seine Verfehlungen zu reden.
Und vor allem so die Konsequenzen zu ziehen, ohne einen Tritt von außen.

Ich denke, Du hast Deine 2. Chance genutzt (hoffe, ich trete Dir nicht zu nahe unsure.gif ).

Echt 'ne starke Leistung und zwar von allen, die Ihre Sucht bekämpfen und das Ihr Leben lang.

Viel Glück und Erfolg weiterhin... wavey.gif


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 08.03.2004, 01:06
Beitrag #26


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Hier ist die Fortsetzung meines „Romans“:

Meine Ärztin empfahl mir die Klinik Dr. Kahle in Köln-Dellbrück („Kenn ich zwar nicht persönlich, aber viele meiner Kollegen waren schon da…!“).


Am 13.11.2001 bin ich dnan dort hingefahren. Am Vorabend habe ich mit meiner Frau noch 'ne Flasche Schampus leergemacht - als wirklich STILVOLLER Abschied vom Suff laugh.gif.

Die Klinik ist eine hochherrschaftliche Villa mit Park – und Stacheldraht drum herum und mit einer echten Gummizelle drinnen für Leute, die während der ersten Tage durchdrehen.

Von der ersten Entgiftungsphase bekommt man als Patient nicht viel mit, weil man mit schweren chemischen Keulen ruhig gestellt wird. Ich habe die ersten Tage irgendwie in einem Dämmerzustand erlebt, und als ich wieder aus dem Bett heraus war und versuchte, mich kalendermäßig zu orientieren, merkte ich, dass mir ein voller Tag fehlte!

Danach ging’s mit wechselnden Medikamenten weiter, bis die 4 Wochen herum waren.

Der Chef der Klinik selber war ein älterer Herr von Anfang 80. Er war ziemlich autoritär und vertrat etliche Ansichten, die ich in dieser Form noch nicht gehört hatte. Aber so GANZ blödsinnig können die eigentlich nicht sein, denn ich habe mich annähernd daran gehalten und bin bisher noch nicht rückfällig geworden.

So hält der Doktor z.B. nicht sehr viel von Gesprächsgruppen wie den AA. Sein Ausspruch: „Sie sollen endlich aufhören, immerzu an Alkohol zu denken, und wie wollen Sie das schaffen in einem Club, wo alle immer nur von ihrer Sucht reden??“ Wie gesagt, eine recht extreme Ansicht, aber ich schließe daraus nicht, dass er NUR Unsinn verzapft…

So hat er versucht, uns klar zu machen, dass wir zwar bei ihm in der Klinik relativ gut ohne Alkohol klarkommen, dass das aber „draußen“ nur klappt, wenn wir die Lebensumstände, die zum Suff geführt haben, radikal ändern.

Wenn zum Beispiel bisher ein Verein, in dem vorwiegend gesoffen wird, der Lebensmittelpunkt war, muss man sich dringend ein anderes Umfeld suchen. „Raus aus dem Schützenverein, raus aus der freiwilligen Feuerwehr!" (pardon, Chris, DEIN Laden war natürlich nicht gemeint…).

Ich hatte mich anfangs in der Klinik gewundert, dass die Ernährung für meinen Geschmack relativ ungesund war. So gab es z.B. zum Frühstück immer nur Brötchen bzw. Weißbrot und Marmelade. Es fehlte mir das Vollkornbrot mit Wurst und Schinken. Die Antwort auf eine entsprechende Frage meinerseits war:

„Sie haben bisher ziemlich viel Alkohol getrunken und damit Ihrem Körper damit u.a. viele sehr leicht zu erschließende Kohlenhydrate zugeführt. Das verlangt er auch weiterhin! Ihr Körper bekommt jetzt mit dem weißen süßen Zeugs ebenso viele leicht zu erschließende Kohlenhydrate, damit er nicht ganz so laut nach Alkohol schreit.“ (Das ist jetzt über zwei Jahre her, aber ich habe immer noch manchmal Phasen, wo ich statt Mittagessen einen Fünferpack Mars und einen Liter Cola weghaue).

Ich hatte nach meiner Rückkehr ins „normale Leben“ mit meinem Umfeld nicht so viele Probleme. Ich habe mich – genau wie hier im Forum – im Freundes- Bekannten- und Kollegenkreis „geoutet“ und habe – genau wie hier im Forum – nur positivers Echo und Unterstützung erfahren. Und – wo ich die größten Befürchtungen hatte: Auch im Kreis meiner Kunden wird es ohne dumme Bemerkungen akzeptiert, wenn ich bei Alkohol dankend ablehne.

Was ich geändert habe, ist meine sportliche Betätigung: „Laufen statt Saufen“. Ein flotter 10km-Lauf ist zum Frustabbau viel besser geeignet als eine halbe Flasche Wodka, und ein lockerer Halbmarathon am Sonntagvormittag ist ein hochwirksames Antidepressivum. Und die Lauferei hat dann auch noch den positiven Nebeneffekt, dass gelegentliche Cola- und Mars-Exzesse „nicht ins Gewicht fallen“.

Einen guten Spruch hat uns der Doktor noch mit auf den Weg gegeben: „Alkoholismus ist eine KRANKHEIT. Egal, was Ihr früher im Suff angesellt habt: Ihr braucht Euch für Eure Vergangenheit nicht zu schämen. Ein Krebspatient schämt sich ja schließlich auch nicht. Aber seid dankbar, denn im Gegensatz zu einem Krebspatienten HABT IHR EURE ZUKUNFT SELBST IN DER HAND!“

So, das war mein „Wort zum Sonntag“. Fortsetzung folgt.

Doc

P.S. In der Klinik war ich ein Exote: Einer von drei Patienten, die noch ihren Führerschein hatten


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Hans Wurst
Beitrag 08.03.2004, 15:36
Beitrag #27


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So, jetzt möchte ich auch mal was zu dem Thema los werden.

Bei mir und meinen drei Kumpels gings so mit 12-13 Jahren los mit dem Saufen.
Das stand dann so mehr oder weniger jedes Wochenende auf dem Terminkalender.
Vielleicht sogar öfter.
Mir war das damals allerdings schon etwas zu viel. So spielte ich meist die Extra "Wurst" und machte entweder nicht mit, oder etwas anderes.

Das ist gar nicht so einfach, da man sich auf diese Weise etwas in Abseits manöveriert.

Mein Konzept damals wie heute ist: Nach Möglichkeit nur einmal im Monat übermäßig Alkohol konsumieren und an sonsten am besten gar nichts - oder vielleicht mal in der Woche ein Bier.

Von meinen Kumpels hat mindestens einer ernsthafte Probleme mit Alkohol - er besäuft sich schon seit mindestens 4 Jahren täglich (nur abends) und konsumiert auch täglich größere Mengen Haschisch.

Er weiß wohl auch, daß er ein Problem hat, meint aber er hätte trotzdem keine Lust damit aufzuhören.
Sein Vater war wohl auch mal Alki.

Ich hab ihn schon häufig darauf hingewiesen, daß der momentane Status wohl nicht so klasse ist - hab auch schon mal mit seinem "großen Bruder" darüber geredet - alles ohne Erfolg.

Die anderen beiden haben schon mehrmonatiges tägliches Betrinken hinter sich - sei es aus Allgemeinem Frust oder wegen Schluß mit Freundin o. Ä.

Interessant ist, daß sie es im Gegensatz zum erstbeschriebenen Kumpel packen, ab und zu eine Pause einzulegen.
Bisher ging es danach aber wieder für den Rest des Jahres nach dem alten Schema weiter.
Einer der beiden hat übrigens seinen Führerschein nach diversen Alkfahrten verloren.

Allgemein bin ich der Meinung, daß ein gewisser gesellschaftlicher Druck zum Alk Trinken herrscht. (Sektempfang: "Willst Du nicht mit uns anstoßen?!"; was bestellt man sich in der Kneipe -> Pils natürlich - teilweise kommt man schon in die Pedullie, wenn man mit einem Sprudel an Pilsgläser der Kollegen anstoßen soll)

Oftmals erzählen Leute auch stolz, wieviel sie denn so "vertragen" oder daß sie mit ihrem Kumpel mal wieder 2 Kisten Bier allein platt gemacht haben. Häufig bekommen sie dann von den Zuhörern Anerkennung dafür.

Mir würden noch unzählige weitere Beispiele einfallen, wo man in gewisser Weise zum Alkoholkonsum gedrängt wird.
Charkaterschwache Menschen überlegen in solchen Situationen nicht lange und trinken mit.

Hier wäre ein gesellschaftlicher Wandel wünschenswert.
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Chris
Beitrag 08.03.2004, 17:08
Beitrag #28


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Zitat
raus aus der freiwilligen Feuerwehr!" (pardon, Chris, DEIN Laden war natürlich nicht gemeint?).


@Doc: Das Bild, was in der Öffentlichkeit zum Teil herrscht ("Nur zum Saufen da") stimmt zum Glück inzwischen nicht mehr, dass aber nach den Übungen und Einsätzen aber gern mal ein Bier aufgemacht wird, das ist kein Geheimnis.
Und deshalb kann es für jemanden mit einem Alkoholproblem durchaus sinnvoll sein, aus der Feuerwehr auszutreten - er wird sonst mit Sicherheit mit Alkohol konfrontiert werden, und zwar bei jeder Übung und bei jedem Einsatz.


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Irren ist menschlich; aber wenn man richtig Mist bauen will,
braucht man einen Computer!! (Ein CBS-Reporter)

Es kommt nicht darauf an was A sagt, sondern was B versteht.
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Gast_Uwe K._*
Beitrag 08.03.2004, 17:10
Beitrag #29





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Zitat (Chris @ 08.03.2004, 17:08)
und zwar bei jeder Übung und bei jedem Einsatz.

Du meintest bestimmt: und zwar nach jeder Übung und nach jedem Einsatz. whistling.gif
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Chris
Beitrag 08.03.2004, 17:11
Beitrag #30


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Ja, genau das meinte ich!!!
ranting.gif ranting.gif Erbsenzähler.... whistling.gif whistling.gif


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Irren ist menschlich; aber wenn man richtig Mist bauen will,
braucht man einen Computer!! (Ein CBS-Reporter)

Es kommt nicht darauf an was A sagt, sondern was B versteht.
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Gast_Uwe K._*
Beitrag 08.03.2004, 17:13
Beitrag #31





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Gast_Uwe K._*
Beitrag 08.03.2004, 17:18
Beitrag #32





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Stellt Euch mal vor, die Polizei würde nach jedem Einsatz erstmal einen heben. Da wäre eine Verkehrskontrolle gegen Feierabend der Beamten bestimmt sehr lustig... think.gif whistling.gif
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Fridolin
Beitrag 08.03.2004, 17:45
Beitrag #33


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euch schreibt man klein !! tongue.gif whistling.gif


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Es gibt solche und solche, aber mehr solche wie solche !
frei übersetzt aus dem Schwäbischen:
s gibt sottiche un sottiche, aba meh sottiche wie sottiche
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Gast_Uwe K._*
Beitrag 08.03.2004, 17:48
Beitrag #34





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Zitat (Fridolin @ 08.03.2004, 17:45)
euch schreibt man klein !! tongue.gif whistling.gif

Aber nicht am Satzanfang!! whistling.gif
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Fridolin
Beitrag 08.03.2004, 17:51
Beitrag #35


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Ok, Ok, ich geb's auf blushing.gif


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Es gibt solche und solche, aber mehr solche wie solche !
frei übersetzt aus dem Schwäbischen:
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willi
Beitrag 08.03.2004, 18:03
Beitrag #36


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Zitat (Uwe Kusnezow @ 08.03.2004, 17:10)
Zitat (Chris @ 08.03.2004, 17:08)
und zwar bei jeder Übung und bei jedem Einsatz.

Du meintest bestimmt: und zwar nach jeder Übung und nach jedem Einsatz. whistling.gif

Wiso? Gelöscht wird doch bei jedem Einsatz und wenn es mangels Bränden nur der Durst ist. Ich hatte zumindest früher bei den Mitgliedern unserer Dorffeuerwehr so diesen Eindruck.

Ich glaub, wir kommen hier zu sehr von einem ernsthaften Thema ab.
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Commodore25E
Beitrag 08.03.2004, 23:21
Beitrag #37


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Das mit dem gesellschaftlichen Druck stimmt, mit dem Umfeld ebenso.

Bei mir ist's gerade zwei Jahre her, dass ich mich aus meiner bis Dato Stammkneipe zum Großteil verabschiedet habe. Denn mit den Kumpels dort war das kein Problem, bis morgens um Sieben zu saufen. Da sind dann auch schon mal Maßpötte Hütchen oder Wodka-RedBull gegurgelt worden. ranting.gif

Seit dem gehe alle 2 Monate auf ein Bier weg. cool.gif und spare ich einen Arsch voll Geld.

Ich denke, dass ich noch rechtzeitig den Absprung geschafft habe. Einer der Typen von damals pennt heute unter einer Brücke!!! crybaby.gif


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 17.03.2004, 22:23
Beitrag #38


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Ich möchte hier zwar auf Dauer nicht den Alleinunterhalter spielen, aber ich mache jetzt erst mal mit meinem Fortsetzungsroman weiter, diesmal mit dem Kapitel [b]"Wie habe ich das in der Klinik Gelernte umsetzen können?":

Hilfreich fand ich in Köln-Dellbrück die einmal wöchentlich stattfindende Gesprächsrunde von „Ehemaligen“, an der auch interessierte „Insassen“ teilnehmen durften. Besonders ein Typ hat dort einige hilfreiche Wahrheiten kundgetan. Eigentlich konnte ich ihn nicht ausstehen (arrogantes A……ch, tat immer so, als habe er die Weisheit mit Löffeln gefressen), aber seine Sprüche waren gut.

Seine Aussage:
Zitat
„Man denkt als gerade trockengelegter Alkie zuviel in der Richtung: ‚Ich darf keinen Alkohol mehr! Nie mehr mit den Kumpels saufen gehen; ach wie ist das alles schrecklich crybaby.gif ’. Ich sehe es inzwischen anders. Ich sage: ‚Ich brauche keinen Alk mehr. Feiern kann ich auch mit Apfelsaft, und wenn das meinen Kumpels nicht passt, können die mir gestohlen bleiben. Hach, ist das toll, morgens ohne Kater aufzuwachen’. Ohne Suff geht es einem besser, man bringt mehr im Job, beim Sport und im Bett und hat insgesamt einen riesigen Anstieg der Lebensqualität. Ich habe allerdings mehrere Rückfälle „gebraucht“, bis ich das kapiert hatte."

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, aber wie setzt man das nachher in der Praxis um (und zwar möglichst ohne Rückfälle)?

Der wesentliche Punkt ist: Unter allen Umständen NO ALC!
• keine alkoholischen Getränke,
• keine angeblich „alkoholfreien Getränke (wie „alkoholfreies“ Bier etc.),
• kein Alk in Saucen, Kuchen, Eis etc. (immer Verkäufen bzw. Kellner fragen),
• kein Alk in Medizin (manchmal schwierig, Hausarzt fragen!),
• kein Alk in Körperpflegemitteln etc (weder Ethanol noch Methanol, Glykol etc).

Wie wesentlich Punkt 5 wirklich ist, weiß ich nicht, aber ich habe keinen Bock, das auszuprobieren…

Als ich in Dellbrück entlassen wurde, war ein wesentliches Gefühl die Angst. Gar nicht einmal so sehr die Angst, nicht ohne den Alk an sich mehr auskommen zu können. Das ging in der Klinik schließlich auch... Aber: „Was sagen die anderen?!“
• Wenn ich plötzlich nicht mehr trinke, muss ich ja zugeben, ein trockener Alkoholiker zu sein.
• Kann ich wirklich immer widerstehen, wenn ich zum Trinken genötigt werde?
• speziell bei mir: Ein Großteil meiner Kunden sind starke Trinker. Die meisten Geschäftsabschlüsse passieren bei Grillkoteletts und ‚'ner Kiste Bier. Wie soll DAS in Zukunft gehen?

Es war mit zu Anfang nicht ganz bewusst, aber dann habe ich doch relativ schnell was gemerkt und meine Fragestellung einfach umgedreht.

Nicht mehr:
„Wie schaffe ich es unter der gegebenen Lebensumständen, nicht mehr zu saufen?“

sondern:
„Ich trinke keinen Alkohol mehr. PUNKT. Welche Lebensumstände muss ich mir jetzt schaffen, damit ein Leben ohne Alkohol für mich lebbar (bzw. lebenswert ) wird?“

Und das ist zwar nicht einfach, aber logisch:
• Frusterzeuger abwerfen,
• „Freunde“ sortieren“
• neue Dinge suchen, die das Leben lebenswerter machen.

Den Haupt-Frusterzeuger hatte ich schon vorher abgeworfen, indem ich mich 1998 von meinem ursprünglichen Job getrennt und mich selbständig gemacht habe. Dort bestand also kein Handlungsbedarf mehr.

Freunde-Sortieren war nicht so schlimm wie ich dachte. Einer meiner Lebensmittelpunkte ist die Kantorei, in der meine Frau und ich singen (wenn ich mal da bin). Denen habe ich von Dellbrück aus einen entsprechenden Brief geschickt und erhielt kurz darauf eine Karte mit über 40 Unterschriften, in der mir zu meinem Mut für das Outing gratuliert und für meine Ehrlichkeit gedankt wurde. Als ich wieder da war, empfingen die mich mit "Standing Ovations“, und ich mußte heulen.

Die anderen Freunde haben’s auch überwiegend gerafft, die einen mehr, die anderen weniger…

Na und das neue Hobby ist LAUFEN STATT SAUFEN. Auf 4 Marathons habe ich es schon gebracht; drückt mir mal die Daumen für Nr. 5 (Hamburg am 18.04.04)


Familiär geht alles inzwischen seinen gewohnten Gang. Meine Frau freut sich natürlich, dass ich nicht mehr dauernd eine Fahne habe, aber sie hat sich z.B. auch daran gewöhnen müssen, dass ich heute im nüchternen Zustand manchmal reizbarer bin als früher im Dauer-Nebel.

Job-mäßig gab es keine Nachteile, und die Geschäftsabschlüsse klappen besser als vorher („Nein danke, gut gemeint die Einladung zum Grillabend, aber ich muss noch weiter, ich habe heute Abend um 9 noch einen weiteren Kunden…")!

In EINEM Punkt halte ich mich übrigens NICHT an die Empfehlungen aus Dellbrück: Ich gehe dem Alkohol nicht aus dem Weg, sondern lasse ihn BEI ANDEREN durchaus zu!

Meine Frau wollte mir bei meiner Suchtbekämpfung helfen und auch auf jeglichen Alkohol verzichten. Ich sagte nur: „Find ich toll von Dir, aber das ist nicht nötig“ Ich will nicht wegen meiner Sucht lebenslänglich im Glaskäfig sitzen. Bei uns stehen wie vorher die angebrochenen Weinflaschen im Kühlschrank, nur dass ich mich jetzt nicht mehr daran vergreife.

Der erste „gesellschaftliche Auftritt“ nach Dellbrück, war eine Silvesterfete 2001/02 mit Fondue (lauter Mitbring-Saucen). Die einzige „Extrawurst“, die ich verlangte: Ich habe abgefragt, welche der Saucen mit Alkohol waren. Ansonsten hatten wir eine tolle Stimmung, ich war der einzige ganz nüchterne, einige hatten wenig, andere viel getrunken, und der ganze Abend war einfach toll.

Inzwischen war ich auch bei einigen anderen Feten dabei, wo ich es einfach öde fand. Aber nicht weil ich nüchtern und die anderen besoffen waren, sondern weil die im Suff nur noch sinnloses Zeig labern konnte, das noch nicht mal witzig war. Ich dachte dann nur: „Mensch, so’n Idiot warste auch mal!“


Natürlich gab’s auch manche Durchhänger, aber insgesamt war das Durchhalten bisher viel einfacher als ich mir vorgestellt hatte. Härtetests sind für mich dabei nicht etwa Feten o.ä., sondern Situationen, in denen ich allein bis („Es merkt ja keiner…“). Neulich allein auf dem Weihnachtsmarkt, kalte Füße und überall Glühwein-Duft… Das war schon echt heavy!

Aber es könnte sein, dass mein Körper inzwischen weiß was ihm schadet. Neulich hätte es fast eine „Katastrophe“ gegeben: Meine Frau und ich beim Mittagessen, Sie mit einem Weinglas voll Weißwein, ich mit einem (gleichartigen) Weinglas voll weißen Traubensaft – und wie es so kommt: ich verwechsle die Gläser!! Ich merkte es kurz vorm runterschlucken, wollte ins Bad gehen, um den Wein auszuspucken, aber so weit kam ich gar nicht. Mich überkam ein derartiger Würge-Reiz, dass ich den Wein im Wohnzimmer auf den Teppich gespuckt habe…

So, das ist bei mir der momentane Sachstand.

Ich könnte noch viele eigene Erfahrungen beisteuern – werde das wahrscheinlich auch noch tun – aber jetzt seid IHR erst mal dran wink.gif .

Doc


P.S. Und holt mich bitte auf den Teppich zurück, wenn ich den Eindruck erwecke, ich würde mich für einen besseren Menschen halten oder Euch „missionieren“ zu wollen.


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Commodore25E
Beitrag 18.03.2004, 09:12
Beitrag #39


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@ Doc,

Keine Angst. Hier hält Dich bestimmt keiner für einen Weltverbesserer o.ä. cool.gif

So wie Du das schilderst regt es sehr zum nachdenken an, auch über den eigenen Alkoholkonsum. Und Du hast recht. Man fühlt sich einfach rundum wohler, ohne Kater und "verlorene Wochenenden", die man am besten nur im Bett verbringt.

Zitat
Inzwischen war ich auch bei einigen anderen Feten dabei, wo ich es einfach öde fand. Aber nicht weil ich nüchtern und die anderen besoffen waren, sondern weil die im Suff nur noch sinnloses Zeig labern konnte, das noch nicht mal witzig war. Ich dachte dann nur: „Mensch, so’n Idiot warste auch mal!“


Kann ich vollstens bestätigen!!!

Alle Punkte, die Du in Deinem posting geschildert hast, kenne ich von einem Onkel von mir. Der ist seit ca. 1978 trocken (Hat zuvor auch am Tag bis zu einer Flasche Schnaps gebraucht).

Viel Erfolg weiterhin beim durchhalten... wavey.gif


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 18.03.2004, 09:40
Beitrag #40


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Zitat (Commodore25E @ 18.03.2004, 09:12)
Viel Erfolg weiterhin beim durchhalten... wavey.gif

Thx! wavey.gif

Doc


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Uwe Brandt
Beitrag 18.03.2004, 10:05
Beitrag #41


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Hallo Doc wavey.gif

Sehr schöne Schilderung, ich habe alles mit Interesse gelesen.

Zum Glück hatte ich niemals Probleme mit Alkohol. Mein Konsum beschränkte sich - wenn überhaupt - immer nur auf ein paar Fläschchen Bier. Nur als Jugendlicher gab es ein paar Mal klassische "alkoholische Koma(erst)schellen", die kann ich aber an einer Hand abzählen. So kann ich nur wenig zur eigentlichen Diskussion beitragen.

Als Nicht-Betroffener hat man offensichtlich keine Vorstellung von den Schwierigkeiten einer Entzugsphase und dem Leben danach. Ich finde es jedenfalls lobenswert, dass Du die Kurve gekriegt hast. Dies zeigt doch auch, dass "es" für jeden möglich wäre. Sehr schön ist die Darstellung der neuen Lebensqualität.

Weiter so!!

Zitat
P.S. Und holt mich bitte auf den Teppich zurück, wenn ich den Eindruck erwecke, ich würde mich für einen besseren Menschen halten oder Euch „missionieren“ zu wollen.


Nix mit missionieren. Praktische Erfolge motivieren! Wenn Du hier mit Deinem Bericht auch nur einen einzigen Menschen zum Umdenken und Handeln motivierst, hast Du den richtigen Job gemacht.


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Der Deutsche fährt nicht wie andere Menschen. Er fährt, um Recht zu haben. Kurt Tucholsky
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OlafSt
Beitrag 18.03.2004, 14:21
Beitrag #42


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Hi Doc,

ich bin hier schon mehrere Wochen aufmerksamer Mitleser - ich denke, ich kann dann auch mal was schreiben.

Während des Mitlesens hier sind mir enorm viele Alkohol-Verstöße untergekommen. Vom eher harmlosen 0.3er bis zum Nahtod-3.0er war alles dabei. Erschreckend sind nicht die Promille - sondern die Anzahl der Leute, die hier fragen ob solcher Verstöße. Hätte ich nicht gedacht, man fragt sich langsam, wie man so lange ohne Probleme auf der Straße klargekommen ist. Ich fahre seit 14 Jahren in der Gegend herum, NIEMALS alkoholisiert oder verdrogt. Tatsächlich habe ich seit drei Jahren freiwillig und konsequent keinen Tropfen angerührt - war aber auch nie in Alkohol-Gefahr.

Wie gesagt, bin ich erschrocken über die Masse no.gif

All diese Leute könnten ruhig einen Blick in diesen Thread hier werfen. So eine Geschichte aus der Praxis, sozusagen Realitiy-Net, rüttelt vielleicht den einen oder anderen auf - Ich denke, nur einer genügt, damit der Sinn dieses Threads erreicht ist.

Tatsache ist, das ich diesen Erfahrungsbericht mit großem Interesse verfolge und angesichts des bisher geschehenen nur den Hut ziehen kann. In meinem Umfeld ist Alkohol eine Normalität, drei Schwerstalkoholiker sind dabei, zwei davon fahren sogar. Denen zu helfen ist eine Sache für sich und ich erhoffe mir vielleicht den einen oder anderen Tip zwischen den Zeilen zu finden - bevor jemand völlig unbeteiligtes zu Schaden kommt.

Ich bezweifle, das sich hier jemand oberlehrerhaft behandelt fühlen kann, denn Deine Schilderung ist das wahre Leben, nüchtern und sachlich dargestellt. Ich bitte sehr darum, uns jetzt nicht hängen zu lassen biggrin.gif

clapping.gif

OlafSt


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ZITAT(blue0711)
Ich muss als VT nicht mit jedem erdenklichen Unsinn als Reaktion von Anderen auf meine blosse Existenz in einem in der Praxis doch recht subjektiv eingeschätzten imaginären Raum rechnen.
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Franticek
Beitrag 18.03.2004, 15:02
Beitrag #43


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@Doc,

ich habe die Fortsetzung deines Berichtes gelesen und melde mich auch einmal zu Wort. Ich sehe die grosse Schwierigkeit und die Leistung, die notwendig ist, um im Nachhinein auch nicht mehr zurueckzufallen. In den letzten Jahren habe ich mich oefter mit verschiedenen Ex-Alkoholikern unterhalten und habe daher eine gewisse Vorstellung davon, was das bedeutet. Kompliment an dich!

Was mich damals erst wunderte, ist, dass auch alkoholfreies Bier und derartiges auf der "Verbotsliste" steht, wobei ich aber mittlerweile auch gelernt habe, dass alkoholfrei nicht bedeuten muss, dass da ueberhaupt kein Alkohol drin ist.

Im Moment bin ich ueber deine Liste von 5 Punkten gesolpert ueber Dinge, die man vermeiden sollte. Solche Aufzaehlungen habe ich auch von allen Betroffenen bisher gehoert, wobei ueberall der Hintergrund zu sehen war, den Genuss von Alkohol total zu vermeiden. Dass da auch Sachen mit beruecksichtigt werden muessen wie Medizin (Tropfen), die in Alkohol geloest ist, da denkt Otto Normalverbraucher als Nichtbetroffener kaum dran.

Was ich bei den anderen aber noch nie gehoert habe und was mich im Moment mal interessiert, das sind die Punkte 5 und 3.

Koerperpflegemittel nimmt man ja nicht zu sich. Trotzdem verstehe ich, wenn man aethanolhaltige Mittel vermeidet. Wieso aber Mittel mit Methanol, Glykol usw? Es handelt sich hierbei doch nicht um DEN Alkohol sondern lediglich um Stoffe, die halt chemisch gesehen in die Klasse der Alkohole fallen. Dann muessten aber extrem viele Dinge verboten sein. Extrembeispiel: Auch Zucker ist ein Alkohol.

Beim Punkt 3 haben andere zwar Eis, sonstige Kaltspeisen mit Alkohol erwaehnt, Wein in heissen Saucen und in Kuchen jedoch war bei niemandem (den anderen Ex.., mit denen ich gesprochen hatte) verboten, da hier der Alkohol schnell komplett verdampft ist und nichts mehr davon uebrig bleibt.

Bitte dies nicht als Kritik auffassen! Ich habe in der Vergangenheit auch schon erlebt, dass im Zusammenhang mit totalem Alkoholverbot auch schon "Weingummi" verboten wurde, obwohl der den Wein nur im Namen enthaelt. Daher denke ich hier lediglich ueber Dinge nach, die ich selbst nicht so ganz nachvollziehen kann und die ich aber verstehen moechte.


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Doc aus Bückeburg
Beitrag 18.03.2004, 22:20
Beitrag #44


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@ Franticek:
Ich bin zwar der Doc, aber weder Arzt noch Psychologe. Ich kann hier nur das wiedergeben, was ich mit meinem medizinisch-psychologischen Laien-Verstand irgendwie gehört und verarbeitet habe:

Bei der Suchtbekämpfung – hier: dem Nicht-Rückfällig-Werden – spielen viele Faktoren zusammen. Der Laie stellt sich das ganz einfach vor: „Eine einzige Weinbrandbohne genügt, und der Säufer schüttet sich wieder zu, bis er im Krankenhaus liegt.“ Das mag zwar auf eine Minderheit zutreffen, aber meistens geht es anders.

Der klassische Rückfall geht so, wie ich es z.B. bei meinem Vater beobachten musste: Es klappt einige Wochen oder gar Monate ganz gut mit der Abstinenz. Dann trinkt man mal irgendwo „einen Fingerhut voll“ – und es geht gut! Daraufhin meint man, jetzt ja wunderschön alles unter Kontrolle zu haben, aber: Nächste Woche sind es schon zwei Fingerhüte, dann mal eine Fete mit 'ner halben Kiste Bier, und nach wenigen Wochen hängt man wieder an der Flasche wie vor der Abstinenz. Den Jojo-Effekt gibt’s nämlich nicht nur beim Abnehmen…

Aber WARUM kann kaum ein Alkie nicht nach der Fete sagen: „Jezz isses gut, jetzt kommt wieder ein Jahr Pause!“?

In Köln-Dellbrück haben sie uns dazu folgende Theorie vorgesetzt: „Jede Sucht entsteht im Kopf. Auch die „körperliche Abhängigkeit“ ist eine Abhängigkeit des Gehirns. Egal ob Alkohol, Nikotin, Heroin oder was auch immer: Es gibt bestimmte Gehirnzellen, diedarauf ansprechen und nach MEHR schreien. Das Gehirn ist natürlich perfekt darin geübt, sich selbst auszutricksen, und so glaut der Mensch, es sei sein freier Entschluss, JETZT zur Flasche zu greifen…

Man kann jemanden entwöhnen (medikamentös oder durch sog. „kalten Entzug“ = einsperren und keinen Alk ranlassen), und die betroffenen Gehirnregionen geben nach einiger Zeit allmählich das Schreien auf.

Wenn aber dann irgendetwas auftaucht, was die betroffenen Gehirnzellen mit Alkohol in Verbindung bringen (seien es Spuren von Alkohol oder Alkohol-Verwandtem oder seien es Stoffe, die das Gehirn lediglich an Alkohol erinnern (Rum-Aroma oder komplett verkochter Cognac in der Sauce), denken die betroffenen Gehirnzellen: „Ach, da war doch was…" und fangen wieder an zu schreien – und es dauert ZIEMLICH LANGE, bis sie endlich wieder ruhig sind.


Und: Alkohol wird nicht nur durch den Verdauungstrakt aufgenommen, sondern auch durch die Haut. Es sind schon Blutproben erfolgreich angefochten worden, weil beim Unfallopfer vor der Blutentnahme großflächige Hautabschürfungen mit Alkohol desinfiziert worden waren!

Ich kenne das Gefühl, wenn man völlig kaputt ist und sich den ersten Schluck aus der Pulle gönnt. Wie man zu spüren glaubt, dass irgendetwas Wärmendes, Belebendes und Tröstendes durch alle Adern zu rinnen scheint. Ein ähnliches Gefühl hatte ich, als ich schon einige Zeit nach meinem Entzug Frostschutz auf die Scheibenwaschanlage gekippt hatte und mir dabei ein kräftiger Schluck über die Finger geschwappt ist… *stutz, kreisch, händewasch*

Damit müssten die meisten Deiner Fragen beantwortet sein. Wenn nicht: Einfach weiterfragen.

Doc

Der Beitrag wurde von Doc aus Bückeburg bearbeitet: 26.08.2021, 20:10


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und es gibt Dinge, die muss man sehen, um sie glauben zu können.
Und dann gibt es noch ein paar Dinge, die kann man einfach nicht glauben, obwohl man sie sieht!
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Hans Wurst
Beitrag 18.03.2004, 22:42
Beitrag #45


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Also auch ich finde es cool, daß Du es geschafft hast auf zu hören und drücke Dir die Daumen, daß Du es auch weiterhin durchhälst.

Die Informationen, die Du über Dein Problem gibst, werden bestimmt viele Leute zum Nachdenken anregen.

Der einzige Wehrmutstropfen an der Sache ist nur, daß Du jahrelang nichts gegen das Problem unternommen hast und sogar noch dicht durch die Gegend gefahren bist.
Aber daran kannst Du ja nun auch nichts mehr ändern - sein wir froh, daß nichts weiter passiert ist.
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Gast_Uwe K._*
Beitrag 18.03.2004, 22:45
Beitrag #46





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Doc, auch ich zolle Dir meine Hochachtung! thumbup.gif
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Franticek
Beitrag 19.03.2004, 12:05
Beitrag #47


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@Doc
Zitat
Wenn aber dann irgendetwas auftaucht, was die betroffenen Gehirnzellen an Alkohol "erinnert" ....

Ich glaube, darin steckt die Antwort auf meine Frage. Das passt auch zusammen mit der Tatsache, dass viele Ex-Alkoholiker auch nicht mehr rauchen, weil die Zigarette frueher immer zum gemuetliche Bierchen gehoert hat. So etwas aehnliches hat mir, kann ich mich jetzt erinnern, auch mal jemand gesagt. Er bekaeme, wenn er weiter rauchen wuerde, automatisch auch wieder Appetit auf ein Bier ....

Danke fuer deine Antwort. Ich denke, als Nichtbetroffener muss man sich schon gaaaanz ganz tief hineindenken, um das irgendwie zu verstehen. Ich verfolge diesen Thread mit Interesse.


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aaaaallex
Beitrag 21.03.2004, 00:20
Beitrag #48


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Zitat (Doc aus Bückeburg @ 17.03.2004, 22:23)
Und holt mich bitte auf den Teppich zurück, wenn ich den Eindruck erwecke, ich würde mich für einen besseren Menschen halten oder Euch „missionieren“ zu wollen.

Doc, überhaupt nicht. Ich bin heute eher zufällig hierher geraten u finde deine Postings klasse. Besser als ein spannendes Buch u vor allem ehrlich (denk ich). Sofern du auch nur einem Alkoholiker hilfst, haben diese Postings mehr als ihre Pflicht erfüllt.

bin auf weitere Postings von dir gespannt, obwohl ich mit dieser Problematik weniger zu tun habe. Nicht, weil ich es mir nicht eingestehen wollte, aber Alkohol ist eigentlich für mich kein Standard-Lebensmittel. Auf einer Feier mal ja, aber ich brauche nicht jeden Tag meinFeierabend-Bier.

Und was Alk im Straßenverkehr angeht, bin ich auch noch sauber.

Weiter so, Doc


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Fletcher_Christian
Beitrag 25.03.2004, 21:30
Beitrag #49


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Na, dann will ich auch mal.

Das Thema heißt ja (auch) "Wege aus der Sucht". Deshalb fühle ich mich ganz gut aufgehoben hier. Ich hatte nämlich nie ein Alkoholproblem. Dafür habe ich so ziemlich alles andere in mich hineingejagt, was ich bekommen konnte. Es wäre langwieriger aufzuzählen, welche Substanzen ich (in jedeweder Kombination) konsumiert habe, als diejenigen zu nennen, von denen ich die Finger gelassen habe.

Zwecks der Übersichtlichkeit werde ich es genauso machen wie Doc: Immer mal wieder ein Kapitel, sonst wird es zu viel Text auf einmal. Ganz wichtig ist mir dabei: Es ist alles wahr, so wie ich es schreibe und ich verspüre heute nicht das geringste Quäntchen Stolz auf diese meine Erfahrungen. Hätte ich den Mist gelassen, wäre mein Leben heute um Vieles einfacher. Das ist aber eine andere Geschichte und soll an einem anderen Tag erzählt werden wink.gif

Heute also meine "Karriere":

Erster Vollsuff mit 16 (keinen rechten Spaß dran gehabt). Dann in anfangs großen Abständen immer neue Drogen probiert. Schritt zwei war die Kifferei. Mit 20 war ich jeden Tag breit und bin auch ohne jeden Skrupel in diesem Zustand Auto gefahren. Oft sogar alleine in der Nacht ganz gemütlich über Land, bisschen Schokolade auf dem Beifahrersitz, Musik hören und einfach das Fahren genießen. Ich konnte problemlos mit dem Knie lenken und mir während der Fahrt meine Tüten rollen. Es ist nie etwas passiert. Ich wusste zwar, dass ich da etwas Verbotenes tue, aber ich konnte den Sinn hinter diesem Verbot nicht erkennen. Also habe ich mich nicht daran gehalten. Dieses Stadium habe ich relativ lange beibehalten.

Der Übergang zu den härteren Sachen war fließend und ich kann nicht mehr genau auseinander halten, wann was dazu gekommen ist. Es war jedenfalls wohl Mitte der 90-er Jahre, als die Amphetamine groß in Mode kamen. Dazu Kokain, LSD und Rohypnol zum "Runterkommen". Erste Versuche habe ich mit großem Respekt unternommen, später immer hemmungsloser. Zu dieser Zeit hatte ich gerade (widerwillig) eine kaufmännische Ausbildung absolviert, danach Zivi. Ging alles so weit glatt.

Die nächste Steigerung folgte, als ich im zarten Alter von 24 das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachholte. Dort habe ich einen "Bruder im Geiste" getroffen. Wir waren bei jeder Gelegenheit breit - auch in der Schule - , hatten viel Spaß zusammen, gute Gespräche und: gute Zensuren. Wir haben uns gefühlt wie die Überflieger.

Als er die Schule verlassen hat (Abi ein Jahr vor mir, abgeschlossen mit 1,7), haben sich unsere Wege getrennt. Ich habe damals eine Frau kennen gelernt, die mit 15 Jahren ihren Erstkontakt mit Heroin gehabt hatte. Mit ihr zusammen habe ich zum ersten Mal ein Opiat konsumiert. Es war 2,5-prozentiger Codeinsaft, ziemlich hoch dosiert. Ich war in einer anderen Welt: Konnte klar denken, jeder Hauch von Unsicherheit (ich gehöre zur eher introvertierten Sorte) war wie weggeblasen. Von da an gab es kein Halten mehr.

Mein Abiturjahr habe ich - wenn ich nicht blau gemacht habe - praktisch permanent unter dem Einfluss von Opium verbracht. Das hat anfangs erstaunlich gut funktioniert. Man kann sich mit dem Zeugs erstaunlich gut auf Dinge konzentrieren, die einen nicht im geringsten interessieren. Es stört eben nichts. Noch nicht einmal BWL.

Mit der Zeit hat sich mein steigender Konsum in Verbindung mit dauerndem Blaumachen aber schon ordentlich niedergeschlagen: Ergebnis: 3,0 (Den Mathe-Fünfer hätte ich allerdings auch ohne Gift kassiert, so viel ist sicher wink.gif )

Nach der Schule habe ich mich an der Uni eingeschrieben. Hauptfach Soziologie, Englisch und Geschichte im Nebenfach. Ich war aber praktisch nie da. Hatte viel zu viel zu tun mit organisieren: Speed, Codein, Heroin, Benzodiazepine... (Ich habe übrigens nie gedealt).

Irgendwie habe ich es trotz meines inzwischen doch einigermaßen vernebelten Geisteszustandes geschafft, eine Stelle als Volontär bei einer (kleinen) Wochenzeitung zu bekommen und habe dafür mein "Studium" geschmissen. Auch dieser Job ging noch einigermaßen gut - so lange bis ich die "finale Applikationsform" für mich entdeckt habe: die Nadel. Bis dahin hatte ich ehrliche Abscheu vor dem "widerlichen Junkiedreck" gehabt. Jetzt war ich endlich auch in meinen eigenen Augen selbst so einer.

Ich glaube das ist erst mal genug Text für heute. Es ist nur ein Zwischenstand - und ich glaube, ich sollte das - bisherige - Ende vorweg nehmen: Ostern 2000 (Es war das Wochenende des F1-Rennens in Silverstone) habe ich mir die letzte Nadel in den Arm gehauen. Seitdem bin ich sauber. Ich habe im Alleingang entgiftet und auch keine Therapie absolviert. Allerdings ging es bei mir nicht ohne Handschellen ab. Das ist aber genug Stoff für ein eigenes Kapitel. (Wenn es Euch denn interessiert...)

Schöne Grüße

Stefan wavey.gif
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Hans Wurst
Beitrag 02.04.2004, 22:23
Beitrag #50


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@ Doc:

Kanns sein, daß das Urteilsvermögen nachlässt und logische Folgerungen nicht mehr möglich sind, wenn man sich jeden Abend besäuft? (also auch im nüchternen Zustand dazwischen)

Ich glaube so etwas bei entsprechenden Trinkern beobachtet zu haben.
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