Psychoaktive Medikamente (hier Tilidin) am Steuer, -Anfrage eines Mitgliedes per PN- Einstellungen

[Coyota]

Hallo Forum ,

ich bin von einem Mitglied per PN angeschrieben worden, das aus Gründen der Anonymität nicht selbst posten will. Da die Frage nach Medikamenten und Fahrtauglichkeit hier häufig auftaucht, stelle ich die Frage und meine Antwort hier anonym für das Mitglied rein, damit alle was davon haben:

Ne kleine Frage, 18.11.2005, 22:41

Hallo Coyota,

da es nicht wirklich ins Forum gehört aber durch den einen Thread etwas erschrocken bin, dachte ich mir ich schreibe dir mal eine kleine Nachricht.

Und zwar wie sieht es eigentlich aus mit Autofahren, wenn ich das Medikamenr Tilidin Hexal einnehme? 50 mg Tilidinhydrochlorid + 4 mg Naloxonhydrochlorid. Da du dich sicherlich fragst wofür.... Habe eine xxxxx hinter mir und einen doppelten Bandscheibenvorfall, und da hat nichts anderes geholfen. Und wenn mein Kreuz mal wieder überhaupt nicht so mag wie ich gerne dann nehme ich zwischendurch schon mal eine oder zwei.
.... möchte aber nicht naja das jeder weiss das ich ab und zu solche Hämmer nehme.

Wie siehst du das ganze?

Viele Grüße
XXX

Hallo XXX,

Tilidin würde bereits im Wischtest bei einer Verkehrskontrolle anschlagen und ist ein Opiat-Abkömmling (=Opioid). Du kriegts damit Riesenprobleme (MPU), wenn sie Dich erwischen. Schau mal in den Spiegel, wenn Du das genommen hast, Du düftest sehr enge Pupillen kriegen und die Polizisten sind auf sowas geschult. Die Abbauprodukte sind bis zu 6 Tage im Urin nachweisbar.

Wir hattten im Forum genau zu dieser Substanz KLICK bereits eine Diskussion.

Viele denken, es geht bei der Einnahme von Opioiden nur darum, nachzuweisen, daß man nicht drogenabhängig ist und die Mittel ja "nur" aus rein medizinischen Gründen einnimmt. Dieser Nachweis wäre mit einem Attest des verordnenden Arztes ja recht einfach möglich.
Aber es geht bei sowas nicht um Drogenabhängigkeit, sprich die Suchterkrankung selbst, sondern um die Möglichkeit, daß psychoaktive oder "betäubende" Mittel über eine Verminderung der Reaktionsfähigkeit oder durch euphorisierende Wirkung die Fahrtauglichkeit so negativ beeinflussen, daß man sich selbst oder andere im Straßenverkehr gefährdet. Und das kann zum Schutze der Allgemeinheit nicht akzptiert werden. Ob diese Mittel nun im Rahmen einer medizinischen Behandlung oder Drogenabhängigkeit eingenommen werden, spielt sogesehen erstmal eine untergeordnete Rolle.

Da Du das Mittel unregelmäßig nimmst, bist Du viel gefährdeter, Nebenwirkungen zu kriegen, die Dich fahruntauglich machen, als jemand, der durch tägliche Einnahme daran gewöhnt ist. Daher ist es m.E. in Deinem Fall kaum möglich, mit einem Arztattest die Fahrtauglichkeit zu bestätigen, während jemand, der täglich über eine längere Zeit Opioide oder Opiate einnimmt sogar bessere Chancen hat, da die Nebenwirkungen vornehmlich am Anfang einer Behandlung (oder eben bei unregelmäßiger Einnahme) auftreten und im Laufe der Behandlung eher abklingen. Da auch dies individuell sehr verschieden ist, muß letztlich jeder Einzelfall geprüft werden.

Verstehst Du, es reicht nicht aus, zu bestätigen, daß Du Tilidin aus medizinischen Gründen einnimmst, der Arzt muß sozusagen per Attest die Hand ins Feuer legen, daß Du so fit bist mit Tilidin, daß Du mit normaler Reaktionsfähigkeit Autofahren kannst. Ich persönlich würde das bei Deiner Einnahmeform (unregelmäßig) nicht attestieren.

Und selbst mit so einem Attest des Hausarztes bist Du noch nicht auf der sicheren Seite, falls Du im Verkehr erwischt wirst und ein Test auf Opiate gemacht wird. Es gibt da wohl sehr verschiedene Auslegungen des Gesetzgebers, der teilweise ein Attest vom MPU-Gutachter fordert (also keine MPU, sondern nur die Beurteilung des Gutachters speziell zur Frage, ob Du unter Tilidin fahrtauglich bist, oder nicht), bevor man fahren darf. Es könnte also passieren, daß Du guten Gewissens mit einem Attest Deines Hausarztes rumfährst, die Polizei aber trotzdem einen Drogentest macht, falls Du ihnen auffällst (Pupillen !). Und daß dann die FSST das Attest nicht akzeptiert und Dich zur MPU bzw. fachärztlichem Gutachten schickt, um von neutraler Seite eine Meinung zu Deiner Fahrtauglichkeit zu bekommen. Es werden ja nun leider von Hausärzten in "guter Absicht" oder Arglosigkeit auch Atteste ausgestellt, die so nicht haltbar sind und das weiß auch die FSST.

Ich würde Dir dringend empfehlen, einen vernünftigen Orthopäden oder Schmerztherapeuten aufzusuchen, um eine andere Schmerzmedikation zu finden.

Gruß von COYOTA

PS: Da dieses Thema immer wieder gefragt wird, habe ich mir erlaubt, Deine PN und meine Antwort in anonymer Form ins MPU-Forum zu stellen. Falls Du zu dortigen Postings was schreiben willst, dann schick es mir per PN, ich stelle es für Dich (anonym) rein, o.k. ?

[Eddie]

Hi Coyota.

Also: BMÄ Nr.2 ist hier im VP aber nicht drin .

Spass beiseite........

@User xxx

Wie unsere Foren-Ärztin schon richtig anmerkte, ist das Führen von Kraftfahrzeugen unter Einfluss von Tilidin o.ä. Medikamenten eine Wanderung auf Messers Schneide.
Oftmals wird gar nicht bemerkt, daß das Reaktionsvermögen eingeschränkt wird. Man glaubt, ganz normal zu sein, aber dem ist nicht so!

Auch bei Einnahme von Schmerz-Medikamenten die Phenazetin enthalten (z.B. DOLOMO Tag/Nacht®) ist höchste Vorsicht geboten - auch sie verändern die Reaktionsfähigkeit.

Wenn Du also wegen deiner starken Schmerzen ein entsprechen starkes Schmerzmittel nehmen musst, dann verzichte zu Deiner eigenen Sicherheit (und der anderer VT) auf das Führen von Kraftfahrzeugen. Allerdings solltest Du auch als Radfahrer (wenn Du es nach der Einnahme dann überhaupt kannst) genau solche Vorsicht walten lassen - Du musst ja auch als Radler entsprechende Reaktionen haben, die durch die Medikamente ja eingeschränkt sind. Am Besten wäre es, wenn Du dich fahren lässt oder den ÖPNV bzw. ein Taxi nimmst.

Gruß Eddie

[Andreas]

Falls Du zu dortigen Postings was schreiben willst, dann schick es mir per PN, ich stelle es für Dich (anonym) rein, o.k. ?

Der Fragesteller kann aber auch bedenkenlos seine weiteren Fragen direkt in diesem Thread stellen, er ist auf jeden Fall anonym. Dies ist von Seiten des Forenbetreibers garantiert, also keine Sorge.

[Coyota]

Der Fragesteller kann aber auch bedenkenlos seine weiteren Fragen direkt in diesem Thread stellen, er ist auf jeden Fall anonym. Dies ist von Seiten des Forenbetreibers garantiert, also keine Sorge.

Hi Andreas,

klar ist das anonym, da sorgt Ihr ja auch prima für. In dem Fall lesen wohl auch Arbeitskollegen des Fragestellers hier mit und kennen den Nick, unter dem er hier schon länger schreibt. Das war der Grund für den "Umweg".

Gruß von COYOTA

[Uwe]

Falls Die Anonymität wie in diesem Fall nicht mehr gewährleistet ist, könnte sich der Fragesteller einen Zweitaccount zulegen und in diesem Thread damit posten.

Allerdings sollte dies kein Freibrief für Doppelaccounts sein, da so der Sinn der virtuellen Idendität nicht mehr gegeben ist.

[nadderl]

Hallo,

also ich habe mich überwunden und gebe zu das es ich bin. Der Grund warum ich nicht selbst gepostet habe war einfach der das ich gedacht habe es würde einfach nicht in dieses Forum gehören. Naja falsch gedacht.

Coyota hat mir sehr hilfreiche Tipps gegeben, wie z.B. einen Schmerztherapeuten aufzusuchen, da ich ja, wie ihr alle wisst (die meisten zumindest) gerade am ende meiner Sperrfrist wegen einer TF bin. Und weil ich das nicht riskieren will, das ich vielleicht doch noch zu einer MPU oder dergleichen muss oder sogar meine FE ganz in den Wind schreiben kann, wollte ich eben wissen wie sich dieses Medikament mit dem Straßenverkehr verträgt.

Naja auf jeden Fall weiss ich jetzt das es nicht sein soll und darf, daher werde ich peinlichst darauf achten!!

Ihr seid alle so lieb, hat das euch schon mal jemand gesagt??? Ich habe hier so viel Hilfestellung und Tipps bekommen, sodas ich euch auch weiterhin erhalten bleibe und versuche anderen die in der gleichen Situation sind, mit meinen Erfahrungen etwas Mut zu machen. Ihr habt mir den Mut gegeben nach vorne zu schauen und es hat sich voll und ganz gelohnt!!!! Ihr seid die besten!!