![]() |
Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )
![]() ![]() |
![]() |
![]()
Beitrag
#1
|
|||||
Neuling Gruppe: Neuling Beiträge: 2 Beigetreten: 25.06.2025 Mitglieds-Nr.: 92553 ![]() |
nachdem ich jetzt tagelang die Fragebögen anderer gelesen habe kommt hier mein erster Versuch. Zum Verlauf der Gesamtgeschehnisse möchte ich erwähnen, dass ich nach einem gescheiterten MPU Versuch 2022 aus Verzweiflung einen Führerschein in Ungarn gemacht habe und im vergangenen November eine Anzeige für "Fahren ohne Fahrerlaubnis" dafür bekommen habe. Ich will das Thema jetzt endlich zu den Akten legen. Über die Rechtslage mit EU Führerscheinen finden sich im Netz sehr widersprüchliche Infos von "Klar, geht!" bis "Nein, total illegal". Ich habe damals beschlossen ersteres zu glauben, aber möchte es jetzt nicht auf einen Rechtsstreit ankommen lassen sondern die Sache einfach mal sauber abwickeln. Welche Fragen könnten mich dazu bei meiner MPU erwarten? Und hier kommt der Fragebogen! Ich danke euch jetzt schon für euer Feedback! ------------------ Mpu Kurzfragebogen 1. Was ist passiert? Was wurde konsumiert und welche Mengen? Wann wurde konsumiert und wann kam es zur Auffälligkeit (ungefähres Datum, möglichst genauer Zeitraum zwischen Konsum und Auffälligkeit)? Beschreiben Sie den Hergang der Auffälligkeit. Welche Aussagen wurden gemacht? Gibt es Messwerte (Schnelltests, Atemalkohol, Blutwerte, etc.) Am Abend des 9. November 2019 bin ich abends, so gegen 20 Uhr, zu einer Ausstellungseröffnung mit Konzerten gefahren. Im Gepäck hatte ich zwei Flaschen Weisswein, die ich vorher für den Abend gekauft hatte. Auf dem Konzert würden auch drei Freunde/Bekannte von mir sein. Ich war zu Besuch in der Stadt und freute mich auch auf das Wiedersehen. Partylaune im klassischen Sinne hatte ich nicht. Ich bin wegen einer Trennung und einem Umzug durch eine schwierige Zeit gegangen. Der Plan war, mit meinen Freunden zusammen die Konzerte zu sehen und den Weisswein hatte ich für uns alle mitgebracht. Das war dann anfänglich auch so, aber die Musik war nicht so mein Geschmack und es war mir zu laut im Raum. Also bin ich ca 22 Uhr rausgegangen und habe mich ans Lagerfeuer gesetzt, wo noch ca 10 andere mir unbekannte Leute saßen und sich in Kleingruppen angeregt unterhielten. Ich hätte mich auch gern nett unterhalten, aber durch eine Mischung aus Schüchternheit, Reizüberflutung und geringem Selbstwertgefühl in dieser schwierigen Lebensphase habe ich keinen Anschluss gefunden. Ich habe dann das Feuer beobachtet, hin und wieder Gesprächsfetzen gelauscht und den Wein getrunken. Meine Bekannten sind hin und wieder vorbei gekommen und wir haben ein paar Worte gewechselt. Sie wollten aber die Konzerte sehen und sind immer wieder reingegangen. Ich saß am Feuer mit einerseits einem Ruhebedürfnis wegen der Reizüberflutung und gleichzeitig auch dem Wunsch nach netter Gesellschaft, irgendwie dazu zu gehören, wenn auch nur als stille Zuhörerin. Aus heutiger Sicht sage ich, dass ich Alkoholkonsum immer mit Zugehörigkeit assoziiert hatte und ich habe weiter und weiter den Weisswein getrunken, um lockerer zu werden und dann vielleicht doch noch Anschluss zu finden. Die Leute am Feuer haben teilweise auch Alkohol getrunken, aber niemand wirkte betrunken. Ich hatte zwischenzeitlich schon festgestellt, dass mir der Schädel brummt, aber nach kürzeren Pausen immer wieder einen Schluck genommen. Am Ende waren beide Flaschen Wein leer und ich hatte sie fast komplett alleine getrunken. Nach den Konzerten sind meine Bekannten zu mir ans Feuer gekommen. Zu dieser Zeit hatte ich mich schon betrunken gefühlt und wollte ins Bett. Als ich dann aufgestanden bin - ich hatte die Stunden zuvor nur gesessen - konnte ich mich kaum auf den Beinen halten und war sehr erschrocken darüber, dass ich offenbar viel betrunkener war als ih es im Sitzen gemerkt hatte. Ich trinke gewöhnlich keinen Weisswein und habe inngekauft weil ich dachte, meine Freunde würden gerne Weisswein trinken. In der Wirkung habe ich mich durch den süßen, milden Geschmack massiv verschätzt. Wir beschlossen, den Heimweg anzutreten und mir wurde kurzerhand ein Schlafplatz in der nahegelegenen WG (ca 1,5km) meiner Bekannten angeboten, da diese mich in diesem Zustand nicht alleine zu meinem eigentlichen Schlafplatz (ca 5km) fahren lassen wollten. Sie reagierten fürsorglich auf mich, aber waren alles andere als begeistert von meinem Zustand. Ich nahm das Schlafplatzangebot an und zudem wurde beschlossen, dass wir alle die Räder schieben würden aufgrund meines Zustandes. Mein Fahrrad stand im Hof und wir haben es geholt und sind gemeinsam vor zur Straße gelaufen, wo die anderen ihre Räder stehen hatten. Ich konnte nicht alleine laufen und wurde gestützt. Als wir an der Straße waren wurde ich kurz alleine gelassen, weil die anderen ihre Räder abschließen mussten. In diesem Moment habe ich die verhängnisvolle Entscheidung getroffen, mich aufs Rad zu setzen. Ich hatte nicht vor, den Heimweg mit dem Rad zu bestreiten. Mir war klar, dass meine alkoholbedingten Ausfallerscheinungen so stark sind, dass das nicht möglich gewesen wäre. Dennoch habe ich mich aufs Rad gesetzt. Wohl in der Hoffnung, dass es leichter sein würde das Gleichgewicht zu halten wenn ich etwas herumrolle. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Ich bin direkt mit dem Rad umgekippt und auf der Straße gelandet. Dabei habe ich mir 2 Zähne ausgeschlagen und eine Platzwunde und mehrere Prellungen im Gesicht zugezogen. Meine nächste Erinnerung ist, dass ich in einem Rettungswagen liege und draußen meine Freunde und die Polizei stehen. Im Krankenwagen wurde mir dann auch das Blut für den Alkoholtest entnommen. Das Ergebnis waren 1,78 Promille. Ich habe die Nacht dann im Krankenhaus verbracht und mich im Anschluss mehrere Tage von den Verletzungen erholt, da ich Schmerzen hatte und schlecht sprechen und essen konnte. Die folgenden Wochen waren geprägt von Zahnarztbesuchen, Kieferchirurgie, Wundversorgung. Es ging mir sehr schlecht und ich begann zu sehen, dass mein Trinkverhalten zu dieser Zeit mir und auch anderen schadet. 2. Warum kam es zur Auffälligkeit? Diese Frage beinhaltet zwei wichtige Aspekte: Warum überhaupt wurde das Rauschmittel in einer Menge konsumiert, die in Konflikt mit der Fahreignung steht? Und warum kam es darüber hinaus ganz konkret zur Auffälligkeit, bzw. warum wurde sie nicht vermieden? Von besonderem Interesse sind die "inneren Motive". Ich wollte am Feuer partout nicht akzeptieren, dass ich nicht so gut drauf war wie die Leute um mich herum vermeintlich waren. Wenn ich heute auf meinen früheren Alkoholkonsum zurückblicke finde ich dieses Muster öfter wieder. Heute weiß ich, dass mein Naturell eher introvertiert ist und dass ich mich auf lauten Veranstaltungen mit vielen Menschen niemals besonders wohlfühlen werde. Damals habe ich aus fehlender Selbsterkenntnis und -akzeptanz in solchen Momenten immer wieder zum Alkohol gegriffen um lockerer zu werden und auch unempfindlicher gegenüber Reizen. Aus heutiger Sicht bin ich auch erstaunt darüber, wie lange ich das nicht erkannt habe. Erst durch die TF und deren Nachspiel - gesundheitlich und rechtlich - ist mir dieses Muster bewusst geworden. Heute besuche ich große Veranstaltungen nur noch, wenn mich etwas ganz konkretes daran interessiert, eine bestimmte Band oder eine Performance. Selbst dann komme ich in Situationen, in denen mir alles zu viel wird und in denen ich früher Alkohol getrunken hätte, um die Überforderung zu betäuben. Heute konzentriere ich mich in diesen Situationen auf meine Atmung, entspanne mich dadurch bewusst oder suche mir ein ruhigeres Eckchen. Ich habe seitdem schon öfter die Erfahrung gesammelt, dass so auch ein nettes Gespräch mit einer fremden Person entstehen kann. Genau das, was ich an dem Abend der TF erreichen wollte und nicht erreicht habe. Ich merke jetzt immer wieder, dass es auch viele andere Menschen auf Veranstaltungen gibt, die eher ruhig und mit klarem Kopf unterwegs sind. In den Abenden, als ich Überforderung mit Alkohol kompensiert habe, ist mir das nie aufgefallen. Diese Erfahrung mit klarem Kopf immer wieder zu machen bestärkt mich in meiner Verhaltensänderung und fühlt sich sehr gut an. 3. Wie war der Rauschmittelkonsum vor der Auffälligkeit? Wann wurde das erste Mal konsumiert, wie hat sich der Konsum dann entwickelt und warum? Als Teenie mit 15 Jahren habe ich auf Dorffesten, bei Bandproben und Cliquenausflügen die ersten Erfahrungen mit Alkohol gesammelt. Meine Freunde waren teilweise schon 16 und älter und durften schon Alcopops und Bier kaufen. So hatte ich zwischen meinem 15. und meinem 18. Lebensjahr eine stetige Steigerung, bei der ich anfänglich 1-2 Alcopops oder Biermixgetränke an einem Abend pro Woche getrunken habe und sich das später gesteigert hat zu 1-2 Bier (0,5l) an 4 Tagen pro Woche und 4-5 Bier am Wochenende. In diesen Jahren hat meine Mutter sehr viel gearbeitet um die Familie über Wasser zu halten, meinen Vater würde ich aus heutiger Sicht als depressiv einschätzen. Dieses Ungleichgewicht hat deren Beziehung sehr belastet und das wiederum hat die Familie belastet. Das Klima zuhause war derzeit geprägt davon, dass meine überarbeitete Mutter meinen Vater offen und sehr spürbar abgelehnt hat. Meine Eltern haben durch die Wiedervereinigung beide einen Biografiebruch erlebt und waren in meiner Kindheit sehr beschäftigt damit, „den Laden am Laufen zu halten“. Über Gefühle zu reden habe ich erst viel später gelernt, das war bei uns zu Hause nicht üblich. Mit meinem Freundeskreis habe ich in diesen Jahren viel Musik gemacht. Alle haben mindestens 1 Instrument gespielt und es gab mehrere Bands in der Clique. Dort habe ich die Zugehörigkeit gefunden, die mir Zuhause gefehlt hat. Zu dieser Zeit habe ich gelernt, dass kreativer Ausdruck ein guter Weg für mich ist, Eindrücke und auch Probleme zu verarbeiten. Auf dieses Mittel greife ich bis heute zurück, wenn auch inzwischen handwerklich statt musikalisch. In dieser Clique habe ich auch angefangen mit Alkohol zu experimentieren. Mein erstes Bier beim Osterfeuer fand ich eklig. Nach und nach haben alle - so auch ich - immer routinierter Alkohol getrunken. Ich wollte beliebt und anerkannt sein und da das in dieser Gruppe funktioniert hat und dort regelmäßig getrunken wurde habe auch ich regelmäßig getrunken. Vom 18. bis 25. Lebensjahr habe ich diese Routine wieder abgebaut, habe nach und nach weniger getrunken, weil die Anlässe (gemeinsames Abhängen nach der Schule, Bandproben) nicht mehr gegeben waren. In diesen Jahren habe ich immer mal wieder einen Rotwein mit meinem besten Freund getrunken oder ein Bier hier und da, manchmal auch bis ich einen Schwips hatte. Ich würde sagen im Schnitt hatte ich in dieser Zeit ca 3 Getränke (0,5l Bier oder ein Glas Rotwein) pro Woche. In dieser Zeit habe ich die Welt entdeckt, bin viel gereist und hatte ein öfter wechselndes Umfeld. Ich habe bemerkt, dass ich weniger getrunken habe in Phasen, in denen ich besonders unabhängig war und eigene Pläne gemacht habe anstatt mich mit der Clique abzustimmen. Das liegt daran, dass ich alleine eher solche Situationen erzeugt habe wie „abends im Schlafsack am Meer liegen“ und ich zu vollen und lauten Events nie aus intrinsischer Motivation gegangen bin sondern oft nur, um etwas mit meinen Freunden zu unternehmen. Mit 25 habe ich angefangen, im Handwerk zu arbeiten und in diesem Kollegium wurde wieder routinierter getrunken. 1-2 Bier (0,5l) zum Feierabend an 4 Tagen die Woche waren normal. Im Sommer haben wir unter der Woche öfter mit unseren Campingbussen auf der Baustelle oder in der Nähe im schönen Mecklenburg-Vorpommern gecampt und abends Feuer gemacht. Dann sind es immer Sommer ca 1x pro Woche auch schonmal 4 Bier (0,5l) für mich geworden. Wir haben als eingeschworenes Team auch oft am Wochenende Zeit zusammen verbracht und dann hatte ich auch 4-5 Bier pro Wochenende, ca 3 mal im Monat. Aus heutiger Sicht fällt mir auf, dass auch hier wieder das gleiche Muster greift wie in den Teenie-Jahren. Ich bin längerfristig Teil einer Gruppe, in der ich mich sehr wohl fühle und weil dort routiniert Alkohol getrunken wird mache ich mit. Das ist ein Fallstrick, den ich in Zukunft weiter beachten muss, damit sowas nie wieder passiert. 2019 war ich 30 Jahre alt. Das war das Jahr der Trunkenheitsfahrt. Ich habe zu dieser Zeit noch in dem gleichen Team gearbeitet, das im letzten Absatz beschrieben wurde und hatte auch das entsprechend beschriebene Trinkverhalten. Im Frühjahr ist meine damalige Beziehung in eine Krise gerutscht, die bis zum Spätsommer angehalten hat und in eine Trennung resultiert ist. In dieser Zeit stand ich unter massivem Stress. Mein Bindungsbedürfnis und mein Vertrauen waren erschüttert, gleichzeitig habe ich mir so sehr gewünscht, dass alles wieder gut wird und bin an diesem Anspruch gescheitert. Zudem war mein bester Freund gerade dabei, eine Familie zu gründen. Das hat noch zusätzlich dazu beigetragen, dass ich mich in dieser Zeit sehr einsam gefühlt habe. Wie so oft war auch hier kreatives Schaffen ein Ventil und ich habe den Sommer über in unserer Scheune ein altes Wohnmobil restauriert. In dieser mehrwöchigen Episode habe ich täglich 3-4 Bier (0,33l) getrunken, die wir noch von einem Fest in der Scheune stehen hatten. Ich denke ich habe in dieser Zeit versucht durch den Alkohol das Gefühl von Zugehörigkeit zu finden, weil Alkohol und Zugehörigkeit für mich oft zusammengehört hatten. Zudem hat jetzt „gekickt“, dass ich immer noch nicht gelernt hatte meine Gefühle umfangreich zu reflektieren und stattdessen von ihnen erschlagen wurde. Der Alkoholkonsum hat für einen Moment für Linderung gesorgt, aber langfristig natürlich nicht geholfen. Im Frühherbst bin ich dann mit einer Freundin verreist und danach nach Leipzig gezogen, da ich meinen Hof in Mecklenburg-Vorpommern in dieser Situation als Sackgasse empfand und neue Impulse gesucht habe, um mich aus dieser Lebenskrise wieder aufzurappeln. Ab September lag der Konsum bei 1-2 Bier (0,5l) 2-3x die Woche. Im November kam dann die Trunkenheitsfahrt. 4. Wie ist der Konsum heute? Welche Mengen, wie häufig? Wenn sich das Konsumverhalten signifikant geändert hat, warum jetzt und nicht bereits früher? Was bewirkt das geänderte Konsumverhalten? Seit September 2024 trinke ich gar keinen Alkohol mehr. Von 2022 bis 2024 habe ich etwa ein Getränk alle 4 Monate getrunken. Habe mich bei jedem potenziellen Trinkanlass gefragt, ob ich das jetzt wirklich will und ob ich mich so stabil in der Situation fühle, dass ich nach diesem einen Glas definitiv aufhören kann. Das Ergebnis war ein Glas Wein zum Essen oder ein Glas Sekt zum anstoßen ca alle 4 Monate. Danach dachte ich jedes mal, dass das jetzt auch nicht unbedingt hätte sein müssen. Es hat mir einfach nichts mehr gegeben. Von 2019 bis 2022 habe ich einerseits durch den Schock durch den Unfall und andererseits durch einen Umfeldwechsel zunehmend weniger getrunken. In meinem neuen Umfeld wurde viel bewusster konsumiert und einige Leute haben auch gar keinen Alkohol getrunken. Das hat mich inspiriert und gleichzeitig habe ich gemerkt, dass ich auch ohne Alkohol vollkommen akzeptiert und gemocht werde. Das hatte ich vorher nie ausprobiert. Zudem habe ich mich mit meinen Gefühlen der Reizüberflutung befasst und Strategien (oben schon genannt) entwickelt, damit umzugehen. Von anfänglich etwa 3 Bier (0,5l) pro Woche war ich am Ende bei 1 Bier (0,5l) alle zwei Wochen und war zunehmend stolz auf mich. Betrunken war ich seit 2019 nie. Dadurch, dass Alkoholkonsum in meinem familiären und freundschaftlichen Umfeld immer als normal galt habe ich das nie in Frage gestellt. Bis 2019 hat Alkohol mein Leben auch nicht spürbar negativ beeinflusst und auch erst 2019 habe ich besorgtes Feedback aus meinem Umfeld bekommen, dass mein Konsum zu hoch sei. Mein Trinkverhalten hat sich erst durch den Unfall (2019) und dann auch nochmal durch die MPU (2022) signifikant geändert, weil dieser Schockmoment offenbar notwendig war, um mir die Augen zu öffnen. Ich bin heute sehr froh darüber dass ich lernen konnte wie sehr der Alkoholverzicht dazu beiträgt, die dahinter liegenden Motive zu erkennen und wohltuendere Entscheidungen zu treffen. 5. Wie wird sichergestellt, dass es nie wieder zu einer Auffälligkeit kommt? Durch die Auffälligkeit ist bereits ein problematisches Konsumverhalten dokumentiert. Welcher Sinneswandel ist eingetreten, damit die Fahreignung nun wieder zweifelsfrei gegeben ist? Wo liegen Rückfall-Gefahren und wie wird ihnen begegnet? Welche Vermeidungsstrategien sind erprobt und können angewendet werden? Hier möchte ich zwischen zwei Trinkmotiven entscheiden: Einerseits das soziale Trinken, z.B. das Feierabendbier und andererseits das Trinken bei Reizüberflutung. Ich habe mittlerweile seit mehreren Jahren erprobt, dass ich mich ohne Alkoholkonsum einer Gruppe zugehörig fühlen kann und besser Verbindungen zu Menschen aufbauen kann, wenn ich einen klaren Kopf habe. Das betrifft sowohl alte Bekannte, mit denen ich damals getrunken habe, als auch meine vielen neuen Bekannten. Wenn andere ein Bier trinken trink ich Limo und finde das inzwischen ganz normal. Der alte Mythos Alkohol=Zugehörigkeit ist entzaubert. Eine Rückfallgefahr wäre wenn ich wieder in ein Umfeld käme, in dem ich mich bestätigt und wertgeschätzt fühle und in dem routiniert und viel getrunken wird. Da ich mich in solchen Settings überhaupt nicht mehr wohl fühle und meine Weichen jetzt anders gestellt habe mache ich inzwischen aber auf dem Absatz kehrt wenn irgendwo Alkohol verherrlicht wird oder jemand mich aktiv zum mittrinken motivieren will, habe also eine stabile Abneigung dagegen entwickelt. Nun zum zweiten Trinkmotiv: Reizüberflutung Inzwischen hat mir ein professioneller IQ Test eine überdurchschnittliche Begabung attestiert. Sowas geht meistens einher mit einer hohen Reizoffenheit was mir endlich eine Erklärung für meine Gefühle der Überforderung in scheinbar normalen Situationen gibt. Ich habe mich mit Büchern und Podcasts mit dem Thema befasst und gesunde Strategien entwickelt, damit umzugehen. Das bedeutet oft, dass ich mich als erste von Party, WG-Abend, Konzert etc. zurückziehe und das ist vollkommen in Ordnung. Meist gehe ich dann noch eine kleine Runde um den Block und dann mit einem spannenden Podcast ins Bett. Zudem habe ich durch meinen geringen Konsum in den letzten Jahren automatisch Leute kennengelernt oder jede Freundschaften vertieft mit Leuten, die ebenso wenig oder gar nichts trinken und in solcher Begleitung kann ich auch mal einen lauten Abend voller Reize aushalten, sogar genießen. Aber auch alleine kann ich gut den Absprung schaffen. Wenn es nichts gibt, was mich bei einer Veranstaltung explizit interessiert, dann gehe ich. Das Trinken nach der Trennung sehe ich auch als eine Kompensation von zu vielen Reizen. Seit 2019 habe ich eine weitere Trennung und zwei Todesfälle in Freundeskreis und Familie erlebt und es war fürchterlich, aber durch gesunde Selbstfürsorge, Akzeptanz der Trauer, Geduld und freundschaftliche Fürsorge ließen sich diese Situationen für mich auch ohne Alkohol bewältigen, worauf ich nach der Erfahrung 2019 sehr stolz bin. Die freundschaftliche Fürsorge habe ich mir 2019 durch meine Abschottung und meinen Alkoholkonsum nicht ermöglicht und habe jetzt gelernt, dass ich auch in schweren Stunden nicht alleine bin. Da ich inzwischen weiß, dass Situationen der Reizüberflutung durch Alkohol einfach nur schlimmer werden und ich mit klarem Kopf viel besser gute Entscheidungen für mich treffen kann sehe ich hier quasi keine Rückfallrisiken. Die Vermeidungsstrategie ist, bei emotionaler Überforderung die Nähe zu engen Freund*innen per Telefon, Chat oder persönlich zu suchen und mich auf die gemachten Erfahrungen zu besinnen, dass sich alles mit einem klaren Kopf bewältigen lässt. |
||||
|
|||||
|
![]()
Beitrag
#2
|
|
![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 13860 Beigetreten: 30.07.2004 Wohnort: Lübeck Mitglieds-Nr.: 4642 ![]() |
Hallo @Briesemut, willkommen im Verkehrsportal! Ich habe sehr viel gereiftes von Dir gelesen. Du weißt was mit Dir los ist, hast Deinen Konsum angepasst, weißt wie Du mit Dir umgehen sollest und folgst dem. Du hast Dich gefunden, wenn ich das nun zusammenfasse.
Das liest sich so, als dass Du vor einer MPU keine großen Sorgen haben solltest. Gleichwohl wäre es gut zu erfahren, woran die erste MPU gescheitert ist, was der damalige rat war und was Du aus ihm gemacht hast. Für andere Betroffene sei bemerkt, es ist durchaus möglich, rechtskonform außerhalb von D in der EU eine neue FE zu erwerben, doch der dafür notwendige Aufwand ist erheblich. Stichwort echter Umzug. Und bei Dienstleistern auch hier skeptisch sein. Das soll reichen, denn das Thema ist hier nicht erwünscht. Was mich interessiert, damals, am Konzertabend, warum hast Du über deine deutlichen Körpersignale hinaus getrunken? Bist Du schon früher über (auch andere) Grenzen in Konsum hinausgegangen? War die innere fehlende Geborgenheit dermaßen groß? Oder war das ein Akt der gezeigten Hemmungslosigkeit? Vielleicht hätte damals ein Rechtsanwalt etwas reißen können, weil ein bloßes auf das Rad steigen noch kein Fahren ist. Andererseits, womöglich wärst Du dann nicht an diesem entwickelten Punkt Deines Lebens. Liebe Greet-Ings Cornelius -------------------- MPU-Beratung --- Deutsche Fahrerlaubnis kompetent, preisattraktiv, permanent
Da nicht jeder Wunsch im Leben erfüllt wird, sind mehrere Wünsche empfehlenswert. Die Lebenskunst ist nun, ungeachtet unerfüllter Wünsche, zufrieden zu sein. Der Unterschied zwischen Himmel und Hölle liegt darin, in der Hölle wird jeder Wunsch sofort erfüllt - weil dann Wünschen keine Freude mehr bereitet. |
|
|
![]()
Beitrag
#3
|
|
Neuling Gruppe: Neuling Beiträge: 2 Beigetreten: 25.06.2025 Mitglieds-Nr.: 92553 ![]() |
Moin Cornelius,
die Antwort kam ja schnell. Danke dafür. Gleichwohl wäre es gut zu erfahren, woran die erste MPU gescheitert ist, was der damalige rat war und was Du aus ihm gemacht hast. Der Gutachterin damals war mein Trinkverhalten noch zu routiniert. Ich bin ohne Abstinenznachweis und ohne professionelle Vorbereitung in die MPU, da ich nicht wusste wie der ganze Laden funktioniert. Ich hatte ja bis 2022 die ganze Zeit meinen Führerschein behalten und als es dann auf einmal hieß ich müsse jetzt zur MPU, musste alles ganz schnell gehen. Inzwischen kann bei meinem Trinkverhalten von Routine keine Rede mehr sein. Zudem war ich in dieser Zeit als Zimmerin auf sowas wie "wilder Wanderschaft". Habe in meinem ausgebauten Bus gewohnt und vielerorts gearbeitet. Die Gutachterin hat es kritisch gesehen, dass an den Orten, an denen ich Alkohol trinke, auch mein Kfz steht. Für mich positiv, da ich mein Bett/Rückzugsort immer in der Nähe hatte. Die Gutachterin sah darin die Gefahr einer Trunkenheitsfahrt. Bei aller Selbstreflexion fand ich dieses Gutachten dennoch irgendwie übereifrig. Daher dann auch der ungarische Führerschein. Aber das werde ich im Herbst beim nächsten Versuch wohl auf eine Art erklären müssen, die mich nicht direkt wieder durchrasseln lässt und bin da noch unsicher, wie ich mich auf solche Fragen vorbereite. Was mich interessiert, damals, am Konzertabend, warum hast Du über deine deutlichen Körpersignale hinaus getrunken? Bist Du schon früher über (auch andere) Grenzen in Konsum hinausgegangen? War die innere fehlende Geborgenheit dermaßen groß? Oder war das ein Akt der gezeigten Hemmungslosigkeit? Ich sehe das so, dass mir die Trunkenheit an diesem Abend beim Ausblenden der äußeren und inneren Reize geholfen hat und mangels besseren Wissens wollte ich "einen sitzen haben" und diesen Zustand halten. Trotz der deutlichen Körpersignale habe ich deshalb weitergetrunken und dadurch ungewollt meinen Zustand verschlimmert. Das war eine Fehleinschätzung, weil ich sonst auch nie Weisswein trinke und der wirklich süß und fruchtig war. Das hatte ich zuletzt manchmal als Teenie erlebt, als ich die Wirkung noch nicht so gut einschätzen konnte. Was meinst du mit anderen Grenzen im Konsum? Andere Drogen? Haben mich nie interessiert, ich habe immer mit Alkohol kompensiert. Ist "Akt der gezeigten Hemmungslosigkeit" ein offizieller Terminus, mit dem man dann irgendwo einkategorisiert würde? Ist rotzbesoffen sein nicht immer hemmungslos? Ich verstehe bei dieser Frage grad noch nicht die Feinheiten der Unterscheidung. Vielleicht hätte damals ein Rechtsanwalt etwas reißen können, weil ein bloßes auf das Rad steigen noch kein Fahren ist. Ich hatte damals einen Rechtsanwalt aus dem erweiterten Bekanntenkreis, der genau darauf gepocht hat. Allerdings kein Profi für Verkehrsrecht. Es hat nicht geholfen, außer dass die MPU so erst drei Jahre später angeordnet wurde. Vielen Dank schonmal und ich wünsche einen schönen Tag! :-) |
|
|
![]()
Beitrag
#4
|
|
![]() Mitglied ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gruppe: Members 1000+ Beiträge: 13860 Beigetreten: 30.07.2004 Wohnort: Lübeck Mitglieds-Nr.: 4642 ![]() |
In welcher Stufe wurdest du bei der MPU eingeordnet? Alkoholmissbrauch/A2? Oder noch Alkoholgefährdung/A3? Ich tippe auf erstes.
Nun, ich kann den Gedanken der Gutachterin zum Alkoholkonsum und der Kfz-Nähe nachvollziehen. Auch wenn ich deinen Ansatz aufgrund innerer Gegebenheit ebenso nachvollziehen kann. Dennoch, die Geschichte geht so: Ab einer gewissen menge an Alkohol werden Bedenken, Vorsätze, Beschlüsse gern vergessen, beiseite geschoben, oder in Alkohollogik "widerlegt". Tausendmal geht es gut, dann das eine Mal nicht. Das bedeutet dann, kein Konsum oder ein Konsum, der jedenfalls 0,5‰, besser 0,3‰, nicht übersteigt. Wenn Alkohol getrunken wird, so stellen sich im Körper je nach Menge verschiedene Warneffekte ein. Wärmegefühl, so ein leichtes Kribbeln im Kopf, angeschäkert sein. Später auch Kopfbrummen, Übelkeit, Torkeln, verwaschene Aussprache. Du kannst jeweils darüber hinaus trinken. In der MPU geht es falls Du noch ab und an konsumierst, dass du diese Warnsignale (wieder) wahrnimmst. Und dann natürlich auf sie achtest, den Konsum abbrichst bzw. auf sie beschränkst. Und mit einer gewissen Sozialisierung sie erst nicht entstehen lässt. - Ich denke, das wird bei Dir gegeben sein. Du solltest es beschreiben können und in der MPU benennen. Umgekehrt, wenn du diese Signale wahrnimmst, dennoch über sie hinweg konsumierst, sagt das etwas über die Stärke des Konsumverlangens wie des daraus resultierenden Konsums aus. In diesem Zusammenhang es auf einen süßen Weißwein zu schieben, wird einen Gutachter nicht unbedingt glücklich stimmen. Wenn, an diesem Abend wolltest Du Dich betrinken trotz des Schädelbrummens. Trenne das mit dem süßen Weißwein als Begründung ab! Süße alkoholische Getränke erleichtern den Konsum, weil die "schmeckende" Alkoholmenge nicht so wahrgenommen wird. Wein, nicht nur Weißwein, hat eine höheren Alkoholgehalt als Bier. Dann muss eben noch mehr auf Körpersignale geachtet werden, wenn die Erfahrung mit dem Alkoholgehalt im Getränk fehlt. Oder gerechnet werden. Sei es beispielsweise mit der Widmarkformel, sei es über Standardgetränke, wie es derzeit gerne genutzt wird. Ich sage es so: An dem Abend hättest Du Dich mit sonst was betrinken wollen, eben was da war. Der Wein war da eben griffbereit. Nee, Akt der Hemmungslosigkeit ist kein Fachterminus. Hemmungslosigkeit ist ein Charakterzug und/oder eine erreichte Alkoholkonsumstufe. Es gibt Betroffene, die trinken immer bis zum Schlaf/Koma. Da muss jedem bewusst sein, dass ist sehr weit entfernt von jedem anderen Alkoholkonsum, erst recht von einem gesellschaftlich akzeptierten. Ich fragte, weil es möglich sein könnte, dass Du noch mehr derartiger Erlebnisse hattest, auch wenn diese nicht öffentlich wurden. Deine Kompensationsaussage schafft dafür zusätzlichen Raum. (Und nein, in der MPU muss auch "Munition" geliefert werden. Was Du jeweils kompensieren wolltest, hast Du ja beschrieben. Und auch, wie Du heute mit den Triggern umgehst, so dass es nicht zur Kompensation kommt.) Für die MPU ist die Sache mit der ungarischen EU-FE nicht von besonderem Interesse. Für die Gutachter zeigt es, dass Du a) fähig bist Anforderungen auszuweichen und b) damals den leichten ausweichenden Weg gewählt hast. Heute kannst Du sagen, das hat letztendlich deine damaligen Alkoholprobleme nicht gelöst. Mit dem Verlust dieser musstest Du Dich erneut mit Dir und dem früheren Konsum auseinander setzen. Da kam dann nach und nach Einsicht, weil Du deine Konsumursachen betrachtet hast. In diesem Zusammenhang ist auch eine frühere negative MPU nicht schädlich. Du hast eben Zeit benötigt, Dich und die Ursachen wie Deinen neuen Umgang mit ihnen zu finden, zu erproben. Du solltest in Abhängigkeit von A2 bzw. A3 auch Abstinenznachweise zur MPU mitbringen. Je nach Einstufung in unterschiedlicher Qualität und Dauer. Nach bestandener MPU sollte nochmals ein Blick auf den damaligen Erwerb der ungarischen EU-FE geworfen werden. Je nach Falllage ist das unbedeutend bis hin zu das recht von ihr in D wieder Gebrauch machen zu dürfen lebt wieder auf. Im letzteren Fall wäre es eine Überlegung, sie in eine deutsche FE umschreiben zu lassen oder zeitgleich auf sie zu verzichten und stattdessen gleich die deutsche FE zu erhalten. Falls die damalige ungarische FE rechtlich keine war, Fälschungstyp, oder Ungarn sie selbst entzogen hat, stellt sich vorherige Frage nicht. Liebe Greet-Ings Cornelius -------------------- MPU-Beratung --- Deutsche Fahrerlaubnis kompetent, preisattraktiv, permanent
Da nicht jeder Wunsch im Leben erfüllt wird, sind mehrere Wünsche empfehlenswert. Die Lebenskunst ist nun, ungeachtet unerfüllter Wünsche, zufrieden zu sein. Der Unterschied zwischen Himmel und Hölle liegt darin, in der Hölle wird jeder Wunsch sofort erfüllt - weil dann Wünschen keine Freude mehr bereitet. |
|
|
![]() ![]() |
![]() |
Vereinfachte Darstellung | Aktuelles Datum: 04.07.2025 - 11:53 |