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> Erfahrungsbericht und persönliche Geschichte: Fahrrad MPU
FlyingCar
Beitrag 15.03.2023, 18:54
Beitrag #1


Neuling


Gruppe: Neuling
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Liebe Forengemeinde,
seit einigen Monaten bin ich nun stiller Mitleser - ich bin tatsächlich erst nach meiner MPU auf dieses Portal aufmerksam geworden und bin beeindruckt von der Hilfe die man hier finden kann und von den vielfältigen Geschichten. Heute sehe ich mich dazu veranlasst, auch einmal meine "Geschichte" mit euch zu teilen. Vielleicht findet sich manch einer darin wieder und kann irgendetwas daraus mitnehmen - und wenn es nur etwas Mut ist. Natürlich dürft ihr gerne auch Nachfragen stellen, ich vergesse bestimmt einiges beim "drauf los schreiben".

Es begann im Juni '21, als ich den Nachmittag (ab ca. 18 Uhr) / Abend mit einem Arbeitskollegen in der Stadt verbrachte. Ich habe / wir haben wahnsinnig viel getrunken - vorab machte ich mir wenig Gedanken über Trinkmengen, mein Fahrrad etc.
Gegen 22:30 Uhr machte ich mich dann mit meinem Fahrrad auf den Heimweg, als ich nach einigen Hundert Metern an einer Ampel ein Auto touchierte. Die Halterin rief sofort die Polizei und somit begann das übliche Prozedere: Atemalkoholtest, anschließend mit zur Wache und Blutabnahme. Die BAK lag bei 1,97 Promille wie ich ca. 1,5 Wochen später per Post erfahren habe. Der Schock war riesig, über eine drohende (bzw. im Nachhinein sichere) MPU machte ich mir allerdings kaum Gedanken - natürlich im Nachhinein ein Fehler.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit (nämlich bis Mitte Dezember) bis mich der Strafbefehl erreichte und dieser haute mich einmal mehr aus den Socken: 40 TS und einen Monat Fahrverbot. Nun gut, das FV war dann Ende Januar wieder aufgehoben, die TS bezahlt und so hatte ich geistig immer mehr mit der ganzen Geschichte abgeschlossen.
Mitte Februar 2022 erreichte mich dann der Brief der FSST - Aufforderung zur Vorlage eines MPU-Gutachtens in den nächsten 2 Monaten. Der Schock saß tief. Wenige Tage später hatte ich meine erste Sitzung beim VP. Es wurde mir dazu geraten, eine Haarprobe abzugeben - so sollte ein "Status-Quo" ermittelt werden.
Im Laufe der Sitzungen kristallisierte sich KT als "meine" Strategie heraus, in Wirklichkeit lebte ich seit meiner ersten Sitzung aber sowieso komplett abstinent. Ebenso entschloss ich nach einigen Sitzungen beim VP, die Frist der FSST verstreichen zu lassen, da die Vorbereitungszeit natürlich insgesamt viel zu gerne ausfiel.

Nach einigen Wochen dann die Wende: Das Ergebnis der Haaranalyse traf ein. Es lag tatsächlich nur knapp über dem CutOff-Wert und überraschte sowohl mich, als auch die VP im positiven Sinne. Gemeinsam wurde dann beschlossen, doch noch den ersten MPU-Versuch innerhalb der gestellten Frist abzulegen- das war eine Aufregung sag ich euch. Es war nun tatsächlich nur noch bei einem MPI ein Termin zu bekommen - ausgerechnet das mit (deutlichem!!!) Abstand teuerste: Fast 1800€ für die Alkohol MPU. Nichtsdestotrotz vereinbarte ich nun "auf den letzten Drücker " diesen Termin und Anfang Mai 2022 stand dann der große (aber eigentlich auch ersehnte) Tag vor der Tür. Und was soll ich euch sagen: Ich bin mit vollem Karacho gescheitert. Die Gutachterin (für mein Empfinden eine sehr junge Dame) meinte noch, ich wäre ein Kandidat für einen Kurs - dieser sei aber als Noch-Inhaber der FE nicht möglich. Nach 5 (!) Wochen trudelte dann auch das negative Gutachten zu Hause ein. Wenig später habe ich dann die FE "freiwillig" abgegeben und nur wenige Tage später schon den Antrag auf Neuausstellung gestellt.

Es folgten weitere Wochen der Aufarbeitung mit meiner VP. Zunächst dachte ich: Was soll sich denn schon noch groß ändern / verbessern im Vergleich zum letzten Mal. Mit der Zeit merkte ich allerdings, dass sich tatsächlich einiges in mir tat und vor allem die Erlebnisse im Zusammenhang mit dem KT - diese fehlten mir definitiv noch im ersten MPU-Versuch. Ich habe übrigens die gesamte Zeit über noch zwei weitere Haaranalysen machen lassen: diese beiden waren dann sogar jeweils negativ, obwohl ich zumindest im letzten Zeitraum auch wirklich kontrolliert getrunken habe.

So verging die Zeit. Nach dem üblichen Vorgehen mit Seetest, Antrag etc., stand dann Mitte Oktober 2022 der zweite MPU-Versuch vor der Tür. Diesmal bei einem anderen MPI das sage und schreibe, weniger als die Hälfte des ersten Preises verlangte (knapp 700€ für die Alkohol-MPU). Diesmal war ich wirklich zuversichtlich: So hatte ich nun tatsächlich 6 Monate (nachweislich!) KT praktiziert, eine abgeschlossene Verkehrstherapie und wirklich viele, reale Erfahrungen und Veränderungen vorzuweisen.
Das psychologische Gespräch gab mir in den ersten ca. 15 (von insgesamt 60) dann eher ein schleppendes Gefühl: Die Gutachterin fragte für meinen Geschmack nach extrem vielen Details... im zweiten Teil des Gesprächs ("Was hat sich verändert etc.) hatte ich tatsächlich ein gutes Gefühl und wollte z.T. noch mehr erzählen, als die Psychologin hören wollte.
Am Ende dieses Tages dann die erlösende (vorläufige) Rückmeldung: Ergebnis voraussichtlich positiv! Wahnsinn! Ich konnte es kaum glauben, brach zu Hause bei meiner Freundin beinahe in Tränen aus. Sollte es wirklich nun "alles vorbei" sein? Ja - nach 6 (in Worten: sechs!!) Wochen trudelte das positive Gutachten bei mir ein und zwei Tage später brachte ich es persönlich bei der FSST vorbei. Wiederrum nur 3 Tage später hielt ich meine vorläufige Fahrerlaubnis in den Händen.

Ich denke schon, dass mich diese ganze Geschichte nochmal tief geprägt hat. Ich habe während der Therapie, aber auch in den vielen Stunden bzw. Tagen des Nachdenkens und Grübelns viel über mich gelernt und blicke auf viele Ereignisse in der Vergangenheit nun anders zurück.
Nicht zu verachten ist für mich auch der finanzielle Aspekt. Zugegeben - ich habe aus finanzieller Sicht hier mit Sicherheit nicht immer die klügsten Entscheidungen getroffen; dass mich die ganze Kiste aber insgesamt (mit Strafe) einen fünfstelligen Betrag gekostet hat, haut mich tatsächlich immer noch um.

Nun schrieb ich bereits, dass ich das Forum erst nach der (zweiten) MPU entdeckt habe. Einerseits hätte ich hier vorher bestimmt aus vielen Erfahrungen profitieren können, andererseits kenne ich mich und hätte vermutlich immer wieder die Meinungen hier, mit den Meinungen vom VP "verglichen". Ein Beispiel: Meine KT Strategie, die ich selbstverständlich auch mit VP "besprochen" habe, wäre hier, nachdem was ich bisher gelesen habe, evtl. kopfschüttelnd durchgefallen (ohne dass ich das jetzt negativ meine).
Nicht zuletzt bin ich heute schlauer und weis, dass ich viele Dinge absolut nicht schlau angegangen bin: Aussage bei der Polizei, "Bemühung" beim ärztlichen Test, schriftliche Äußerung, schnelles Bezahlen und und und...

Nun habe ich doch einen, für meine Verhältnisse, sehr langen Text geschrieben und dabei doch irgendwie nur an der Oberfläche vieler Dinge gekratzt biggrin.gif

Vielleicht noch ein paar Eckdaten zu mir:
Ich bin 33 Jahre alt und wohne in NRW. Auch wenn ich hier (vielleicht? wink.gif noch zu den Jüngeren zähle denke ich, dass ich für mein Alter schon relativ viel erlebt habe und über einen gewissen Erfahrungsschatz verfüge. Wenn sich Gelegenheiten zum Einbringen in den ein oder anderen Thread zukünftig ergeben, lest ihr evtl. mal von mir; die Thematiken haben wirklich angefangen mich zu interessieren - auch wenn ich natürlich bei weitem kein Profi wie manch anderer hier bin.

Viele Grüße an euch alle - und immer weiter so smile.gif wavey.gif
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Kai R.
Beitrag 15.03.2023, 19:03
Beitrag #2


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Glückwunsch zur bestandenen MPU und herzlich willkommen im VP. Bring Dich gerne hier mit ein.


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Grüße

Kai

--- sorry, keine Privatkonsultationen per PN ---
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Herbie56
Beitrag 15.03.2023, 19:41
Beitrag #3


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Auch von mir von Herzen Glückwunsch und herzlich Willkommen !

Hast du Lust, deine Gutachten hier einzustellen ?
Der Unterschied zwischen dem ersten und zweiten würde mich sehr interessieren.

Ich schließe mich @ Kai gerne an:
Schön, wenn du dich hier einbringst wavey.gif


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faber est suae suisque fortunae
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FlyingCar
Beitrag 16.03.2023, 18:53
Beitrag #4


Neuling


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Hey,
klar, ich werde mich bei Gelegenheit (habe aktuell viel zu tun...) mal an die Anonymisierung oder ans Abtippen des psychologischen Teils machen.

LG
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