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> Chancenoptimierung und Vorbereitung auf MPU, Hilfestellungen zu speziellem Fall gesucht
Hongkong
Beitrag 14.07.2008, 21:30
Beitrag #1


Neuling
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Zunächst einmal 'Hallo an alle' in diesem Forum!

Nach reiflicher Überlegung bin ich zum Entschluss gekommen, auch und gerade im Internet Erfahrungen zum Bereich Führerschein (FS) und MPU einzuholen. Mein Fall ist recht unspektakulär und dennoch einigermaßen komplex (aus meiner Sicht).

Ich erhoffe mir aus dem Diskurs im Forum Antworten, Hilfestellungen und Korrekturen meiner Strategie auf dem Weg, meinen Führerschein wieder zu erlangen. Ich habe viel von anderen Fällen gelesen, aber Tipps zu meiner spezifischen Situation wären wünschenswert.

Führerschein-Vorgeschichte:

ca. vor 11 Jahren Führerschein gemacht.
ca. vor 10 Jahren Unfall ohne Fremdeinwirkung & Personenschaden mit 0.68 %o. Keine alkoholbedingten Punkte in Flensburg, dennoch Eintrag in FS-Akte.
8 Monate FS weg und "Nachschulung für alkoholauffällige Fahranfänger"
vor ca. 8 Jahren eine Arbeitsstelle mit 'Just in time'-Terminen bundesweit. Arbeitgeber übernahm Strafzettel.
Resultat: 14 oder 16 Punkte innerhalb von 8 Monaten + Nachschulung für Punktesünder (weiss den genauen Namen nicht mehr, werde ihn natürlich vor dem konkreten Termin wissen)
ca. 7-8 Jahren: einmal rote Ampel, einmal viel zu schnell -> jeweils einen Monat FS weg
jetzt kommts...
ca. 7 Jahren: Nachweis einer Trunkenheitsfahrt ohne Schaden und ohne " caught in the act" in Verbindung mit einigen anderen Straftaten (Widerstand gg. Festnahme, Sachbeschädigung)
Resultat: 1.38 %o + 10 Monate FS-Entzug, 2 Jahre Bewährung (Mit Vorschlag nach ca. 6 Monaten, die Bewährung vorzeitig abzusetzen)

Zusammenfassend und ergänzend:
Contra: Alkohol-Wiederholungstäter (inkl. Dosis-Steigerung), kein Lerneffekt nach zwei Nachschulungen eingetreten, multiple Verstöße (ergo: keine psychische Eignung für FS)
Pro: lange her (?), gesunde Sozialprognose (2. Bildungsweg, anspruchsvolles Studium, langjährige Beziehung, Familie -> nachvollziehbare Persönlichkeitsveränderung), damals seelische Belastung durch kürzliche verstorbenen Vater, Veränderung des Umfelds

Soviel zu den Rahmenbedingungen.

In der Endphase meines Studiums benötige ich einigermaßen dringend den FS. Deswegen plane ich, in Kürze einen Antrag auf Neuerteilung zu stellen. In habe schon veranlasst, dass meine Akte zur zuständigen FS-Stelle geschickt wird und sondiert, ob zu 100% eine MPU auf mich zukommt (Motto: Hoffung stirbt zuletzt). Seinerzeit habe ich mir übrigens einen Antrag verkniffen, einerseits, weil ich mir nicht zutraute, einen Psychologen 'aufs Kreuz zu legen' - denn mein Trinkverhalten entsprach gewiss nicht den Anforderungen auf eine Neuerteilung, und andererseits aus Kostengründen.
Die Frauen in der FS-Stelle gaben mir recht freundlich am Telefon Auskunft (seltsamerweise war diejenige Frau wesentlich netter, die meine Akte noch NICHT gesehen hatte). Eine MPU wurde anscheinend schon vor 6-7 Jahren als Auflage (also ohne Antrag auf Wiedererteilung) in meiner Akte vermerkt.
Im selben Zeitraum (Vor ca. 7 Wochen) ließ ich meinen Arzt die erste Leberwerte-Messung (LW) vornehmen. Werte in Ordnung. Die zweite Messung lasse ich morgen zapfen. Dazu schon die erste konkrete Frage: Ich habe letzten Mittwoch einen Liter Bier getrunken. Wird das die Leberwerte beeinflussen?

Zur Vorbereitung:
Als Vorbereitung stelle ich mir vor, dass ich die kostenlose Beratung in der TÜV-Stelle in Anspruch nehme.
Außerdem habe ich mir dieses Testknacker-Buch durchgelesen und einiges daraus gelernt.

Die Leberwerte wollte ich als Beweis für das Nichtvorhandensein einer körperlichen Abhängigkeit einbringen. Frage dazu: Ist vor dem Hintergrund, dass mein Vergehen (für mein Lebensalter jdnfalls.) so lange zurück liegt, eine LW-Meßgeschichte von min. 6 Monaten dringend notwendig? Argument dagegen: Die Leberwerte verlieren (so der Forum-Konsens) an Bedeutung; Argument dafür: "Wie, schon 6 Jahre Lappen weg und sie konnten keine 6 Monate LW-Nachweis in ihre MPU-Vorbereitung einbauen?"

Ich habe mich aus Kostengründen gegen einen Vorbereitungskurs entschieden (weil: das Testknackerbuch die wesentlichen Infos bringt; ich habe schon genügend Nachschulungserfahrung; ich habe einfach kein Geld dafür als Student). Komme ich als nachschulungs-resistenter Poly-Verkehrssünder ohne Vorbereitungskurs durch?

Und dazu: Komme ich mit einer "kontrolliertes Trinken"-Strategie durch? Um bei der Wahrheit zu bleiben, wollte ich keine 100%ige Abstinenz herbeilügen (auch keine Herbeiführen, außer natürlich in der MPU-Vorbereitungsphase). Kontrolliertes Trinken meint in diesem Falle ausschließlich Wein zu Mahlzeiten (wenn in Frankreich). Ist es glaubwürdig, wenn ich im Zuge dieser Strategie behaupte, auf Festen oder zu anderen Anlässen garnichts zu trinken? (Pot. Frage: Wie, sie trinken zum Essen drei Gläser Wein, aber an einem geselligen Abend nur alkoholfreies?)

Was bringt mir der Besuch bei den AA als Argument für die MPU? Beim psychologischen Gespräch werde ich natürlich mein vergangenes Trinkverhalten analysieren und meine (realen) Änderungen erklären. Ich werde herausstellen, dass ich Alkoholiker, oder mindestens alkohol-gefährdet (das Jellinek-Schema ist ein wahrer Augenöffner) war, dass also Mißbrauch stattgefunden hat. Dabei kann ich, da der Vorfall so lange zurück liegt, auf einen breiten Paradigmawechsel hinweisen. Reicht das aus, um eine angemessene Konfrontation mit dem eigenen Trinkverhalten nachzuweisen, oder ist all dies nichts wert, wenn man nicht den 'institutionellen Weg' ging. Ohne im Übrigen den Nutzen der AA schmälern zu wollen.

Zusammenfassend: Als Königsweg zum Bestehen der Untersuchung stelle ich mir eine 100%ige Abstinenz, regelmäßige LW-Messungen, Vorbereitungskurs und Teilnahme bei den AA vor. Komme ich also, wegen den genannten nachvollziehbaren positiven Aspekten mit kontrolliertem Trinken, ohne 6 Monate LW-Nachweise (werden vielleicht nur 4 Monate + MPU-Messung), ohne Vorbereitungskurs und ohne AA durch?

Habt ihr Ideen und Tipps, wie ich meinen FS zurück bekomme? Und zwar im Laufe der nächsten 4 Monate und ohne extra Geld auszugeben. MPU und das erneute Ablegen der Prüfungen reicht mir völlig.

Habt Dank fürs Durchlesen und fürs Antworten,

Gruß, Hongkong
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jfk
Beitrag 14.07.2008, 22:02
Beitrag #2


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Hallo Hongkong,

erst mal Herzlich willkommen im VP!

Du hast aber eine Menge Fragen, da werden sich noch andere versuchen dürfen... Ich fange mal ein wenig an.

Zu den erneuten Prüfungen:
Ab Mitte Oktober wird wahrscheinlich eine neue Regelung in Kraft treten, dass die die FE auch ohne erneute Prüfungen wieder ausgestellt werden kann...

Die Leberwerte sind, wie du selbst schreibst, kein "Beweis". Gerade bei Mißbräuchlern sind sie oftmals "jungfräulich", von daher reichen mE 1 - 2 Gesammelte Werte...
Und 1 l Bier allein lässt die LW nicht nach oben schnellen.
Aber:
1 l Bier ist definitiv zu viel für das Kontreollierte Trinken.
Du kannst die MPU nur mit einer der beiden Strategien bestehen: entweder Abstinenz oder Kontrolliertes trinken. Bei Dir könnte ich mir vorstellen, dass KT ausreicht, aber du müßtest dich noch mal genauer damit beschäftigen,
z.B. hier.

So weit erst mal,

jfk.


--------------------
Verstehen kannst Du dein Leben nur rückwärts. Leben musst Du es vorwärts.

Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist - gewöhnlich wegen Bauarbeiten gesperrt.
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Hongkong
Beitrag 14.07.2008, 22:27
Beitrag #3


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Vielen Dank für die Antwort und den weiterführenden Link!

In einer KT-MPU-Strategie ist kein Platz für ein Mittwoch-Abend-Bier, soviel ist mir klar.

Sehr erfreut bin ich für die Information, dass man ab Oktober die Prüfung nicht erneut ablegen muss - das nenne ich Glück!
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Gast_klaus62_*
Beitrag 14.07.2008, 22:39
Beitrag #4





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Lieber @jfk

ich habe aus deinem Link mal das rauskopiert:

Zitat
Wer kontrolliert trinkt, trinkt somit nicht aufs Geratewohl, sondern nach vorherigen Festlegungen. Ein Beispiel für kontrolliertes Trinken: Jemand lebt nach dem Vorsatz, pro Tag nicht mehr als einen Liter Bier zu trinken alkoholfreie Tage pro Woche einzulegen. Zudem legt er fest, nicht vor 18 Uhr mit dem Trinken zu beginnen und vor dem Alkohol ein nichtalkoholisches Getränk zu konsumieren.


Willst du jetzt wirklich dem TE vorschlagen, dass 1 Liter Bier täglich kontrolliertes Trinken ist? blink.gif

KT ist ganz was anderes, aber ich denke, das weisst du auch wavey.gif
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Coyota
Beitrag 14.07.2008, 22:57
Beitrag #5


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Hallo Hongkong,

zunächst ein herzliches Willkommen im MPU-Board. wavey.gif

Wenn Du hier schon etwas mitgelesen hast, dann weißt Du ja schon, daß wir hier auch immer "hinterfragen"... ist nicht böse sondern als Hilfe gemeint.

Zitat (Hongkong @ 14.07.2008, 22:30) *
Ich erhoffe mir aus dem Diskurs im Forum Antworten, Hilfestellungen und Korrekturen meiner Strategie auf dem Weg, meinen Führerschein wieder zu erlangen.


Du weißt, daß wir hier sehr auf die zugrundeliegende Sucht- oder Mißbrauchsproblematik eingehen und den Wiedererwerb des FS eher als angenehmen "Nebeneffekt" dieser Problematik sehen? Ich frage das so explicit, weil ich aus dem bisher von Dir Geschriebenen zu lesen glaube, daß Du gerne eine Schnellanleitung "wie bestehe ich in 4 Monaten eine MPU?" hättest. Es ist nicht unmöglich, in 4 Monaten die Grundproblematik aufzuarbeiten, aber schwierig. Aber Du wirst sicher noch mehr über Deine bisherige Vorbereitung erzählen, hoffe ich!

Zitat
Contra: Alkohol-Wiederholungstäter (inkl. Dosis-Steigerung), kein Lerneffekt nach zwei Nachschulungen eingetreten, multiple Verstöße (ergo: keine psychische Eignung für FS)


Würde ich nicht als "Contra" =Vorverurteilung sehen. Du mußt halt beweisen, was Du konkret geändert hast, daß diese Fakten jetzt nicht mehr gegeben sind.

Zitat
Pro: lange her (?), gesunde Sozialprognose (2. Bildungsweg, anspruchsvolles Studium, langjährige Beziehung, Familie -> nachvollziehbare Persönlichkeitsveränderung), damals seelische Belastung durch kürzliche verstorbenen Vater, Veränderung des Umfelds


Das klingt jetzt sehr allgemein, diese Veränderungen müssen wir noch konkretisieren. Als definitive Pro-Punkte sehe ich das Erwähnte jetzt noch nicht, zumal die beiden TF wenn ich richtig verstehe 4 Jahre auseinander lagen.

Zitat
...denn mein Trinkverhalten entsprach gewiss nicht den Anforderungen auf eine Neuerteilung, und andererseits aus Kostengründen.


Es wäre informativ, wenn Du noch einen Abriß über das frühere Trinkverhalten (Mengen, Häufigkeit, Trinkmotive) und warum 2 TF unternommen wurden, gibst.

Zitat
Im selben Zeitraum (Vor ca. 7 Wochen) ließ ich meinen Arzt die erste Leberwerte-Messung (LW) vornehmen. Werte in Ordnung. Die zweite Messung lasse ich morgen zapfen.


Bis zur MPU hättest Du dann also knapp 6 Monate nachgewiesen... müßte reichen, wenn die sonstige Vorbereitung stimmt.

Zitat
Dazu schon die erste konkrete Frage: Ich habe letzten Mittwoch einen Liter Bier getrunken. Wird das die Leberwerte beeinflussen
?

Normalerweise nicht, aber das kommt natürlich auch auf die Trinkmengen der letzten Wochen an. Auch hier bitte um mehr Infos, wie Du tatsächlich die letzten Jahre getrunken hast (also nicht, was Du bei der MPU erzählen willst, sondern die Wahrheit).

Zitat
Zur Vorbereitung:
Als Vorbereitung stelle ich mir vor, dass ich die kostenlose Beratung in der TÜV-Stelle in Anspruch nehme.
Außerdem habe ich mir dieses Testknacker-Buch durchgelesen und einiges daraus gelernt.


Kannst Du denn schon grob über innere Trinkmotive und jetzige Vermeidungsstrategien berichten?

Zitat
Komme ich als nachschulungs-resistenter Poly-Verkehrssünder ohne Vorbereitungskurs durch?


Bei sonst stimmiger und guter Vorbereitung ist das möglich.

Zitat
Kontrolliertes Trinken meint in diesem Falle ausschließlich Wein zu Mahlzeiten (wenn in Frankreich). Ist es glaubwürdig, wenn ich im Zuge dieser Strategie behaupte, auf Festen oder zu anderen Anlässen garnichts zu trinken? (Pot. Frage: Wie, sie trinken zum Essen drei Gläser Wein, aber an einem geselligen Abend nur alkoholfreies?)


Hier habe ich den Eindruck, daß Dir nicht klar ist, was erlerntes kT mit vorausgeplanten wenigen Trinkanlässen und Trinkmengen bedeutet, das merkt man auch an dem Liter Bier am Mittwoch. Vielleicht ist jemand, der den Link zum kT hat so nett, ihn hier einzustellen? Edit:Danke @JFK, hatte den Link von Dir übersehen!

Zitat
Was bringt mir der Besuch bei den AA als Argument für die MPU? Beim psychologischen Gespräch werde ich natürlich mein vergangenes Trinkverhalten analysieren und meine (realen) Änderungen erklären.


Das kann ich jetzt noch nicht beantworten, da zu wenige Infos.

Zitat
Ich werde herausstellen, dass ich Alkoholiker, oder mindestens alkohol-gefährdet (das Jellinek-Schema ist ein wahrer Augenöffner) war, dass also Mißbrauch stattgefunden hat.


Uuuups... blink.gif brandgefährlich, sich selbst als Alkoholiker einzustufen, da wird Therapie und 12-monatige Abstinenz gefordert. Bei Deinen Werten ist trotz zweier TF Mißbrauch glaubhaft.

Zitat
Habt ihr Ideen und Tipps, wie ich meinen FS zurück bekomme? Und zwar im Laufe der nächsten 4 Monate und ohne extra Geld auszugeben. MPU und das erneute Ablegen der Prüfungen reicht mir völlig.


Ich habe das Gefühl, Du nimmst die MPU noch etwas auf die leichte Schulter und siehst sie eher als "strategisches" Problem, bei dem gewisse Vorgaben "abgehakt" werden müssen. Ein Großteil des Rüstzeugs ist aber die realistische und selbstkritische Beschäftigung mit dem Alkoholproblem, die widerspruchsfrei und glaubhaft dargelegt werden muß. Dies gelingt -so nicht wirklich gelebt- unserer Erfahrung nach nur begnadeten Lügnern. Der Königsweg, mit dem 95% der hier beratenen ihre MPU bestehen, ist eine ehrliche Aufarbeitung und motivational gefestigte Lebensänderung.

Gruß von COYOTA thread.gif

Der Beitrag wurde von Coyota bearbeitet: 14.07.2008, 22:59


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Hongkong
Beitrag 14.07.2008, 23:03
Beitrag #6


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An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die Beispielquantität von einem Liter Bier für "Kontrolliertes Trinken" im weiterführenden Link und meiner konsumierten Dosis am letzten Mittwoch nur zufällig übereinstimmt.

Ich habe keinesfalls vor, den MPU-Gutachter von meiner rigorosen Umsetzung einer 1-Liter-Bier/Pro Tag-Strategie zu überzeugen!

In diesem Sinne bitte ich von rhetorischen Fragen im Thread abzusehen, weil ich wirklich Hilfe bräuchte und ungern vom Thema abkommen wollte.
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Gast_klaus62_*
Beitrag 14.07.2008, 23:22
Beitrag #7





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Zitat (Hongkong @ 15.07.2008, 00:03) *
In diesem Sinne bitte ich von rhetorischen Fragen im Thread abzusehen, weil ich wirklich Hilfe bräuchte und ungern vom Thema abkommen wollte.


Bitten kannst du schon, aber wenn es nötig ist, natürlich nur für deine MPU, werde ich sie trotzdem stellen und eine Antwort erwarten
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Hongkong
Beitrag 15.07.2008, 00:01
Beitrag #8


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Akzeptiert. Aber in diesem Fall ging die Frage wohl nicht an mich, sondern an JFK?

Ansonsten: Man sollte eine Beispielquantität in einem Konstrukt zur Erklärung des KT-Prinzipes abstrahieren können. So geschehen!
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Hongkong
Beitrag 15.07.2008, 03:14
Beitrag #9


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Vielen Dank fürs Lesen und für die Auseinandersetzung mit meiner Geschichte, (vor allem bislang Coyota)!
Ein Doppelpost deshalb, um den Sinnsprung zu verdeutlichen.

Ich versuche alles zu beantworten, möchte aber noch etwas vorschicken:
Das Verkehrsportal ist gewiss eins der größeren Foren für MPU-Teilnehmer. Und auch Verkehrspsychologen schauen mit Sicherheit regelmäßig nach, wie so der Wind weht im World Wide Web. Man mag mich paranoid nennen, aber so richtig geheuer ist es mir nicht, meine gesamte Lebenseinstellung und Seelenlage in Punkto Alkohol, Suchtproblematik und deren Auslöser im Netz (das so anonym nicht ist) zu veröffentlichen.
Dennoch versuche ich vieles zu konkretisieren. Davon ist einiges direkt auf deine Anmerkungen bezogen, die teils sehr gut beobachtet sind.

Also meine Auseinandersetzung mit meinem Alkoholkonsum setzte nicht sofort nach meinem Führerscheinentzug ein. Ich empfand den Entzug im Übrigen als vollkommen gerechtfertigt. Obwohl es aus meinen Akten nicht hervor geht, habe ich nämlich tatsächlich etwas aus der ersten Nachschulung ( für alkkoholabhängige Fahranfänger) gelernt. Mehr noch daraus, dass drei meiner besten Freunde in drei verschiedenen alkoholbedingten Verkehrsunfällen und innerhalb von drei Monaten teils grauenvoll ums Leben kamen.
Jedenfalls habe ich nach Urteilsverkündung mein Leben unverändert weitergeführt. Den Auslöser für meine Einsicht, etwas bezüglich meines Alkoholkonsums zu ändern, war die Lektüre des Jellinek-Schemas. Ich hatte nämlich diese Alkoholiker-Checkliste (zufällig) im Abstand von ca. 3 Jahren gelesen und auf mich bezogen ausgewertet. Dabei hab ich festgestellt, dass ich mein Trinkverhalten verändert - genauer: im Sinne des Schemas "weiterentwickelt" hatte. Ich bin mit mir ins Gericht gegangen und habe festgestellt, dass ich von Phase 1, der "voralkoholischen Phase" mitten in die "Anfangsphase" geraten war. Dies löste ein wirklichen Schock mit einer gehörigen Portion Angst vor zukünftigem Alkoholismus und seinen Folgen aus.
Das Resultat war, dass ich meinen beiden Lastern Zigaretten und Alkohol ein Ultimatum setzte. Da ich meiner (nichtrauchenden) Freundin versprochen hatte, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn wir zusammenziehen würden. Habe ich, wie angekündigt und deshalb mit guter seelischer Vorbereitung, zum 1.10.2004 mit Trinken und Rauchen aufgehört. Komplett. Rauchen bis heute. Meinen Alkoholkonsum wieder aufgenommen habe ich Sommer 2005 in Frankreich beim Besuch der Familie meiner Freundin. Und zwar ausschließlich zum Essen, dort jedoch ohne ein vorher festgesetztes Limit. Das kann also durchaus mal ein Glas Moussée zum Aperitif, Weißwein zum Entree, Rotwein zum Fleisch und zum Käse und einen cm Porto zum Dessert sein (bestimmte Melonen schmecken vorzüglich damit). Das ist natürlich ein Extremfall - viel öfter trinkt man nichts, oder nur ein Glas Rotwein zum Käse. Jedenfalls ist dieses Trinken zum Essen als Genuß der Aufhänger meiner KT-Strategie. Ich trinke nichts (alkoholisches), wenn ich weggehe, wenn ich Besuch bekomme (außer ich koche etwas besonderes), wenn ich, oder sonst wer, Geburtstag habe (eine Ausnahme weiter unten im Text).

Der Liter Bier war übrigens die Begleitung für eine deftige Schweinshaxe - nichts passt besser (auch wenn's etwas zuviel war).

Dies alles, das Aufhören mit Party-saufen, Rauchen, scheint mir ausreichend nachhaltige Vorbereitung auf die MPU. Vorausgesetzt, man erklärt meine Trinken-zum-Essen-Strategie nicht als zu wenig 'kontrolliert'.

Nun zur Entkräftung meiner "Contra-Argumente".

Alkohol-Wiederholungstäter (inkl. Dosis-Steigerung): Ich habe seit meinem 13. Lebensjahr getrunken und geraucht. Diese Gewohnheiten wurde immer selbstverständlicher - beide. Die gemessenen Promillewerte belegen eindeutig, dass ich auf einem gefährlichen Weg war. Von diesem Weg bin ich aber abgebogen, im Grundsatz zum Zeitpunkt der Einsicht, dass ich mich der Anfangsphase zu einer Sucht befand. Und in der Praxis spätestens dann, als ich nicht mehr trank (und rauchte).

Coyota schreibt: Der Status Alkoholiker ist brandgefährlich. Ok, das leuchtet ein! Ist es unproblematisch, von der Anfangsphase einer Sucht zu sprechen? Wenn nicht, dann wäre das System lächerlich, denn Jellik macht doch eindeutige Ansagen. Er zählt die Anfangsphase, die mit reichlich drastischen Wesensveränderungen verbunden ist, eindeutig zum Zustand des Alkoholismus. Und außerdem: Mit der Eigenmotivierung: "Hey, du bereibst Alkoholmisbrauch - lass das sein!" fällt das Hinausschieben von adäquaten Lösungsstrategien doch viel einfacher, als mit der klaren Selbstanklage: Du bist, oder du bist bald Alkoholiker. Mir jedenfalls hat die drastische Vision geholfen.

Kein Lerneffekt nach zwei Nachschulungen: Das hoffe ich im persönlichen Gespräch entkräften zu können. Erstens habe ich (zeitweise erfolgreich) schon aus meiner Alkoholnachschulung gelernt, nur das Alkoholkonsummuster veränderte sich gefährlicherweise zu mehr Kontrollverlusten. Die zweite Nachschulung wegen Punkten ist meiner Arbeitsstelle geschuldet: Mit meinem Privatwagen habe ich nur einen Strafzettel eingefahren - auf dem Weg zur Arbeit. Und nach der Nachschulung bin ich nicht mehr aufgefallen und zwar weil ich die Regeln einhielt, nicht, weil ich Glück hatte.

Edit Stunden später: Die erste Trunkenheitfahrt fand geplant und ohne Schuldbewusstsein statt. Ich wusste, ich würde nach Hause fahren müssen und unterschätzte allenfalls die physische (gewiss jedoch die psychische) Wirkung. Die zweite Trunkenheitsfahrt fand infolge eines alkoholbedingten Kontrollverlustes statt. Ich habe mir das Gewissen 'ausgetrunken'. Argument: Nach Änderung des Alkoholkonsums und der glaubhaften Darstellung der erfolgreichen Vermeidung von Kontrollverlusten dürfte eine Trunkenheitsfahrt zukünftig ausgeschlossen sein.


Multiple Verstöße (ergo: keine psychische Eignung für FS): Ich selbst habe das Gymnasium mit 13 geschmissen und habe ab 15 Jahren in einer Baufirma gelernt, später Arbeiten mit bis zu 300 Stunden im Monat angenommen. Nebenher Parties, Alkohol. Ich selbst schätze mich aus der zeitlichen Distanz als unreichend vorbereitet auf die Verantwortung im Straßenverkehr ein. Sogar der Tod von Freunden und eigene finanziell schmerzliche Erfahrungen haben nur zeitweise vollständig der Gefahr bewusst gemacht. Ich bin bis zu 22 Stunden am Stück für die Firma gefahren. Vollgas. Ich hatte vollkommen den Respekt vor den Gefahren dieser Arbeit verloren. Aber: Ich war nie, ungelogen, auch nur mit einer Tasse Bier unterwegs. Aber an mehrere Sekundenschläfchen kann ich mich erinnern.
Nachdem ich mit 22 Jahren mein Abitur nachzumachen begann und ich mehr Zeit für mich hatte, setzte auch nach und nach ein Reifeprozess ein. Vor diesem Hintergrund habe ich vor, meinen Antrag auf Neuerteilung zu stellen.

Nun versuche ich, die im ersten Text als Pro-Argumente genannten Faktoren - wie erwünscht - zu konkretisieren.

Großer zeitlicher Abstand: Wie zuvor (hoffentlich plausibel) herausgestellt, waren die Rahmenbedingungen meiner Entwicklung und meine 'facon-de-vivre' ausschlaggebend für ein Klima, das Verstöße gegen die Verkehrsordnung, sowie gegen allgemeine Moralvorstellungen (die übrigens auch ab und an sehr verlogen sein können) begünstigte. Seitdem habe ich viel Zeit gehabt (bei meinen vielen Fußgängen und Bahnfahrten etwa), Änderungen an meinem Leben vorzunehmen. Meine zeitweilige Abstinenz mit dem Trinken und die dauerhafte in Punkto Rauchen belegt das. Vielleicht nicht nachweislich, aber nachweisen kann ich das Ablegen der Reifeprüfung und eines bislang erfolgreichen Uni-Studiums im gleichen Zeitraum - das sollte doch auch was wert sein, oder?

Gesunde Sozialprognose (2. Bildungsweg, anspruchsvolles Studium, langjährige Beziehung, Familie -> nachvollziehbare Persönlichkeitsveränderung): Ich müsste mich wiederholen. Oben erwähnte Faktoren belegen eine Wesensveränderung - oder zumindest eine Veränderung des Rahmens. Ich weiß sehr wohl, dass kein Bildungsgrad vor Suchterkrankungen schützt, aber dennoch ist es gerade diese Veränderung zum vorherigen Zustand, die mir erlaubte, als Ergebnis kritischer Selbstreflexion meinen Lebensstil zu verändern. Dafür war vorher neben Arbeit und Parties schlicht keine Zeit (vorgesehen).

Damals seelische Belastung durch kürzliche verstorbenen Vater: Ungefähr ein Jahr vor der zweiten TF starb mein Vater an Krebs. Ich war 22 und stand meinem Vater sehr nahe. Schon wenige Monate später äußerten seinerzeit einige (dem christlischem Umfeld nahe stehende) Freunde die Sorge, dass wir (ich und mein Bruder) unseren Alkoholkonsum in Frage stellen sollten. Weiter: Siehe Trinkmotive.


Veränderung des Umfelds: Mit dem Wechsel zu Gymnasium und erst Recht auf die Universität war natürlich ein Wechsel des Umgangs verbunden. Den größsten Unterschied machte dabei aus, dass ich weniger in der kleinstädtischen Umgebung von früher ausging. Keine Parties mehr = keine Anrufe mehr. Dieses Umfeld führte mich damals an Alkohol und Zigaretten heran. Daran ist kein Zweifel. Und ein Wechsel konnte nur nützlich sein.
Eine funktionierende Beziehung seit bald 8 Jahren mit einer Ärztin darf ich doch auch im Gespräch als positive Konstante anführen?

Coyota: Die beiden TF lagen im Übrigen etwas weniger als vier Jahre auseinander, waren aber beide den gleichen Lebensumständen oder deren verbliebender Einstellung und Entwicklungslinien geschuldet. Warum ist der Abstand von 4 Jahren hier von Bedeutung? Vielleicht verstehe ich da etwas nicht. (Finde das Geschilderte auch sehr pro - was sollte ich sonst an dieser Stelle anführen? Weniger äußere Faktoren und mehr Trinkverhalten?)


Trinkverhalten:
Ab meinem 13. Lebensjahr habe ich fast an jedem Wochenende Alkohol getrunken. Immer auf Parties, Diskos, bei Freunden. Nie alleine. Das blieb so, bis zu meinem 22. Lebensjahr, als ich zum ersten Mal alleine abends zwei Biere trank. Ich wohnte im Wohnheim und kannte noch keinen. Das blieb eine Weile so. Dann kam meine zweite TF, die aber nichts veränderte, außer dass ich nun zur Tankstelle laufen musste. Getrunken habe ich wie eh und je nur Bier, Apfelwein, Wein. Außer am Tag der zweiten Trunkenheitsfahrt, als ich eine Flasche Wodka (mit einem Freund zusammen) trank. Mit Milch - sonst hätte ich es nicht herunter bekommen. Ich muss nicht Lügen, wenn ich sage, dass mich der Konsum dieser (halben) Flasche Wodka dazu verleitete, das Auto zu benutzen (Kontrollverlust). Das nichts schlimmeres passierte, ist reines Glück, es war allerdings im Stadtverkehrt, also kein Maximalrisiko (man denke au die ostdeutschen Alleen).
Dieses Alleine-trinken war ein Mitauslöser für meine Abstinenz-Entscheidung. Vom 13. LJ bis zur Abstinenz konnte ich eine kontinuierliche Steigerung der Toleranz feststellen. Von anfangs zwei Bieren bis später bestimmt 6 - 10 große Biere, allerdings im Extremfall.
Der Trink- und Rauchgrund war zunächst wohl der Gruppenzwang, später die Enthemmung und die Zwanglosigkeit des Alkoholrausches. In meiner "Endphase" waren die Suche nach Entspannung und Frustration Auslöser für Alkoholkonsum - neben den Gewohnheiten, mit Freunden zu trinken.

Die 1. TF fand auf dem Weg von einem Freund nach Hause statt. Ich hatte 6 kleine Biere getrunken und war wirklich dicht wie ein Wicht. Der Unfall geschah aus purer Selbstüberschätzung (in dieser Stimmung klatschen die Ostdeutschen gegen die Bäume (Satire)). Ich war allerdings nur 40 km/h schnell (innerorts) und es ist nichts passiert - niemandem.

Die 2. TF geschah nach dem überraschendem Besuch eines Freundes, den ich lange nicht gesehen hatte. Ich wollte ihn heimbringen. Kein Unfall passiert, keine Kontrolle - aber wir hatte eine wilde Nacht mit einigen illegalen Aktivitäten und wurden schließlich verhaftet. Ein Zeuge sagte mir in diesem Kontext eine Trunkenheitsfahrt nach und ich leugnete vor Gericht nicht (volle Unrechtseinsicht, wenn man so will - wäre aber eh fruchtlos gewesen).

Mein Trinkverhalten der letzten Jahre:
Seit meiner Abstinenzperiode trinke ich beim Essen. Zwei Mal (glaube ich) trank ich auf Parties zuviel. Meine Toleranz war so sehr gesunken, dass mir recht schnell schlecht wurde. Letztes Jahr habe ich es wieder versucht, aber nach etwa 1,5 Litern Bier bin ich geistig so unfit, dass Diskussionen auf dem gewohnten Niveau nur schwer stattfinden können. Daher habe ich entschieden, wieder ausschließlich alkoholfreies zu trinken. Zur Zeit trinke ich auch beim Essen nichts (jaja.. außer letzte Woche die Schweinshaxe). Aber übernächste Woche gehts nach Frankreich runter - da werde ich beim Essen Wein trinken. Und nun kommts.. ab und zu köpfe ich mit meiner Freundin zusammen abends eine Flasche Sekt... und die wird geleert. Leider habe ich kein festes Schema für all dies, sondern eher die Maxime der Mäßigkeit. Ob das reicht, um einem Gutachter eine Änderung des Trinkverhaltens glaubhaft zu machen? Oder klingt die ganze Einstellung unglaubwürdig? Ich weiß nicht, ob ich nicht ein, oder zwei Details von meinen Vorlieben unter den Tisch kehren sollte.

Innere Trinkmotive: Es ist mir ein wenig unklar was du hier meinst. Ich vermute, aus meinen anderen Schilderungen gehen diese Motive schon hervor. Zusammengefasst: Gewohnheit, Wunsch nach Enthemmung und Enspannung, nach Gruppenzugehörigkeit. Später auch Frustration und negativer Stress.

Und die Vermeidungsstrategien: Wieder ein Punkt, wo ich wenig konkretes zu sagen habe. Ich habe mir damals vorgenommen, Abstinent zu bleiben und ich war es. Es war anfangs, gelinde gesagt - scheiße, aber auf der anderen Seite auch ein gutes Gefühl, den Durchblick zu haben und nicht zu sein wie die Betrunkenen. Denn mal ehrlich: Betrunkene sind lächerlich.
Eine halbe Flasche Sekt wirkt stimulierend und prickelnd - eine Überdosis Bier oder Wein macht träge und dumpf, später peinlich.
Ich bin froh, dass ich die Gefahr des Alkoholismus gesehen und gegengesteuert habe. Nur wegen diesem Kurswechsel darf ich den Sekt noch genießen.
Reicht das nun an Vermeidungsstrategie oder schimmert da mangelnde/s Problembewustsein oder Lösungsansätze durch? In diesen Fragen bleibt das MPU-System mir ein Buch mit zwei, drei Siegeln.

Coyota:
"Hier habe ich den Eindruck, daß Dir nicht klar ist, was erlerntes kT mit vorausgeplanten wenigen Trinkanlässen und Trinkmengen bedeutet, das merkt man auch an dem Liter Bier am Mittwoch. Vielleicht ist jemand, der den Link zum kT hat so nett, ihn hier einzustellen? Edit:Danke @JFK, hatte den Link von Dir übersehen!"

Und etwas weiter unten:

"Ich habe das Gefühl, Du nimmst die MPU noch etwas auf die leichte Schulter und siehst sie eher als "strategisches" Problem, bei dem gewisse Vorgaben "abgehakt" werden müssen. Ein Großteil des Rüstzeugs ist aber die realistische und selbstkritische Beschäftigung mit dem Alkoholproblem, die widerspruchsfrei und glaubhaft dargelegt werden muß. Dies gelingt -so nicht wirklich gelebt- unserer Erfahrung nach nur begnadeten Lügnern. Der Königsweg, mit dem 95% der hier beratenen ihre MPU bestehen, ist eine ehrliche Aufarbeitung und motivational gefestigte Lebensänderung."

Hier möchte ich protestieren, da ich mich unverstanden fühle! Mein Führerschein wurde vor ca. 6 1/2 Jahren eingezogen, wegen einem Vorfall, der etwa 7 1/2 Jahre zurück liegt. Jetzt strebe ich eine Neuerteilung an. Ich habe mit der Horrorvision vom Leben als Alkoholiker vor Augen eine Umstrukturierung meiner Trinkgewohnheiten vorgenommen. Vor ca. 4 Jahren. Das war nicht einfach und vielleicht hätte ich es noch einige Jahre herauszögern können, aber es ist vollbracht. Für mich ist die MPU in der Tat ein "strategisches Problem", wenn man so möchte. Denn mein Alkoholproblem habe ich vor längerer Zeit erkannt. Dabei hat die Trunkenheitsfahrt und die damit verbundene Gefährdung anderer, aber auch der gesellschaftliche Status eines Führerscheinlosen eine Rolle gespielt. Eine weitere bestimmt die Einsicht, dass mein Trinkverhalten eine dynamische Entwicklung in Richtung Alkoholismus aufwies (Jellinek im Abstand von ca. 3 Jahren - bietet Vergleichbarkeit).
Da ich nicht, wie manche andere aus verschiedenen Gründen tun, eine Neuerteilung forcierte, habe ich meine Problemlösungen auf einen längeren Zeitraum, mit einer anderern Vorbereitung angegangen. Das war gut so, denn ich brauchte die Zeit!
Aber nun muss ich meine veränderte Einstellung und deren Umsetzung in ein von den Verkehrspsychologen akzeptiertes Muster packen.
Ich sehe hier drei Möglichkeiten: 1. Ich schildere meine Situation wahrheitsgemäß und versuche, mein Trinkverhalten mit der Strategie KT zu erklären und zu legitimieren. Den Schweinshaxe-Liter muss ich wohl weglassen...
2. Ich lüge eine Abstinenz vor. Das wäre nicht weit hergeholt, schließlich war ich fast ein Jahr abstinent. Diese Lösung mag ich nicht, weil ich hoffe, dass Lügen nicht notwendig ist.
3. Ich täusche mich die ganze Zeit selbst und bin Alkoholiker (nicht laut Jellinek smile.gif ). Mit Alkohol zum Essen (manchmal) und noch seltener einer Flasche Sekt...

Ich brauche keine MPU, um mir die Gefahren und Risiken des Alkoholismus aufzuzeigen, aber ich muss den Gutachtern beweisen, dass ich nicht mehr trunken fahre. Wenn ich also die MPU auf die leichte Schulter nehmen würde, hätte ich sie schon vor Jahren, vor meinem Wandel, versucht.

Ich gratuliere denjenigen, der das bis zum Ende gelesen hat! Dieser Text war mir auch selbst dienlich, mal meine Gedanken und Antworten auf garantiert kommende Fragen zu konkretisieren.

Allen die fundiert antworten (können) einen besonderen Dank!

Grüße und gute Nacht,
Hongkong
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jfk
Beitrag 15.07.2008, 09:14
Beitrag #10


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Zitat (klaus62 @ 14.07.2008, 23:39) *
Lieber @jfk

ich habe aus deinem Link mal das rauskopiert: (...)

KT ist ganz was anderes, aber ich denke, das weisst du auch wavey.gif

blushing.gif blushing.gif blushing.gif
Oups - da habe ich den Link "angelesen", für recht fundiert gehalten - und bin nicht drüber gestolpert.
Ja, @Klaus, du hast recht, KT ist etwas anderes, da passt ein Liter Bier nicht rein.

jfk.


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Coyota
Beitrag 15.07.2008, 11:30
Beitrag #11


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Hallo Hongkong,

sei bitte nicht böse, wenn ich jetzt nicht auf die ganz konkreten Fragen in Deinen Posts eingehe, sondern "aus dem Bauch raus" antworte. Ich hab bei Dir ein merkwürdiges Bauchgefühl, was mir auch definitive Antworten erschwert. Ich hab bei Dir das Gefühl, da liegen sozusagen zwei Manuskripte mit unterschiedlicher Beschreibung der Sache übereinander. Manuskript 1 beschreibt durchdacht und logisch Deine Überlegungen zum früheren Konsum, negative Folgen damals, positive Auswirkungen des geänderten Trinkverhaltens, "Belege" für diese Veränderung. Eine perfekte MPU-Aufarbeitung, angepasst an die Leitlinien.

Nun kommt aber Skript 2 immer wieder dazwischen und das widerspricht Skript 1 in meinen Augen ganz gewaltig. Du warst laut Skript 1 in allergrößter Sorge wegen Deines Konsums in die Sucht abzurutschen, hast Dich sogar schon als süchtig gesehen und Deinen Wechsel von der voralkoholischen Phase in die Anfangsphase bemerkt und bist abstinent geblieben. In Skript 2 beschreibst Du nun aber Deinen tatsächlichen heutigen Alkoholkonsum, der sich zwar gewandelt hat, aber eigentlich nicht wirklich an die Erkenntnisse aus Skript 1 angepasst ist. Du trinkst jetzt zu den üblichen sozialen Anlässen daheim nichts mehr , gestehst Dir aber auch da einige Ausnahmen z.B. bei gutem Essen/ ab und zu eine Flasche Sekt zuhause) zu, dann wohl teils auch mit etwas größeren Mengen. Dazu hast Du Dir den "Trink-Freiraum Urlaub" für zeitweises regelmäßiges Trinken neu eingerichtet. Ich stell mir das in Frankreich/Urlaub so vor, daß Du dann doch täglich über 2 oder 3 Wochen zum Essen mehrere alkoholische Getränke konsumierst. Das ganze unter dem Konzept, was vordergründig ja sozial angepasst erscheint "es ist ja nur aus Genuß und zum Essen"... im Hintergrund für mich die Frage, ob das nicht doch "getarntes" Erleichterungstrinken ist?

Hier bin ich mir einfach nicht sicher -sagt mein Bauch- ob Du Dich auf diesen "Schleichwegen" nur wieder in die voralkoholische Phase zurückbegeben hast, die ja auch Monate bis Jahre ohne soziale Auffälligkeit bestehen kann, aber irgendwann vom gelegentlichen zum häufigeren Erleichterungstrinken übergeht, womit man dann wieder in der Anfangsphase nach Jellinek landen würdest. Und Dir dabei vielleicht selbst in die Tasche lügst, daß Du ja jetzt wieder das ungefährliche, moderate Trinken eines nicht kranken Gesellschaftstrinkers beherrscht. Ich bin zwar selbst nicht von Alkoholproblemen betroffen, weiß aber persönlich von solchen, daß diese Vorstellung, man könne auch als ehemaliger, schwerer Mißbräuchler wieder Gesellschaftstrinken lernen, oft heftig schiefgeht. Ich bin da aber sehr gespannt, was die anderen hier dazu meinen.

Du schreibst angenehm offen, verständlich und bist sehr differenziert, daher denke ich, Du verstehst meine Überlegungen richtig? Im Bezug auf die MPU geht es mir darum, daß auch ein Gutachter diese Diskrepanz zwischen Deinen Skripten bemerken könnte.

Gruß von COYOTA thread.gif


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Kai R.
Beitrag 16.07.2008, 12:36
Beitrag #12


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Hallo HongKong,

hier noch ein paar Hintergründe, warum das mit dem kT so und nur so funktioniert. Du hast selber eingeräumt, früher alkoholmässig deutlich über die Stränge geschlagen zu haben. Dabei hast Du Dir eine hohe Alkoholtoleranz aufgebaut. Damit hast Du aber die normalerweise im Körper angelegten Barrieren geknackt. Normale Menschen merken früh den Alkohol und hören dann meist auf zu trinken. Wenn sie weiter trinken, wird ihnen schlecht oder sie schlafen ein. Nicht so mit einer hohen Alkoholgewöhnung: solche Menschen merken auch große Mengen Alkohol kaum und trinken weiter. Die angeborene Trinkschwelle wirkt nicht mehr.

Hinzu kommt: Alkohol enthemmt. Die Wahrscheinlichkeit, Dinge zu tun, die man ganz nüchtern nicht tun würde, steigt. In der Addition haben wir dann einen betrunkenen Menschen, der aber den Alkohol nicht spürt und auf Grund alkoholbedingter Enthemmung auch nicht vollständig mehr rational denkt. Merkst Du worauf ich hinauswill: solche Menschen werden richtig gefährlich. Sie setzen sich eben doch hinter das Steuer - wer weiss, was dann passiert.

Du hast Dein Konsummuster geändert. Aber Du hast die Problematik Trinkschwelle noch nicht hinreichend verinnerlicht. Was anderen Menschen der Körper sagt: "Schluss mit Saufen" muss Dir der Verstand sagen. Und zwar noch bevor die alkoholbedingte Enthemmung einsetzt nach dem Motto "geht schon". Die Alkoholgewöhnung hast Du jetzt für Dein Leben. Also musst Du auch Dein Leben lang mit dem Verstand das Trinken "kontrollieren".

Echtes kT bedeutet:
- geplante Trinkanlässe
- nie über 0,3 %o
- nie mehr als 2 TE pro abend
- wenige Trinkanlässe im Jahr
- Trinktagebuch
- immer alkoholfrei anfangen
- ect.

Großen Respekt vor dem, was Du schon verändert hast. Du musst den Gutachter überzeugen, was Dir ganz sicher gelingen kann. Die angegebenen Trinkmengen sollten dabei aber andere sein. Und Du solltest noch einmal in Dich gehen, wie Du zukünftig mit dem "Teufel Alkohol" umgehen willst. @ Coyota hat sicher nicht zu Unrecht Bedenken, dass da noch etwas in Dir schlummert, was Dir ggf. schaden kann.

Grüße

Kai


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Grüße

Kai

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Hongkong
Beitrag 16.07.2008, 14:50
Beitrag #13


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Diese Trinken beim Essen-Geschichte scheint euch ja recht suspekt zu sein. Ich persönlich beobachte die schlechten Folgen des Alkoholkonsums immer dann, wenn es bei den Betroffenen (muss ja nicht ich sein) zu einem Kontrollverlust kommt. Das kann der Kontrollverlust über des Trinkverhalten (Menge) sein oder sogar später in Form von Aggressivität, Peinlichkeiten oder alkoholisiertem Fahren.
Ähnliches habe ich beim Beikonsum von Alkohol beim Essen nie erlebt. Nicht bei mir, nicht bei anderen - obwohl das durchaus theorethisch möglich wäre.
Ich meine, dass viele wesentliche Punkte bei diesem Konsummuster mit den Anforderungen an kT überein stimmen.


Aber man könnte auch argumentieren, dass man dadurch, dass die Begleitumstände (also das Essen, wieviele Gänge?, wieviel Käse?) den Konsum sozusagen legitimieren - in gewisser Weise steuern können, man als Person gar keine Kontrolle ausübt, also nicht selbst 'kontrolliert' trinkt.
Die Argumentation würde ein positives Gutachten vermutlich nicht mehr zulassen.
Also unabhängig davon, ob ich mir etwa bezüglich meines Konsummusters überlege (festes Alk-Limit oder Verzicht), ist das vielleicht eine problematische Kiste in den Ohren des Gutachters. Ich bin mir sicher, dass der Gutachter so ein Konsummuster schon mal beurteilen musste...

Fest steht jetzt schon, dass ich keine langjährige Veränderung vorweisen kann, wenn ich das Gespräch habe. Also werde ich wohl lieber das ein oder andere Detail weglassen, um kein 'schlechtes Bauchgefühl" beim Verkehrspsychologen entstehen zu lassen.

Danke also für euer Feedback! Über meinen Beikonsum werde ich mal nachdenken. Leider schmeckt alkoholfreier Wein sehr uncharismatisch...
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jfk
Beitrag 16.07.2008, 15:13
Beitrag #14


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Hallo Hongkong,
ich hatte übrigens auch ein ähnliches Bauchgefühl wie Coyota, al ich deinen ersten Post las, habe es allerdings nicht so konkret benennen können, deshalb nicht angesprochen.
Zitat (Hongkong @ 15.07.2008, 04:14) *
Hier möchte ich protestieren, da ich mich unverstanden fühle!

Das ist dein gutes Recht - und gut, dass du es äußerst. Für dicjh ist dies eine gute Möglichkeit, zu überprüfen, ob das, was du meinst, auch so beim gegenüber ankommt, oder ob du dich etwas "verquer" ausdrückst. Denn bei einer MPU mußt du den GA überzeugen, mußt du dafür sorgen, dass du richtig verstanden wirst. Deshalb sind diese Übungen hier ja ganz gut geeignet, an sich zu arbeiten.

Zitat (Hongkong @ 16.07.2008, 15:50) *
Aber man könnte auch argumentieren, dass man dadurch, dass die Begleitumstände (also das Essen, wieviele Gänge?, wieviel Käse?) den Konsum sozusagen legitimieren - in gewisser Weise steuern können, man als Person gar keine Kontrolle ausübt, also nicht selbst 'kontrolliert' trinkt.
Die Argumentation würde ein positives Gutachten vermutlich nicht mehr zulassen.
Also unabhängig davon, ob ich mir etwa bezüglich meines Konsummusters überlege (festes Alk-Limit oder Verzicht), ist das vielleicht eine problematische Kiste in den Ohren des Gutachters. Ich bin mir sicher, dass der Gutachter so ein Konsummuster schon mal beurteilen musste...


Das verstehe ich, ehrlich gesagt nicht ganz.
"Kontrollierter Konsum" bedeutet, dass du die Kontrolle zu jeder Zeit in der Hand behalten mußt; nicht die Umstände, nicht die Freundin, nicht der Geldbeutel dürfen die Kontrollinstanz bilden - sondern einzig und allein du.
Du mußt dir im Vorfeld über das oben Geschriebene:
Zitat
- geplante Trinkanlässe
- nie über 0,3 %o
- nie mehr als 2 TE pro abend
- wenige Trinkanlässe im Jahr
- Trinktagebuch
- immer alkoholfrei anfangen
- ect.

gedanken machen und sicherstellen, dass du es einhältst.

Gruß,
jfk.


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Hongkong
Beitrag 16.07.2008, 15:33
Beitrag #15


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Zitat (jfk @ 16.07.2008, 17:13) *
Das ist dein gutes Recht - und gut, dass du es äußerst. Für dicjh ist dies eine gute Möglichkeit, zu überprüfen, ob das, was du meinst, auch so beim gegenüber ankommt, oder ob du dich etwas "verquer" ausdrückst. Denn bei einer MPU mußt du den GA überzeugen, mußt du dafür sorgen, dass du richtig verstanden wirst. Deshalb sind diese Übungen hier ja ganz gut geeignet, an sich zu arbeiten.


Das sehe ich auch so und bin denjenigen dankbar, die ihre Zeit meinem Fall opfern. Ich werde mir die Prinzipien des kT in Zukunft und als konkrete Vorbereitung zur MPU verinnerlichen. 2 TE sind machbar und eine Beschränkung auf besonders gute Essen ist (leider) auch eine wirksame Limitierung der Gelegenheiten.

Eine konkrete Frage noch zu den AA: Bekommt man dort eine "Teilnahmebestätigung" oder ähnliches? Wie erfährt der Gutachter von einer Teilnahme?

Außerdem bin ich mir noch unsicher, was wirksame Vermeidungstrategien betrifft. Was wären denn welche, die anderen typischerweise geholfen haben?
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Q-Treiberin
Beitrag 16.07.2008, 15:38
Beitrag #16


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Zitat
Eine konkrete Frage noch zu den AA: Bekommt man dort eine "Teilnahmebestätigung" oder ähnliches?

Wenn ich mich nicht irre, hab ich hier mal gelesen, dass die AA keine Teilnahmebestätigungen aushändigen (andere SHG wohl eher).
Zitat
Wie erfährt der Gutachter von einer Teilnahme?

Indem Du es ihm glaubhaft erzählst. Er wird durch gezielte Fragen schon erkennen, ob man ihm einen Bären aufbindet oder nicht.


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Hongkong
Beitrag 16.07.2008, 15:41
Beitrag #17


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Sowas hab ich schon vermutet.

(sinnlos-post, aber deine Signatur ist herrlich - das sollte mal geschrieben werden...)
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Kai R.
Beitrag 16.07.2008, 15:48
Beitrag #18


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Hallo,


Zitat (Hongkong @ 16.07.2008, 16:33) *
Eine konkrete Frage noch zu den AA: Bekommt man dort eine "Teilnahmebestätigung" oder ähnliches? Wie erfährt der Gutachter von einer Teilnahme?

manchmal, manchmal auch nicht. Wichtig ist, was Du gemacht hast. Nicht alles muss man dokumentieren können. Wenn Du erzählst, wird es dem Gutachter glaubwürdig.

Zitat
Außerdem bin ich mir noch unsicher, was wirksame Vermeidungstrategien betrifft. Was wären denn welche, die anderen typischerweise geholfen haben?

ja, wenn das so einfach wäre. Es gibt keine universalen Vermeidungsstrategien. Du musst Dir Rechenschaft über Deine Trinkmotive ablegen. Neben den äusseren Motiven (Wirkung, Spass, Langeweile, Lockerheit) gibt es noch die inneren Motive (Fehlende Anerkennung, Unsicherheit). Diese musst Du knacken und aus diesen Deine Vermeidungsstrategien erarbeiten. Wenn bspw. Einsamkeit auf Grund zu geringen Selbstbewusstseins ein inneres Motiv ist, dann wäre eine geeignete Vermeidungsstrategie, sich einen Kreis von Leuten aufzubauen, die man anrufen kann, wenn man einsam ist.

Zitat (Hongkong @ 16.07.2008, 15:50) *
Ähnliches habe ich beim Beikonsum von Alkohol beim Essen nie erlebt. Nicht bei mir, nicht bei anderen - obwohl das durchaus theorethisch möglich wäre.

stell Dir eine Situation vor, wo nach einem guten Essen auf einmal Runden ausgegeben werden, egal von wem. Hier muss kT ansetzen. Wenn man aber selber bereits durch Wein enthemmt ist, ist die Neigung groß, mitzutrinken. Von da zum Kontrollverlust mit Trunkenheitsfahrt ist es dann gar nicht mehr so weit.

Grüße

Kai


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Grüße

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jfk
Beitrag 16.07.2008, 15:51
Beitrag #19


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Zitat (Hongkong @ 16.07.2008, 16:33) *
Außerdem bin ich mir noch unsicher, was wirksame Vermeidungstrategien betrifft. Was wären denn welche, die anderen typischerweise geholfen haben?

Die gibts leider nicht pauschal. Du mußt wiederum für dich herausfinden, was deine Verführungssituationen waren - und wie du in ähnlichen Situationen zukünftig anders handeln willst (bzw. dies andere Handeln schon ausprobiert hast).

PS1:
Und immer wieder markiert sich das DU einfach fett...

PS2:
Kai war schneller...


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Hongkong
Beitrag 16.07.2008, 16:06
Beitrag #20


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In diesem Zusammenhang wäre eine funktionierene Partnerschaft und ein solides Familiengefüge sicherlich erwähnenswert.

Diese Betonung der Notwendigkeit, meinen eigenen Weg zu finden, ist bestimmt gut gemeint. Aber damit rennst du offene Türen ein! Ich kenne es von der Uni zu gut: Ein Terminus heißt im einem Fachbereich dies und im anderen etwas ganz anderes. Und wenn ich nach Beispielen frage, tue ich das nicht, um sie abzuschreiben (ok .. ganz selten ein bisschen biggrin.gif ), sondern vor allem, um bestimmten Ausdrücken (Innere & äußere Trinkmotive, Vermeidungstrategien) den richtigen Inhalt zuzuordnen. Wenn ich dem GA auf die Frage nach meinen Vermeidungstrategien gegenfrage, was er genau meine, so befürchte ich, dass er mich für schlecht vorbereitet hält (was ja auch stimmte) und negativ beurteilte.

Insgesamt versuche ich, mit dem Erfragen von Erfahrungen der Menschen hier im Forum, eine teure und meistens langweilige Kursteilnahme in einem Vorbereitungsseminar zu ersetzen.
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Coyota
Beitrag 16.07.2008, 16:24
Beitrag #21


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Zitat (Hongkong @ 16.07.2008, 17:06) *
Wenn ich dem GA auf die Frage nach meinen Vermeidungstrategien gegenfrage, was er genau meine, so befürchte ich, dass er mich für schlecht vorbereitet hält (was ja auch stimmte) und negativ beurteilte.


Er wird Dich nicht wörtlich nach "Vermeidungsstrategien" fragen, sondern was Du jetzt tust, wenn wieder einer der Dir bekannten Auslöser für früheren Alkoholkonsum auftritt.

Ich habe schon den Eindruck, Du versuchst hier rauszukriegen, was Du wie in der MPU strategisch antworten sollst, weil Dir durchaus klar ist, daß Du mit Deinem derzeitigen Trinkverhalten Deine Probleme im Umgang mit Alkohol noch nicht gelöst hast und Dich nun halt durch die MPU lügen willst.

Ich habe Dir oben schon geschrieben, daß wir hier nachhaltig (=problembezogen) arbeiten und nicht mit der Ausarbeitung von Strategien "was erzähle ich dem Gutachter am besten statt der Realität". Gerade deshalb haben wir hier so hohe Erfolgsquoten. Die Betroffenen, die hier die Vorbereitung machen, müssen bei der MPU keine erfundenen oder zurechtgefeilten Geschichten erzählen, sondern sie sagen die Wahrheit. Und diese Wahrheit bleibt immer gleich, egal wie der Gutachter fragt.

Gruß von COYOTA thread.gif


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jfk
Beitrag 16.07.2008, 16:33
Beitrag #22


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Okay, Hongkong,

noch mal zu den Vermeidungsstrategien:

dazu würde ich gern vorher noch mal was konkreteres zu deinen Trinkmotiven lesen (finde ich bisher nicht wirklich ausführlich):
Weshalb hast du getrunken? In welchen Situationen? (Gibt es Gemeinsamkeiten dieser Situationen?)

Was "brachte" dir das Trinken, welche Wirkungen hast du besonders bemerkt, welche besonders gemocht, welche besonders gesucht?
Was konntest du mit dem Trinken erreichen, was sonst nicht (so gut) klappte?

Das sind alles Denkansätze, brauchst nicht jede Frage einzeln beantworten.


Dann Schema für die Vermeidungsstrategien:
einer hat aus Streß getrunken: --> wie gehe ich jetzt mit Stresssituationen um?
jemand hat aus Langeweile getrunken: --> welche neuen Hobbys habe ich mir gesucht?


Gruß,
jfk.


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Hongkong
Beitrag 16.07.2008, 17:15
Beitrag #23


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Zitat (jfk @ 16.07.2008, 18:33) *
Das sind alles Denkansätze, brauchst nicht jede Frage einzeln beantworten.


Gib's zu, du hast das aus Sorge geschrieben, ich würde wieder so ein Buch verfassen, wie das zweite Posting. Na ja.. vielleicht lass ich den zweiten Beitrag binden und such mir dafür einen Verleger smile.gif

Ich habe mich noch nicht ausführlich mit meinen Trinkmotiven befasst.

Äußere Motive:
Trinken war im Umfeld normal. Jeder tat es am Wochenende - oder besser, wenn ich jedes Wochenende ausging, sah ich alle trinken und dachte , alle täten es. Die nicht-Trinker sah man ja nicht.
Das Trinken war ein wochenendlicher Ritus - da fällt es mir schwer, nachträglich dafür eine Begründung zu finden. Gelegenheiten waren Anlässe wie Diskos, Geburtstage, Treffen ohne Grund zum Trinken, Konzerte (hab 10 Jahre lang in einer Band gespielt).
Es mag ein Belohnungssystem gewesen zu sein. Belohnung für eine lange Woche, ein gutes Konzert (oder ein schlechtes) -> Wobei natürlich in der Regel nichts außergewöhnliches belohnt wurde.

Als innere Motive kommen wohl mein Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit dazu, als Akzeptierter im Kreis der Trinker. Und auch das gesteigerte Selbstwertgefühl im Alkoholrausch war ein Motivator. Letztlich ließ ich den Alkohol sogar mitunter meine Partnerwahl steuern (Sprech ich sie an? Küsse ich sie?). Zum Glück hab ich bei meiner endgültigen Wahl Nüchtern entschieden biggrin.gif .

Als Vermeidungsstrategie benenne ich vorrangig meine veränderten Bedürfnisse: Gruppenzugehörigkeit ist mir suspekt und mein Selbstwertgefühl habe ich auch aufpoliert. Die Pubertät ist kein Wunschkonzert!

@ Coyota:
Du hast vollkommen recht, wenn du vermutest, dass ich eine strategische Lösung für die MPU suche. Mein Konsumverhalten ist nicht vergleichbar mit meinem früheren. Ich habe das umgestellt, weil es problematisch erschien. Nun habe ich eine Essen-Beim-Trinken-Strategie und außerdem köpfe ich eine ab und an eine Flasche Sekt mit meiner Freundin. Wenn ich das bei der MPU sage, sag ich dem Geld und dem Führerschein winkend Adé.

Ich gebe zu, dass einige Argumente hier denkwürdig sind - jedoch sehe ich keinen Grund, sofortige, womöglich hastige, Veränderungen an meinem Verhalten vorzunehmen. Abgedroschen okay, aber im Jellinek-Schema habe ich mich in denjenigen Punkte grundlegend verändert, die mir vorher Anlass zur Sorge und zur Abstinenzperiode gaben. Und selbst wenn: Zum Bestehen der MPU müsste ich die entsprechenden Änderungen sechs Monate lang gelebt und zwar gut gelebt haben. Die MPU werde ich in ca. 2- 3 Monaten versuchen (voraussichtlich). Also entweder muss ich lügen, oder ich muss die MPU nach hinten verschieben. Und ehrlich... Ich habe meinen Führerschein vor 6 Jahren abgegeben müssen, ich werd jetzt nicht noch ein halbes Jahr warten, damit ich (Wahrheitsgemäß) sagen kann: Maximal 2 TE, Herr Gutachter.
Ich werde meinen Konsum weiterhin kritisch im Auge behalten und bedanke mich auch für kritische Bemerkungen. GGf. werde ich Änderungen vornehmen. Ich wurde nicht abstinent wegen der MPU, sondern weil Alkohol ein übles Zeug sein kann. Ich habe keine moralische Hemmung, dem Gutachter die ein oder andere Flasche Sekt auszulassen (ich kann mich nicht mal an die letzte erinnern). Und diese Lügen verhindern nicht zwangsläufig eine ehrliche und kritische Aufarbeitung des eigenen Verhaltens in Punkto Alk.
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jfk
Beitrag 16.07.2008, 21:16
Beitrag #24


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Hallo Hongkong,

nein nicht aus Sorge über einen mega-langen Beitrag, sondern weil ich dies nicht als einzelne, abzuarbeitende Fragen verstanden habe, mir gings mehr um die Gesamtschau.

Ja, und mit deinen Antworten kommen wir der Sache schon etwas näher. Das ist es, was wichtig ist: die nachvollziehbare, für Außenstehende schlüssige Darstellung der inneren Aufarbeitung. Dies gelingt nicht, wenn du einfach sagst "Ich habe mich geändert, ich habe es aufgearbeitet" - wir (und der GA) wollen da schon mehr "Eingemachtes" hören wavey.gif

Belohnung (sehe ich jetzt mal als inneres Motiv) - wie belohnst du dich heute für etwas außergewöhnliches?
Selbstwertgefühl - woher nimmst du es heute? Wie hast du die Veränderung hingekriegt, welche einzelnen Stufen sind dabei erkennbar?
Warum ist Gruppenzugehörigkeit nicht mehr wichtig für dich? Was ist an deren Stelle getreten?


Zu den gedanken an Coyota:

Der GA braucht für ein positives Gutachten verlässliche Aussagen von dir über folgende Punkte:

Zitat
a) Das Alkoholtrinkverhalten wurde ausreichend geändert. Das ist der Fall,

- wenn Alkohol nur noch kontrolliert getrunken wird, so dass Trinken und Fahren zuverlässig getrennt werden können, oder

- wenn Alkoholabstinenz eingehalten wird. Diese ist zu fordern, wenn aufgrund der Lerngeschichte anzunehmen ist, dass sich ein konsequenter kontrollierter Umgang mit alkoholischen Getränken nicht erreichen lässt.

b) Die vollzogene Änderung im Umgang mit Alkohol ist stabil und motivational gefestigt. Das ist anzunehmen, wenn folgende Feststellungen getroffen werden können:

- Die Änderung erfolgte aus einem angemessenen Problembewusstsein heraus; das bedeutet auch, dass ein angemessenes Wissen zum Bereich des Alkoholtrinkens und Fahrens nachgewiesen werden muss, wenn das Änderungsziel kontrollierter Alkoholkonsum ist.

- Die Änderung ist nach genügend langer Erprobung und der Erfahrensbildung (in der Regel ein Jahr, mindestens jedoch 6 Monate) bereits in das Gesamtverhalten integriert.

- Die mit der Verhaltensänderung erzielten Wirkungen werden positiv erlebt.

- Der Änderungsprozess kann nachvollziehbar aufgezeigt werden.

- Eine den Alkoholmissbrauch eventuell bedingende Persönlichkeitsproblematik wurde erkannt und entscheidend korrigiert.

- Neben den inneren stehen auch die äußeren Bedingungen (Lebensverhältnisse, berufliche Situation, soziales Umfeld) einer Stabilisierung des geänderten Verhaltens nicht entgegen.


Quelle

Vielleicht merkst du: es kann nicht nur um "Strategie" gehen, es muß glaubhaft sein, die Dauer der Veränderung muß klar sein. Und:
Zitat
Ich habe keine moralische Hemmung, dem Gutachter die ein oder andere Flasche Sekt auszulassen (ich kann mich nicht mal an die letzte erinnern).

das hat schon manche ins Straucheln gebracht, weil plötzlich details nicht mehr zueinander passten...

Gruß,
jfk.


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Hongkong
Beitrag 17.07.2008, 15:13
Beitrag #25


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Zitat (jfk @ 16.07.2008, 23:16) *
Belohnung (sehe ich jetzt mal als inneres Motiv) - wie belohnst du dich heute für etwas außergewöhnliches?


Hier fällt mir leider nichts wirklich ersetzendes ein. Da dieses Belohnungssystem von früher sowieso stets einen Pseudo-Charakter aufwies, gab es wohl auch keinen unmittelbaren Bedarf, einen gleichwertigen Ersatz zu finden.
Das einzige, was mir heutzutage als Genuss einfällt, wäre meine Vorliebe für gutes Essen (selbst kochen). Bevor hier aber wieder Menschen ein 'verstecktes' Erleichterungstrinken vermuten, will ich anmerken, dass ich viel öfter koche, als ich dabei Wein trinke (das Verhältnis 1 zu 10 trifft es noch nichtmal).

Ganz ehrlich habe ich mich schon selbst gefragt, welches Belohnungssystem ich etablieren könnte, wenn ich eine wichtige Prüfung oder ähnliches bestehe... Für eure Erfahrungen wäre ich dankbar


Zitat (jfk @ 16.07.2008, 23:16) *
Selbstwertgefühl - woher nimmst du es heute? Wie hast du die Veränderung hingekriegt, welche einzelnen Stufen sind dabei erkennbar?


Der Grund für meinen Knick im Selbstwertgefühl war das sehr stark kompetative Klima in meiner alten Gymnasialklasse. Mein Elternhaus hatte mich nicht vorbereitet, dem, was man heute einfach Mobbing nennt, adäquat zu entgegen zu treten. Resultat war eine 100%ige Leistungsverweigerung, die natürlich schulisch nicht zum Erfolg führte. Anstatt Abiturs machte ich also mit 15 Hauptschulabschluss und schloss eine Berufsausbildung an. Diese Mischung aus Schulabruch (von Gymnasium zu Hauptschule darf man so nennen) , Mobbing (die genauen Interdepedenzen dürfte dann ein Tiefenpsychologe klären wink.gif ) bedingten dieses Gefühl, das Alkoholmissbrauch begünstigte.

Jetzt bin ich schon bisschen älter, habe Abitur nachgeholt, stehe kurz vor der Magisterprüfung und wenn mich jemand zu mobben versuchte, würden die Fetzen fliegen (nicht physisch). Ich habe systematisch meine alten Auslöser bekämpft und ausgeschaltet. Das lässt sich an ganz nachvollziehbaren Fakten belegen. Man zwar keinen Charakter austauschen wie eine Glühbirne, aber ich meine, auf einer rationalen Ebene meine alte Schwäche aufgearbeitet zu haben. Mit diesem Ratio kann ich jederzeit auf meine emotionale Ebene einwirken.


Zitat (jfk @ 16.07.2008, 23:16) *
Warum ist Gruppenzugehörigkeit nicht mehr wichtig für dich? Was ist an deren Stelle getreten?


Meine 'Gruppe' ist meine Familie. Und meine Freunde sind keine 'Gruppe'. Dieses obskure Cliquen-System ist, meiner Ansicht nach, etwas typisches für Jugendliche. Wenn man (zeitlich) zwischen Familie und Familie (jetzt aber in anderer Rolle smile.gif ) steht. Dort stehe ich seit Jahren nicht mehr. Hier fällt es mir wiederum schwer, etwas motivational zu begründen, was mir eher eine relativ normale Entwicklungslinie zu sein erscheint.


Zitat (jfk @ 16.07.2008, 23:16) *
Vielleicht merkst du: es kann nicht nur um "Strategie" gehen, es muß glaubhaft sein, die Dauer der Veränderung muß klar sein. Und:
Zitat
Ich habe keine moralische Hemmung, dem Gutachter die ein oder andere Flasche Sekt auszulassen (ich kann mich nicht mal an die letzte erinnern).

das hat schon manche ins Straucheln gebracht, weil plötzlich details nicht mehr zueinander passten...



Diese Gefahr sehe ich auch! Nur kann ich dieses Detail nicht aus meiner Vergangenheit streichen. Ich kann mir zwar vornehmen, zukünftig anstatt Sekt eine Limonade zu trinken (so kürzlich geschehen wegen Leberwerten), aber was bleibt ist ein Restrisiko, da ich diese Quantität verschweigen werde.

Grüße,
Hongkong ( <- fein hat er zitieren gelernt)
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corneliusrufus
Beitrag 17.07.2008, 23:32
Beitrag #26


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Unsere Worten sagen uns, was wir denken. Hongkong, Du sagst, Du wirst in drei Monaten die MPU ablegen. Nun suchst Du diesem von Dir gesetztem Zeitpunkt eine Aufarbeitung unterzuordnen. Im ungünstigsten Fall bedeutet dieses, ohne Aufarbeitung.

Vorweg, es könnte sogar sein, dass an einem launigen Tag ein Gutachter durchwinkt bzw. noch einen Paragraph-Siebzig-Kurs befürwortet. Sicher wäre ich mir da jedoch nicht.

Apropos Kurs, liegt es nicht an Dir, einen Kurs aktiv mitzugestalten? Ist ein Absitzen in Langweile nicht eine Leistungsverweigerung? Parallele?

Du hast viel, auch sehr richtiges gelesen, Dank Intelligenz auch einiges passend zugeordnet. Nur eben nicht in der Tiefe. Ich formuliere einmal konfrontativ und provokant. "Wieso sollte ich auf Ihre Argumentation mich einlassen, dass die letzten Fahrt nun schon 4 Jahre her ist, die davor schon acht Jahre? Das bedeutet doch, alle vier Jahre werden Sie auffällig. Und bevor es wieder zuschlägt, wollen Sie noch schnell eine positive Begutachtung abholen!? Wenn Sie auf Ihre Erfolge, auf Ihr geändertes Leben hinweisen, warum erst jetzt der FE-Antrag? Jetzt ist Ihnen bewusst geworden, zum universitären Abschluss gehört eine Fahrerlaubnis. Dann stelle ich den eben schnell. Etwa zu schnell? Haben Sie sich denn geändert? Angst um ihr Trinkverhalten hatten schon viele, nur haben sie gleich wieder zur Flasche gegriffen, um diese Erkenntnis erträglicher zu gestalten. Sie tun das indirekt, über den in Ihren Augen sozialadäquaten Konsum mit Alkohol zum Essen. Was wäre wenn ich sagte, Sie kontrollieren dabei nicht den Konsum, sondern lassen sich wie fremdbestimmt und fremdkontrolliert von Ihrer Vorstellung von Sozialadäquanz führen. Bisher habe ich kein Wort gehört, wie die ehemaligen Trunkenheitsfahrten zustande kamen. Demzufolge auch kaum Gründe, die den inneren Motiven entsprechen würden. Aussagen wie Sie hätten sich geändert bleiben nebulös, da sie nicht konkret am Alkohol ausgemacht werden. Dieses ist bei Ihnen jedoch unbedingt erforderlich, da Sie nichts zum Mechanismus des Fahrens unter Alkohol gesagt haben. Wenn Sie diesen schon nicht sicher unterbinden können, angesichts der fehlenden Aussagen hierzu, dann muss ich eine Abstinenz fordern. Vielleicht auch ein Kontrolliertes Trinken. Bei Ihnen ist das nicht gegeben. Und selbst wenn ich nun einen Nachschulungskurs erwägte, der wäre wohl nutzlos, wie zwei Kurse vorher gezeigt haben."

So, nun kommst Du. Warum soll obiges geschlossene Bild falsch sein? Es passt doch! Oder?


Berichte doch, wie es zu den Fahrten und Taten kam. Ganz konkret. Klar, wenn Du eine Zuordnung als persönliche Identifikationsmöglichkeit befürchtest, kann ich verstehen, dass Du schweigst. Dann kann Dir im Forum nicht geholfen werden. Dann musst Du Dich bsp. an einen MPU-Vorbereiter wenden. Oder Du nutzt das Forum und lebst damit, dass eines Tages jemand sagen könnte, das klingt ähnlich.

Eines wirst Du gelernt haben, nämlich alles zugleich geht nicht.

Was hältst Du davon, eine Alkoholberatungsstelle aufzusuchen? Dort Deinen jetzigen Konsum zu besprechen in Hinblick auf die schon mal erreichte Konsumstufe nach Jellinek? Dann Dir dort klarzumachen, ist das definitiv vorbei oder schlummert das? Wenn ja ((ich erwarte 'ja') wie verhält es sich heute mit dem Konsum? Um anschließend dort die jeweiligen Gründe zu den Fahrten (und Fahrverboten) aufzuarbeiten. Das wäre ein kostengünstiger und fast anonymer Weg.

Ach ja, hat Dir die FSSt die Alkoholfragestellung als MPU genannt? Oder wird sie noch eine zusätzliche verkehrsrechtliche Fragestellung addieren?

Liebe Greet-Ings, Cornelius


--------------------
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Da nicht jeder Wunsch im Leben erfüllt wird, sind mehrere Wünsche empfehlenswert. Die Lebenskunst ist nun, ungeachtet unerfüllter Wünsche, zufrieden zu sein. Der Unterschied zwischen Himmel und Hölle liegt darin, in der Hölle wird jeder Wunsch sofort erfüllt - weil dann Wünschen keine Freude mehr bereitet.
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Hongkong
Beitrag 18.07.2008, 16:47
Beitrag #27


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Vielen Dank für deine Anteilnahme an meinem Fall, CorneliusRufus!

Es ist wieder ein Buch geworden, sorry! Ich versuchs zu strukturien, damit man nich alles lesen muss, um dabei zu bleiben. Es ist am Notebook verfasst worden - man möge mir die Rechtschreibfehler verzeihen, die sehe ich ganz schlecht hier auf dem kleinen Display.


Antwort auf generelle Fragen von Corneliusrufus

Zunächst möchte ich gerne anmerken, dass ich noch keinen Antrag auf Neuerteilung gestellt habe, sondern erst angefangen habe, meine Leberwerte zu sammeln und mich in den Diskurs mit euch begeben habe. Erst wenn ich mich bereit fühle (und das Geld habe smile.gif ), werde ich diesen Antrag komplettieren und einreichen.

Schön, dass du dir schon wenigstens an einem guten Gutachter-Tag Erfolg meines Falles vorstellen könntest - besser als nichts! Deine Befürchtung mit passiver Kursteilnahme in alte Muster zu verfallen ist unbegründet. Ich nehme stets an meinen Kursen aktiv Anteil und weiß, dass ich auch so auf andere wirke, wie das Feedback von mindestens vier Professoren (ad hoc) bestätigt. (Ähnliches galt für Nachschulung, Gefahrgutbeförderungsschein, Erste-Hilfe usw.)
Kurse zu Nachschulungen und Auffälligkeiten sind, und müssen sein, konzipiert, die unterschiedlichsten Charaktere (die alle viel Geld bezahlen!) aufzuheben und mitzunehmen zum Erreichen des Kursziels. Dabei treffen unterschiedliche Vorbereitungsstadien, Erwartungen und Haltungen, verschiedene Auffassungsgaben oder auch Sprachkentnisse aufeinander. Ich bin es gewohnt, aus Büchern zu lernen und habe von Menschen meines Vertrauens versichert bekommen, dass die vermittelten Informationen zu einem wesentlichen Teil redundant zur Fachliteratur sind. Diese und die Kursmateralien arbeite ich durch. Und für das persönliche Gespräch habe ich meine Freundin, meine Familie, Freunde und jetzt auch euch smile.gif . Aber ich sage niemals nie, sondern nur, dass die Lerndichte manchmal etwas luftig ist.

Dein Tipp bezüglich der Alkoholberatungsstelle ist angekommen! Gute Idee! Ich werde prüfen, wo es bei mir so etwas gibt und dort vorstellig werden.

Zur FSST: Ich habe noch nichts Schriftliches eingereicht, also noch keine Aufforderung bekommen. Zum Zeitpunkt der 2. TF waren die allermeisten Punkte in Flensburg gelöscht. Da aber neue Kaugummipunkte wegen der Alkoholfahrt dazukamen, weiß ich nicht genau, wo ich stehe und vor allem, nach welchen Kriterien die FSST wählt und auch: wählen darf, was ich begutachten lassen soll.


Direkte Antwort auf den negativen Gutachtenentwurf von CorneliusRufus



Außerdem Danke für diesen recht heftigen Fragenkatalog! An konfrontativen Auslegungen reibt man sich und Wärme ist immer notwendig zur Weiterentwicklung (außer anscheinend in der Tiefsee).
Ungefähr chronologisch möchte ich auf einige dieser Fragen (es waren auch ein paar 'Schüsse ins Blaue' dabei, die ich richtig stellen möchte) antworten.

Abstand der TF

Meine letzte TF ist schon 7-8 Jahre her, diejenige davor geschah mit einem Abstand von 2-3 Jahren, Also ich war 18 bzw. 22 oder 23 (muss mal Akten wühlen). Ich war definitiv noch in dem höchsten Risikoalter für Fahranfänger. Außerdem war ich wegen meiner persönliche Entwicklung wegen meinem Lebensrythmus und meinen persönlichen Schicksalsschlägen zum damaligen Zeitpunkt nicht in der Verfassung, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft am Straßenverkehr teilzunehmen.
Den Beweis meiner Verhaltensveränderung zu erbringen ist, so vermute ich (wohl nicht unbegründet), eine der Kernaufgaben, die ich mir auferlege, wenn ich so ein Gutachten in Auftrag gebe. Aber diese "alle-4-Jahre-passierts-(auch-in-Zukunft)"-Annahme ist haltlos: Indiz dafür sind der geringe zeitliche Abstand damals und die lange Zeit der Unauffälligkeit seitdem. Das bitte ich vor dem Hintegrund zu verstehen, dass meine zweite Trunkenheitsfahrt zwar nicht wegen Auffälligkeit im Straßenverkehr herauskam, sondern, weil dazu noch einige, auch gravierende, Verstöße gegen Gesetze dazukamen. Man sieht daran, dass ein Kontrollverlust bei mir vielleicht in besonderer Art und Weise Mechanismen deaktiviert, die mein inneres Normen- und Kontrollsystem steuern. Der einzige Schluss darf hier sein, keinen Kontrollverlust mehr zuzulassen.
Damit will ich auch verdeutlichen, dass ich um die reproduzierbaren moralischen und körperlichen Ausfallerscheinungen im Zuge des Alkoholkonsums weiß, besonders wenn man durch eine Toleranzentwicklung eine bestimmt Schwelle überschritten hat.

Wenn aber die Logik innerhalb des Systems MPU voraussetzt, dass Alkoholauffällige in einem Zustand leben, der eine grundsätzliche persönliche Kehrtwendung vor einer Neuerteilung des Führerscheins verlangt, dann darf meine Unauffälligkeit seit über sieben Jahren mindestens als Indiz gewertet werden, dass bei mir eine derartige stattgefunden hat. Die Jahre sprechen für mich und nicht gegen mich!

Grund für Antragstellung

Ich habe keinesfalls festgestellt, dass sich ein Führerschein, ähnlich wie ein schickes Markenhemd, knuffig zum Bewerbungsgespräch macht! Aber als Student brauchte ich kein Auto. Zudem war MPU plus neuen Führerschein (dass man nur die Prüfungen neu ablegen muss und bald musste, wusste ich nicht) finanziell undenkbar. Ich räume ein, dass auch äußere Faktoren im Moment mein Handeln vorantreiben. Aber noch einmal: Meine Konfrontation mit meinem Alkoholkonsum von damals, man muss es Missbrauch nennen, war mehr als heute noch durch die Angst motiviert, meine Freiheit an eine Droge zu verlieren. Wenn ich das Bedürfnis gehabt oder die Notwendigkeit gesehen hätte, meine MPU früher anzugehen, hätte ich es getan. Ich war lange Jahre nicht bereit und maß anschließend dem Führerschein keine so bedeutende Rolle bei. Auch hier sehe ich die Argument der Zeit für mich sprechen und nicht dagegen. Meine Änderungen sind gut gelebt und über alle empfohlenen Mindest-Zeitspannen hinaus.

Gegenthese zu einer Behauptung

Angst um ihr Trinkverhalten hatten schon viele, nur haben sie gleich wieder zur Flasche gegriffen, um diese Erkenntnis erträglicher zu gestalten. Sie tun das indirekt, über den in Ihren Augen sozialadäquaten Konsum mit Alkohol zum Essen. Was wäre wenn ich sagte, Sie kontrollieren dabei nicht den Konsum, sondern lassen sich wie fremdbestimmt und fremdkontrolliert von Ihrer Vorstellung von Sozialadäquanz führen.


Hier bin ich nicht einverstanden! Bevor ich aber ausführe, weshalb, gebe ich zu, dass ich die Argumentation nachvollziehen kann und das offensichtlich mein Gutachten definieren könnte. Ein kontrolliertes Trinksystem mit 2 TE als fixes Maximum ist wohl unumgänglich, wenn überhaupt noch Alkohol genommen werden soll.

Nun frage ich aber: Wo ist der Unterschied zwischen dem Fixwert von 2 TE und einer Trinken-nur-beim-Essen-Strategie, wo der Ratio jedes Mal aufs Neue die Entscheidung über die Quantität treffen muss? Der Unterschied ist meiner Ansicht nach nur marginal, weil er nur die Länge der Leine bestimmt, an dem man den Alkohol hält. Prämisse ist, dass niemals ein Kontrolverlust stattfindet. Warum veranlasst euch dieser (Coyota (und JFK?) hat ähnliches vermutet) geringe Unterschied dazu, das eine als kT und das andere als Erleichterungstrinken zu bewerten?
Bei einem Gesetz, sagen wir einem Verkehrsschild, ist es nicht zweckdienlich, darauf zu schreiben: Limit so ca. 55 oder 60 km/h. Ein fester Wert muss her, der verbindlich für alle ist. 1 Km/h zuviel= Pech gehabt. Regelsysteme bringen das mit sich und sind insgesamt eher fair und gerecht, weil niemals willkürlich. Aber dennoch ist mir unklar, auf welcher argumentativen Grundlage diese Trennlinie zwischen meiner Strategie und einer 2 TE-Strategie gezogen wird.

Ich gebe zu, hier hast du mich ganz schön aus der Reserve gelockt. smile.gif Das ist das beste Indiz dafür, dass ich weiter an mir arbeiten muss!


Zu den TF

Nochmal kurz (edit: haha!) zu meinen Trunkenfahrten: Meine erste Trunkenheitsfahrt geschah beängstigend nach Plan. Ich war 18 Jahre alt und bin zu einem Freund gefahren - unter der Woche. Dort habe ich Bier getrunken, obwohl ich wusste, dass ich nach Hause fahren würde. Die enthemmende Wirkung des Alkohols im Umgang mit Menschen habe ich als notwendiger bewertet, als ein alkoholfreies Fahren.
Ein großer Teil meines außerberuflichen und außerfamiliären Umgangs mit Menschen fand alkoholisiert statt. Es bestand schon eine psychisches Missbrauchsverhältnis. Dazu geführt hat eine systematische Ritualisierung des Alkoholkonsums am Wochenende seit meinem 13. Lebensjahr und meiner persönlichen Instabilität (wie beschrieben).
Nach Fünf Jahren Gewöhnung konnte mir keine Fahrschule beibringen oder nur nachhaltig zu verstehen geben, dass Alkohol im Straßenverkehr nichts weniger als ein Kavaliersdelikt ist! Im Übrigen war das keine Leistungsverweigerung, sondern eine Kollision von Lerneffekten, die quantitativ in einem unglücklichen Verhältnis standen.
Der Unfall war das Resultat einer Selbstüberschätzung. Ich war euphorisch und wollte eine innerörtliche Hundskurve besonders schnell meistern. Ich fuhr am Ende der Kurve mit a. 35-40 km/h an eine Hauswand. Zum Glück keinem etwas passiert!
Aus heutiger Sicht weiss ich, dass ich mit den 0.68 %o, die ich damals hatte, schon dem für Vernunftentscheidungen zuständigen Teil meines Gehirns den Sauerstoff entzogen hatte.

TF 2

Ein Freund kam überraschend zu mir nach Hause, er wohnte schon länger nicht mehr in dieser Stadt und auch ich war nur zu Besuch im Elternhaus (in meinem alten Zimmer). In der gleichen Weise reagierte ich auf diesen Sozialkontakt mit der Bereitstellung und dem Konsum von Alkohol. Die psychische Begründung war weiterhin die gleiche Persönlichkeitinstabilität und meine antrainierte Krücke - der Alkohol.
Eine Besonderheit war an diesem Abend, dass ich mit meinem Freund zusammen eine Flasche Vodka austrank, die ich aus der Hausbar meiner Mutter entnahm (die war voll). Getrunken mit Milch und Kakau, damit es runter geht. Jedenfalls war ich weit über dem Limit. Kontrollverlust.
Ich schlug vor, meinen Freund nach Hause zu fahren. Er willigte ein und wir fuhren los. Wir kamen unterwegs auf noch weitere dumme Gedanken, setzten diese um und landeten auf dem Polizeirevier. Man rechnete meine BAK auf 1.3x zurück - ich fühlte mich mich aber ungelogen wie 2,5 %o. Dass ich das Auto noch bedienen konnte, lag neben meiner Alkoholgewöhnung auch daran, dass ich beuflicher Vielfahrer gewesen war.

Meine Nachschulungen

Um meinen Umgang mit Alkohol am Steuer offen und komplett aufzuarbeiten, muss ich schon auf meine Nachschulungen eingehen. Meine erste Schulung für alkoholauffällige Fahranfänger hatte voll gefruchtet! Mein Unrechtsbewusstsein wurde geprägt, auch unterstützt durch tragische Vorfälle im Privatleben, Am besten kann ich mich an den Satz erinnern, als der Leiter sagte: "Ich werde einige von Ihnen wieder sehen. Es sind nicht immer verschiedene, die auffallen; Es sind immer die Gleichen!"
Damals lachte ich innerlich und dachte: Mich siehst du hier nie wieder!
Es sollte anders kommen.
Leider zog ich nicht den Schluss aus der Schulung, dass ich meinen persönlichen Umgang mit Alkohol grundlegend aufarbeiten muss und das diese Unvernunfthandlungen reproduzierbar sein würden - zwangsläufig. Ich hatte mit 0.68%o einen der geringsten BAKs in der Nachschulung und auch meine Unfallschilderung war weniger spektakulär. Ich konnte mir sagen, und das funktionierte leider: "Schau mal, wie hart die anderen sind, dagegen bist du ein Milchbubi!"


Zweite Nachschulung:

Die zweite Nachschulung wegen Punkten hat auch gefruchtet! Wir hatten in diesem Kontext eine Autofahrt mit den Kursteilnehmern und einer anschließenden Diskussion über Auffälligkeiten. Durch Konfrontation mit der Außenwirkung meines Fahrens lernte ich sozusagen im Rollenspiel, dass zu schnelles Fahren (fast) ebensowenig in der gesellschaftichen Mitte toleriert ist, wie ich das vom alkoholisierten Fahren dachte.
Alle meine Übertretungen fanden innerhalb von 8 Monaten statt - alle mit dem Firmenwagen. Mit einem Wechsel der Arbeit darf ich also glaubhaft darlegen, dass ich die Umweltbedingungen veränderte, die mein schnelles Fahren begünstigte.
Die Nachschulung trug einen erheblichen Teil dazu bei. Ich fiel nicht mehr durch Verfehlungen auf. Nicht aus Glück, sondern weil ich angepasst fuhr!

Vorgeschichte TF und Frustrationstrinken

Um bei der Anzahl meiner TF bei der Wahrheit zu bleiben: Sie waren direkt nach der Nachschulung unterblieben. Erst etwa 6 Monate vor meiner Auffälligkeit passierte es in der Phase des alkoholbedingten Kontrollverlustes, dass ich, obwohl anders beschlossen, nach Hause fuhr. Gelegentlich, aber mit schnell steigender Tendenz .

An dieser Stelle muss ich das Motiv des Frustationstrinkens beschreiben. Der Tod meines Vaters, der mir sehr nahe stand, wirkte mehr auf mich ein, als ich dachte. Ich musste eine neue Rolle im Haus übernehmen und hätte eigentlich in dieser Zeit viel über den Tod (Krebs) und unseren Verlust reden müssen. Das tat ich aber nicht, sondern wählte meinen alten Problemlöser - den Alkohol - um mich in meiner neuen Rolle zu orientieren und um den Verlust nicht verarbeiten zu müssen. Ich vermute, dass der ganze Rest der Familie in ähnlicher Weise unter unserem Kommunikationsproblem litt.

Einschlafen ging leichter nach einer Dosis Alkohol.
Durch diese nun gesteigerte Häufigkeit des Alkoholkonsums (in sozialverträglichen Mengen, aber oftmals auch allein) wurde meine Toleranz vergrößert und somit am Wochenende die optimale Ausgangslage für den Konsum von hohen Dosen geschaffen. Und diese Kontrollverluste führten zu mehrmaligen TF, die aber immer gut ausgingen.


Erst meine Beschäftigung mit dem Jellinek-Schema und das Wissen um die Kontrollverluste bedingten erst einige Zeit später dass ich die Planmäßigkeit meiner Verfehlungen erkannte und die einzigen erfolgsverspechende Schritte einleitete.


(hier setzt meine Abstinenzperiode ein, die von einem Einbruch zu meiner Essen-zu-Trinken-Strategie geführt hat)


Schlussbemerkungen: Ich weiß, dass bei genauerer Betrachtung Fragen offen bleiben. Ist aber schon so ein Buch. Wenn jemand nachhaken möchte nur zu gerne! Ich werde das entsprechende Detail hinzufügen.
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Hongkong
Beitrag 18.07.2008, 17:20
Beitrag #28


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Edit: Leider ist mein "Bearbeiten" Button verschwunden.

Mir ist aber etwas vielleicht wichtiges eingefallen: Seid ihr Verfechter der 2 kT Maximalmenge wegen der Schwelle von 0,3, ab der im Gehirn der Vernunftbereich ausgeknipst wird? Wenn ja, wäre das plausibel.

Allerdings gibt es auch da eine Einschränkung. Da diese 2 TE für alle gelten soll, also auch für Frauen und verschiedene Körpergrößen und Gewichte, ist es ein Wert, bei dem KEINER über 0,3 kommt.
Als Mann von 1,80 und 82 Kilo und einem gewissen Prozentsatz an Alkohol, der nicht absorbiert wird und auch der Dauer eines genüsslichen Essens (also schon der Abbau) kann ich erklären, dass auch bei einer moderat erhöhten Trinkmenge die 0.3 nicht überschritten werden.
Wie sonst könnte ich erklären, dass es noch nie zu einem Kontrollverlust gekommen ist?
(ändert nichts daran - zugegeben - dass ich im Gutachtergespräch auf dünnem Eis sitze)
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Gast_klaus62_*
Beitrag 19.07.2008, 10:11
Beitrag #29





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Bedeutung und Einführung des KTs

Vielleicht hilft dir dieser Link ein wenig weiter, wobei ich ein Verfechter des AB bin.
Ein bißchen trinken halte ich für Irrsinn wenn jemand schon mal Probleme mit dem Alkohol hatte.

Wie gesagt, ist nur meine Meinung
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Coyota
Beitrag 19.07.2008, 11:17
Beitrag #30


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Hallo Hongkong,

erstmal wieder mein "Bauchgefühl" voraus whistling.gif ... mir fällt an all Deinen Texten Folgendes auf:

- sie klingen wie aus den üblichen MPU-Ratgebern abgeschrieben und nicht nach dem individuellen Bericht eines Betroffenen, der seine Geschichte erzählt.

-Du benutzt auffällig oft "man", wenn es um Dich und die ureigensten Probleme geht. Dadurch distanzierst Du Dich sprachlich m.E. sehr von der Eigenverantwortung und eigenen Betroffenheit. Für mich kommt das so rüber, als würdest Du nicht wirklich zu Deinen Problemen stehen, als würdest Du Dich mit gehöriger Distanz von weit außerhalb beobachten, was nach meinem Gefühl dafür spricht, daß die Inhalte des Gesagten nicht der Realität entsprechen. Bzw. daß Du Dich innerlich vom Gesagten sehr weit distanziert, weil Du es eigentlich für Dich nicht als zutreffend erachtest, sondern nur so erzählst, weil es zum Bestehen der MPU erforderlich ist.

Ein paar Beispiele

Zitat
Meine letzte TF ist schon 7-8 Jahre her, diejenige davor geschah mit einem Abstand von 2-3 Jahren.

Meine erste Trunkenheitsfahrt geschah beängstigend nach Plan.

Ein großer Teil meines außerberuflichen und außerfamiliären Umgangs mit Menschen fand alkoholisiert statt.

Es bestand schon eine psychisches Missbrauchsverhältnis

Dazu geführt hat eine systematische Ritualisierung des Alkoholkonsums am Wochenende seit meinem 13. Lebensjahr und meiner persönlichen Instabilität (wie beschrieben).

Nach Fünf Jahren Gewöhnung konnte mir keine Fahrschule beibringen oder nur nachhaltig zu verstehen geben, dass Alkohol im Straßenverkehr nichts weniger als ein Kavaliersdelikt ist

...sondern, weil dazu noch einige, auch gravierende, Verstöße gegen Gesetze dazukamen.

Der einzige Schluss darf hier sein, keinen Kontrollverlust mehr zuzulassen.


Ich denke, sowas fällt auch einem Gutachter auf. Und ich bin nicht sicher, ob Du diese Weise der sehr "unpersönlichen" Darstellung im mündlichen Gespräch verändern kannst, enn Du nicht wirklich selbst hinter diesen Worten stehst.

Der nächste Punkt sind die Vermeidungsstrategien. Zwar stellst Du die "gängigen" inneren Motive dar, aber es fehlen weiterhin konkret vollzogene Veränderung. Du erwähnst nur undefinierbare "Allgemeinplätze".

Zitat (Hongkong @ 18.07.2008, 17:47) *
Ich war definitiv noch in dem höchsten Risikoalter für Fahranfänger. Außerdem war ich wegen meiner persönliche Entwicklung wegen meinem Lebensrythmus und meinen persönlichen Schicksalsschlägen zum damaligen Zeitpunkt nicht in der Verfassung, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft am Straßenverkehr teilzunehmen.


Was hast Du denn konkret an Lebensrhythmus und persönlicher Entwicklung geändert? Wie gehst Du heute mit Schicksalsschlägen um?



Zitat
Aber diese "alle-4-Jahre-passierts-(auch-in-Zukunft)"-Annahme ist haltlos: Indiz dafür sind der geringe zeitliche Abstand damals und die lange Zeit der Unauffälligkeit seitdem.
...
...dann darf meine Unauffälligkeit seit über sieben Jahren mindestens als Indiz gewertet werden, dass bei mir eine derartige stattgefunden hat. Die Jahre sprechen für mich und nicht gegen mich!


Nun, hier sage ich mal provokant: Ohne FS kann man ja auch leicht unauffällig bleiben! Desweiteren wird nur jede 600. bis 1.000ste TF erwischt. Die Wahrscheinlichkeit, wieder aufzufallen, war daher für Dich doch gleich NULL. Für mich ist das kein Argument für eine Verhaltensänderung.


Zitat
Man sieht daran, dass ein Kontrollverlust bei mir vielleicht in besonderer Art und Weise Mechanismen deaktiviert, die mein inneres Normen- und Kontrollsystem steuern. Der einzige Schluss darf hier sein, keinen Kontrollverlust mehr zuzulassen.


Warum lebst Du dann nicht nach diesem einzigen Schluss, sondern schaffst Dir weiterhin Gelegenheiten, in einem Promillebereich zu trinken, in dem Kontrollverlust auftreten kann?

Zitat
Damit will ich auch verdeutlichen, dass ich um die reproduzierbaren moralischen und körperlichen Ausfallerscheinungen im Zuge des Alkoholkonsums weiß, besonders wenn man durch eine Toleranzentwicklung eine bestimmt Schwelle überschritten hat.


Die Konsequenz aus diesem Bewußtsein wäre, nicht mehr ohne Mitrechnen der Alkoholmenge und nur bis max. 0,3 Promille zu trinken. Du verlässt Dich aber scheinbar doch darauf, daß Du merkst, wenn es zuviel ist (sprich, wenn Du Rauschsymptome bekommst).

Zitat
Meine Änderungen sind gut gelebt und über alle empfohlenen Mindest-Zeitspannen hinaus.


Du glaubst das tatsächlich selber, oder? Denk doch mal zurück...

Zitat
(hier setzt meine Abstinenzperiode ein, die von einem Einbruch zu meiner Essen-zu-Trinken-Strategie geführt hat)


Du hattest Dir mal Abstinenz vorgenommen , konntest sie nicht durchhalten und trinkst jetzt (zwar unregelmäßig und wohl nicht so viel) wieder.
Wann hast Du die für die MPU erforderlichen Änderungen denn wirklich gelebt? think.gif

Zitat
Nun frage ich aber: Wo ist der Unterschied zwischen dem Fixwert von 2 TE und einer Trinken-nur-beim-Essen-Strategie, wo der Ratio jedes Mal aufs Neue die Entscheidung über die Quantität treffen muss?


Der Unterschied liegt darin, daß beim erlernten kT bereits lange Zeit vor dem Konsum eine Entscheidung getroffen wird, wann und wieviel konsumiert werden soll. Damit Du selbst bemerkst, ob Du überhaupt in der Lage bist, die Kontrolle über die Menge zu behalten. Ohne diese Vorgaben, also so wie Du es machst, erst trinken und danach feststellen "ist ja wieder gutgegangen, ich hab mich nicht besoffen!" ist eine "Kontrolle" im Nachhinein. Zumal Du ja offensichtlich nicht mitrechnest, sondern den Umstand "zuviel" daran festmachst, ob Du den Alkohol merkst... was bei Deiner Trinkgewöhnung auch erst bei 0,8 der Fall sein könnte. Das ist -um auf Deine Verkehrsschildversion zurückzukommen, als ob Du eine mit 50 begrenzte Kurve mit 80 nimmst und hinterher feststellst "ist ja prima gutgegangen". Nur irgendwann fliegst Du mit 80 halt auch mal aus der Kurve, was mit 50 nie möglich gewesen wäre.

Du beschreibst weitere Trinkmotive:

Zitat
An dieser Stelle muss ich das Motiv des Frustationstrinkens beschreiben.


Wie gehst Du heute konkret mit Frustrationen um?

Zitat
Einschlafen ging leichter nach einer Dosis Alkohol.


Was machst Du heute, wenn Du Probleme beim einschlafen hast?

Zitat
Erst meine Beschäftigung mit dem Jellinek-Schema und das Wissen um die Kontrollverluste bedingten erst einige Zeit später dass ich die Planmäßigkeit meiner Verfehlungen erkannte und die einzigen erfolgsverspechende Schritte einleitete.


Und welche Schritte waren das konkret? Abstinenz ging ja schief und kT machst Du auch nicht.

Zitat
Edit: Leider ist mein "Bearbeiten" Button verschwunden.


Das geht nur ca. 20 min nach Absenden des Postings.

Gruß von COYOTA thread.gif


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corneliusrufus
Beitrag 19.07.2008, 11:58
Beitrag #31


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Na prima, wir sind einen Schritt weiter. ich könnte nun nochmals poltern, lasse das. Weil Du erkannt hast, dass es nie wieder diese Trinkmengen geben darf, die zu einem Kontrollverlust auf Handlungsebene führen.

Worüber wie uns unterhalten sollten sind Szenarien und Lebenssituationen, die derartige Prämisse über den Haufen werfen könnten.

Erstmal zur Begründung der 0,3‰ und der Häufigkeit im Kontrollierten Trinken samt Trinktagebuch, Trinkbeobachtungsprotokoll. Warum die 0,3‰-grenze? Weil zum einen ab da der Straftatbereich anfängt. Einen Luxus, den sich niemand leisten sollte, schon gar nicht mit Vorbelastung. Physiologisch sind die 0,3‰ genau der Bereich, ab der die Euphorie Maße annehmen kann, die der Vernunft (in der Handlungsebene) widersprechen. Kommen wir zur Häufigkeit. Wer KT benötigt, dessen "normale" Trinkgewohnheiten sind nicht mehr normal! Er benötigt einen rahmen. Äußerlich (Trinkplan) und innerlich (Trinkbeobachtungsprotokoll). Innerlich wird der Trinkplan dann, wenn dei Häufigkeit der geplanten Trinkabsichten derart sind, dass der Konsum von Alkohol als etwas ganz besonderes gilt. Wird Alkohol vermehrt zum Essen getrunken, so geht das Merkmal des Besonderen verloren. D.h. Du läufst in Gefahr, die Wachheit und Aufmerksamkeit hinsichtlich der Häufigkeit und subtil dann auch (unbewusst/halb bewusst) über die Mengen zu verlieren. Das sind langfristige Erfahrungen. (Rechtlich ist es anders. Wenn Du sagst, zum Mittagessen trinke ich immer 0,1 l Wein, mag der Gutachter zwar entsetzt sein, ein Grund zum Durchfallen wäre es nicht.) Nur, erinnerst Du Dich an den Satz vom Leiter des einen Nachschulungskurses mit den immer Gleichen? Nun, Du willst ja die MPU positiv für Dich absolvieren und zugleich dort nie wieder auflaufen müssen.

Langfristig wird Dein gedachter Kontrollrahmen von Sozialadäquanz, nämlich dem öfteren Trinken von Alkohol zum Essen, nicht funktionieren können. Nicht der Wunsch von/nach Sozialadäquanz kontrolliert, sondern gibt (bei Dir und anderen) nur den Anlass, zum KT statt zur Abstinenz. Die Kontrolle muss anderswo herkommen. Es gibt da keine Selbststabilisierung durch das Tun, die Gewohnheit. Sondern das Gegenteil tritt langfristig ein! Daher ist Dein Wunsch nach öfteren Konsum zum Essen so ein unsinniger Wunsch bzw. ein nicht (mehr) realisierbarer Wunsch. Realisierbar ist, bsp. das kleine Glas Sekt anlässlich einer Feier. Oder dort 0,1 l Wein zum Essen. An (möglichst einer Hand) abzählbaren Anlässen.


Zur Belastungsseite. Diese ist (gegenwärtig) entfallen. Auch kann der Vater nur einmal sterben. Genau die vorherige Belastung kann daher nicht wiederkehren. Das ist richtig. Nicht richtig ist, dass sich ähnliche Belastungen im Laufe des Lebens ergeben können. Aus einer guten Phase zu schließen, es gäbe nie wieder eine schlechte, ist falsch. Das Leben verläuft im Allgemeinen nicht linear. Du hast in schlechten Phasen jedoch gelernt, dass Alkohol "hilft". Kurzfristig tut er das auch. Langfristig nicht. In Krisenzeiten wird sich das Gehirn an kurzfristige "Lösungen" erinnern. Ohne eine schleichende Gewohnheit und mit genügend Aufmerksamkeit hast Du da eine Chance, sonst nicht. Auch dieses spricht gegen einen öfteren Alkoholkonsum, weil Du damit die vorhandene Lernerfahrung weiter unterstützt. Daher wird auch eine lange Zeit ohne Auffälligkeit überschätzt.

Übrigens, reite nicht zu sehr darauf herum, dass die vergangenen (vielen) Jahre ohne Auffälligkeit waren. Erst5ens ist das der erwartete Normalfall, zweitens hattest Du da keine FE, mit der Du auffällig werden konntest. Rechtlich reicht ein Jahr. Doch wie oben, einmal MPU und nie wieder, okay?

Ich habe das ausführlich auch für andere niedergeschrieben, weil allein aus Büchern das hinreichende Wissen samt sicherer Selbststeuerungsfähigkeitung nicht zu erfahren ist. Sie scheitern da nicht an der Wissensvermittlung, sondern an der praktischen Umsetzbarkeit. Dazu fehlt die Interaktion, bsp. durhc eine Alkoholberatung, durch Gespräche, durch Fremdbeobachtung, bis die Selbststeuerung praktisch erlernt ist. Dabei hilft dann das theoretische Wissen, es reicht nur nicht allein.

Ein typisches Beispiel: Du triffst einen alten Freund. Er schlägt Dir vor, etwas trinken zu gehen. Du weißt, das geht nicht spontan. Dennoch möchtest Du feiern. Da Du zum Essen etwas trinkst, es so sozial adäquat und typisch ist, schlägst Du vor, statt in eine Bar/Kneipe in ein Restaurant/Speisegastwirtschaft zu gehen. Beim Essen greift die Gewohnheit. Da das Gespräch jedoch lang ist, wirklich gefeiert werden soll, der Magen irgendwann voll ist und der dann umgesetzte Stoffwechsel aus der Nahrungsaufnahme den Eindruck einer dauerhaften Nüchternheit hervorruft, wird das Essen beendet, "man" bleibt sitzen. Da dann der Kellner kommt, wird bsp. noch ein kleines Glas Wein oder ein kleines Bier bestellt. u merkst es (zunächst) nicht. "Man" sitzt noch länger. Und dann? Der Kellner kommt. Die erste Runde hat der Freund ausgegeben. Es wäre mehr als unhöflich, sich nicht zu revanchieren. Und nun? Das ist ein typisches Beispiel aus der Praxis. Durchdenke das, dann wirst Du zum richtigen Schluss kommen. Nämlich dass die Sozialadäquanz nur vordergründig gehalten werden kann, nicht als hinreichende Begründung. Um es deutlich zu sagen: Sie wird Dir nicht helfen, eines Tages verdeckt oder offen nach außen gestehen zu müssen, Du "darfst" (wirst) nun nicht (weiter) trinken, obwohl das nun sozial untypisch ist. Jeder "Lesende" weiß dann, da sind Ursachen, über die Du nicht sprichst. Bsp. früherer Alkoholmissbrauch.

Liebe Greet-Ings, Cornelius


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Hongkong
Beitrag 20.07.2008, 17:11
Beitrag #32


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Danke für eure Antworten! ich werde meine Reaktion in zwei Antworten einteilen, weil ihr beide, wie ich finde, einen anderen Ansatz verfolgt.

Zu Coyotas Post:

Vielen Dank für die Schildrung deiner Eindrücke! Ich nutze auch mal die Zitatfunktion zum kommentieren/erklären/rechtfertigen usw.

Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
-Du benutzt auffällig oft "man", wenn es um Dich und die ureigensten Probleme geht. Dadurch distanzierst Du Dich sprachlich m.E. sehr von der Eigenverantwortung und eigenen Betroffenheit. Für mich kommt das so rüber, als würdest Du nicht wirklich zu Deinen Problemen stehen, als würdest Du Dich mit gehöriger Distanz von weit außerhalb beobachten, was nach meinem Gefühl dafür spricht, daß die Inhalte des Gesagten nicht der Realität entsprechen. Bzw. daß Du Dich innerlich vom Gesagten sehr weit distanziert, weil Du es eigentlich für Dich nicht als zutreffend erachtest, sondern nur so erzählst, weil es zum Bestehen der MPU erforderlich ist.


Jede Wette, das das Wort "man" auf dich Signalwirkung hat. Zusammen mit der "Komma-Aber Entwertung" sicherlich die beiden bekanntesten Kommunikationsfallen. Warum ich das weiß, erkläre ich kurz weiter unten. Diese Distanz ist aber auch bis zu gewissen Grad aus dem langen zeitlichen Abstand zu den Handlungen und Handlungsmustern erklären. Ich arbeite mein Trinkverhalten seit meinem 13. Lebensjahr aufwärts auf. Ich habe nicht nur meine einstellung zu Alkohol seitdem verändert. Wenn du mir etwas aus deiner Pubertät erzählen würdest, dann möchte ich mal sehen, in welchen Teilbereichen du dich distanzierst (Familie, Kinder, Musikgeschmack, politischer Orientierung), weil sich deine Einstellungen in verschiedenen Bereichen verändert haben.
Wie soll man da (auch das Wort "man" hat eine semantische Funktion, die fast unersetzlich ist. Wenigstens aus der Perspektive der Spracheffizienz) immer ohne Distanz bleiben?

Wohlgemerkt: Ich bin mir (vieler) meiner damaligen Fehler bewusst. Und werde Passiv-Konstruktionen und die "man" und "abers" im GA-Gespräch nicht benutzen. Aber das muss natürlich auch geübt werden. Ich werde zukünftig kritischer bemessen, wie ich selbst zu meinen Darlegungen stehe, um zu hinterfragen, ob ich wirklich aus dieser Distanz eine Haltung verschlimmere oder kaschiere.


Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Ein paar Beispiele

Zitat
Meine letzte TF ist schon 7-8 Jahre her, diejenige davor geschah mit einem Abstand von 2-3 Jahren.

Meine erste Trunkenheitsfahrt geschah beängstigend nach Plan.

Ein großer Teil meines außerberuflichen und außerfamiliären Umgangs mit Menschen fand alkoholisiert statt.

Es bestand schon eine psychisches Missbrauchsverhältnis

Dazu geführt hat eine systematische Ritualisierung des Alkoholkonsums am Wochenende seit meinem 13. Lebensjahr und meiner persönlichen Instabilität (wie beschrieben).

Nach Fünf Jahren Gewöhnung konnte mir keine Fahrschule beibringen oder nur nachhaltig zu verstehen geben, dass Alkohol im Straßenverkehr nichts weniger als ein Kavaliersdelikt ist

...sondern, weil dazu noch einige, auch gravierende, Verstöße gegen Gesetze dazukamen.

Der einzige Schluss darf hier sein, keinen Kontrollverlust mehr zuzulassen.


Ich denke, sowas fällt auch einem Gutachter auf. Und ich bin nicht sicher, ob Du diese Weise der sehr "unpersönlichen" Darstellung im mündlichen Gespräch verändern kannst, wenn Du nicht wirklich selbst hinter diesen Worten stehst.


Geht das noch anderen so? Sind weniger die "mans" als die Passivkonstruktionen, die dir ins Auge springen? Ich hoffe, dass entweder der Nominalstil, zu dem ich im Schriftlichen neige, dir diese Ansicht vermittelte, oder du alleine stehst mit diesem Eindruck. Vielleicht spielt auch die Gesamtkommunikation im Verlauf des Threads eine Rolle bei der konkreten Beurteilung?

Ich nehme den Hinweis ernst und werde meinen Sprachstil an die erforderlichen Kommunikationesmaximen anpassen !
Wie ich es dachte (und umformuliert aufschrieb), war jedenfalls nach bestem Wissen und Gewissen (mit allen psychlogischen Implikationen, denen ich mich dann stellen muss)..



Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Der nächste Punkt sind die Vermeidungsstrategien. Zwar stellst Du die "gängigen" inneren Motive dar, aber es fehlen weiterhin konkret vollzogene Veränderung. Du erwähnst nur undefinierbare "Allgemeinplätze".

Zitat (Hongkong @ 18.07.2008, 17:47) *
Ich war definitiv noch in dem höchsten Risikoalter für Fahranfänger. Außerdem war ich wegen meiner persönliche Entwicklung wegen meinem Lebensrythmus und meinen persönlichen Schicksalsschlägen zum damaligen Zeitpunkt nicht in der Verfassung, als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft am Straßenverkehr teilzunehmen.


Was hast Du denn konkret an Lebensrhythmus und persönlicher Entwicklung geändert? Wie gehst Du heute mit Schicksalsschlägen um?


Ich verspüre keine Notwendigkeit, jedes Wochenende auszugehen. Ich verlebe meine Zeit bewusster als früher. Ich genieße meine Freizeit mit meinen Hobbies Musik hören, etwas mit der Familie zu unternehmen oder auch im Internet surfen. Kein Bedürfnis, das Wochende mit einem oder zwei Vollräuschen zu rentabilisieren.

Ich weiß, dass ich meine eigene Aufarbeitung des letzten Schicksalsschlages durch meine Flucht in den Alkohol hinausgezögert habe. Diese fand letztlich durch Kommunikation mit meiner Familie statt. Dabei spielt vor allem meine Partnerin eine wichtige Rolle. In Zukunft würde ich die Aussprache sofort herbeiführen. Auch gegen Widerstände im entsprechenden Umfeld! Ich weiß, dass mir die Menschen im nachinein sogar Dankbar sind, wenn ich IHNEN durch eine gewisse Selbstoffenbarung meinerseits die Möglichkeit biete, selbst über ihren Frust zu reden. Ich habe also gelernt, dass Gespräche über Probleme normal sind und helfen - finden solche nicht statt, dann schellen die Alarmglocken bei mir. Seitdem kam es zu (in etwa) vergleichbaren Schicksalsschlägen in meiner Familie - dort habe ich dieses Verhalten erprobt und es hat sich bewährt.
Ich habe auch keine Angst mehr davor, etwas "unmännliches" zu tun, wenn ich den Laberhans gebe!



Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Zitat
Aber diese "alle-4-Jahre-passierts-(auch-in-Zukunft)"-Annahme ist haltlos: Indiz dafür sind der geringe zeitliche Abstand damals und die lange Zeit der Unauffälligkeit seitdem.
...
...dann darf meine Unauffälligkeit seit über sieben Jahren mindestens als Indiz gewertet werden, dass bei mir eine derartige stattgefunden hat. Die Jahre sprechen für mich und nicht gegen mich!


Nun, hier sage ich mal provokant: Ohne FS kann man ja auch leicht unauffällig bleiben! Desweiteren wird nur jede 600. bis 1.000ste TF erwischt. Die Wahrscheinlichkeit, wieder aufzufallen, war daher für Dich doch gleich NULL. Für mich ist das kein Argument für eine Verhaltensänderung.


Provozieren tu ich auch manchmal gerne, deswegen geht das schon klar smile.gif.
Aber ich hoffe, dass in meinem Gespräch der GA meiner Argumentation folgt und bemerkt, dass ich nicht nur wegen Alkohol aufgefallen bin, sondern durch auch durch andere Straftaten (dieser Begriff ist problematisch, da strafrechtlich eindeutig, mir aber in der genauen Definition unbekannt). Auch wenn man ohne FS nicht mehr durch TEs auffallen kann, so doch durch die anderen Kontrollverluste/Normverstöße - die zu strafrechtlichen Konsequenzen führen. Die übrigens weit, weit entfernt von einer Aufklärungsquote von 1 zu 1000 oder 3000 sind.
Ich abstrahiere deine Aussage in dieser Weise, dass ich meine makellose jüngere Vergangenheit
zukünftig nicht überbetonen werde (Corneliusrufus schreibt ja hierzu, dass es nicht erwähnenswert ist, da es normal ist oder sein sollte - dem stimme ich zu)
. Damit trete ich dir hoffentlich nicht auf den Fuß!

Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Zitat
Man sieht daran, dass ein Kontrollverlust bei mir vielleicht in besonderer Art und Weise Mechanismen deaktiviert, die mein inneres Normen- und Kontrollsystem steuern. Der einzige Schluss darf hier sein, keinen Kontrollverlust mehr zuzulassen.


Warum lebst Du dann nicht nach diesem einzigen Schluss, sondern schaffst Dir weiterhin Gelegenheiten, in einem Promillebereich zu trinken, in dem Kontrollverlust auftreten kann?


Ich habe dieses System seinerzeit etabliert, weil ich nicht den theoretischen Background kannte. Damit meine ich die physiche Erklärung für das Aussetzen des Kontrollgehirnzentrums. Ich hab ein System gesucht, dass mich vor weiteren Kontrollverlusten bewahren sollte. Das hat funktioniert. Vielleicht ist bei mir die Schwelle bei 0.4 oder ich resobiere den Alkohol entsprechend unvollständiger, vielleicht sind die Mengen ja auch einfach zu gering gewesen... Ich weiß es nicht. Ich habe verstanden, dass ich mit meinem Beikonsummuster möglicherweise eine negative Beurteilung bei der MPU bekomme - das ist brauchbares Wissen. Aber brauchbar war mein System wengstens bislang auch, wenn man es an den Fakten misst.

Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Zitat
Damit will ich auch verdeutlichen, dass ich um die reproduzierbaren moralischen und körperlichen Ausfallerscheinungen im Zuge des Alkoholkonsums weiß, besonders wenn man durch eine Toleranzentwicklung eine bestimmt Schwelle überschritten hat.


Die Konsequenz aus diesem Bewußtsein wäre, nicht mehr ohne Mitrechnen der Alkoholmenge und nur bis max. 0,3 Promille zu trinken. Du verlässt Dich aber scheinbar doch darauf, daß Du merkst, wenn es zuviel ist (sprich, wenn Du Rauschsymptome bekommst).


Das ist Korrekt! So weit kam es zuletzt vor ein paar Jahren in Cannes in einem Restaurant. Sonst hörte ich früher auf.
Aber das Wissen um die wissenschaftlich ermittelten Auswirkungen von Alkohol fällt nicht vom Himmel und auch früher mussten sich Menschen ohne dieses Wissen vor den Gefahren der Alkoholsucht schützen. Ich will damit sagen, dass die MPU-abgesegneten Lösungswege nicht die einzig wahren sind. Und wer das abstreitet, der ist meiner Ansicht nach in ärgster Gefahr, dem Dogmatismus zu verfallen!



Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Zitat
Nun frage ich aber: Wo ist der Unterschied zwischen dem Fixwert von 2 TE und einer Trinken-nur-beim-Essen-Strategie, wo der Ratio jedes Mal aufs Neue die Entscheidung über die Quantität treffen muss?


Der Unterschied liegt darin, daß beim erlernten kT bereits lange Zeit vor dem Konsum eine Entscheidung getroffen wird, wann und wieviel konsumiert werden soll. Damit Du selbst bemerkst, ob Du überhaupt in der Lage bist, die Kontrolle über die Menge zu behalten. Ohne diese Vorgaben, also so wie Du es machst, erst trinken und danach feststellen "ist ja wieder gutgegangen, ich hab mich nicht besoffen!" ist eine "Kontrolle" im Nachhinein. Zumal Du ja offensichtlich nicht mitrechnest, sondern den Umstand "zuviel" daran festmachst, ob Du den Alkohol merkst... was bei Deiner Trinkgewöhnung auch erst bei 0,8 der Fall sein könnte. Das ist -um auf Deine Verkehrsschildversion zurückzukommen, als ob Du eine mit 50 begrenzte Kurve mit 80 nimmst und hinterher feststellst "ist ja prima gutgegangen". Nur irgendwann fliegst Du mit 80 halt auch mal aus der Kurve, was mit 50 nie möglich gewesen wäre.



Ich gebe zu, ich habe viel um die körperliche Wirkung von Alkohol gelernt in den letzten Tagen und verstehe deine Argumentation. Ich werde ab nun ein Trinktagebuch anlegen, um überprüfbar zu machen, ob ich ich denn nun wirklich zu viel trinke. Ich wiederhole mich nun, wenn ich sage, dass ich mein System kritisch hinterfragen werde und ggf. Änderungen etabliere. Deine Hinweise sind hilfreich, um ein Alkoholproblem aufzudecken. Das ist in der Tat wichtiger als eine MPU zu bestehen. Aber ich brauche Hilfe, um nicht durch Unachtsamkeiten mein Gutachen zu vermasseln.


Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Du beschreibst weitere Trinkmotive:

Zitat
An dieser Stelle muss ich das Motiv des Frustationstrinkens beschreiben.



Wie gehst Du heute konkret mit Frustrationen um?



Ich habe, wie erwähnt, Gesprächstraditionen eingerichtet, die in Frustmomenten greifen. An Stelle von Alkohol kommt persönlicher Dialog. Mindestens, wenn der Frustauslöser nicht für ein Gespräch verfügbar ist, mit meiner Familie oder mit (wenigen) Freunden.

Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Zitat
Einschlafen ging leichter nach einer Dosis Alkohol.


Was machst Du heute, wenn Du Probleme beim einschlafen hast?



Ich bin Student - ich bleibe wach! (Der musste sein smile.gif ) Spaß beiseite: Nach einer Phase des schwierigeren Einschlafens direkt im Anfang meiner damaligen Abstinenzperiode wurden Schlafprobleme weniger. Wenn mich heutzutage etwas so anficht, dass es mir den Schlaf raubt, dann ist es entweder ein vorübergehende
s Problem. Das bedarf einer gründlichen Überlegung und dafür ist das Bett doch optimal. Oder, wenn es eine tiefere Sache oder Krise ist, wird mein Gesprächsmodus angeworfen.



Zitat (Coyota @ 19.07.2008, 13:17) *
Zitat
Erst meine Beschäftigung mit dem Jellinek-Schema und das Wissen um die Kontrollverluste bedingten erst einige Zeit später dass ich die Planmäßigkeit meiner Verfehlungen erkannte und die einzigen erfolgsverspechende Schritte einleitete.


Und welche Schritte waren das konkret? Abstinenz ging ja schief und kT machst Du auch nicht.



Ich weiß an dieser Stelle wirklich nicht, aus welcher Perspektive du meine Veränderungen so darstellst. Ich empfinde meine Änderungen als tiefgreifend und funktionierend. Dabei rede ich über eine Periode von ca. drei Jahren plus acht Monate Abstinenz.
Aus Gutachtersicht darf es nur Abstinenz und kT (mit 2 TE zu 0.2 l Bier oder 0.1 Wein) geben. Soweit ist mein Verkehrsschildschema anwendbar. Verstanden! Meine persönliche Erfahrung sagt mir: Es gibt mehr als 2 Wege zum Ziel. aber ich würde mich wiederholen.

Fazit: Wie würdest du meine Aufarbeitung beurteilen, wenn ich eine strikte kT nach offizieller Definition und ausreichend lange gut gelebt habe? Welche Fragen würden dir noch in den Sinn kommen? Wo bin ich zu oberflächlich, unglaubwürdig? Und dabei bitte ich auch zu bedenken, dass ein Gutachter das Resultat meiner Aufarbeitung (die ja teilweise durch diese Antworten im Forum verfeinert werden soll) zu Gesicht bekommen soll und nicht den gesamten Prozess. Wenn der Gutachter so ein 'Bauchgefühl' bekommen sollte, dann will ich wenigstens auf allen anderen Ebenen keinen Konfliktstoff bieten!
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Coyota
Beitrag 20.07.2008, 18:10
Beitrag #33


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Hallo Hongkong,

Du scheinst sowohl meine Intelligenz, als auch meine Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, zu unterschätzen. wink.gif

Du bist von dem, was Du Dir als "kontrolliertes Trinksystem" schönredest, überzeugt. Das sei Dir unbenommen, Du bist es ja auch, der eventuelle Konsequenzen in Kauf nimmt.

Wie ich bereits oben erwähnte, bin ich nicht bereit, meine Zeit hier einzubringen, wenn jemand nicht ernsthaft an einer Aufarbeitung der zugrundeliegenden Problematik interessiert ist. Für eine Beratung "wie trickse ich einen Gutachter aus" ist meine Zeit zu schade.

Zitat (Hongkong @ 20.07.2008, 18:11) *
Wenn der Gutachter so ein 'Bauchgefühl' bekommen sollte, dann will ich wenigstens auf allen anderen Ebenen keinen Konfliktstoff bieten!


Wenn hier sowohl ich als auch Cornelius bereits im schriftlichen Medium so ein Bauchgefühl bekommen, wird das viel Arbeit sein. whistling.gif

Gruß von COYOTA thread.gif


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Hongkong
Beitrag 21.07.2008, 18:24
Beitrag #34


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Coyota: Schade, dass du deinen Erfahrungsschatz bezüglich der MP-Untersuchungen auf der Grundlage meiner Offenbarungen nicht mit mir teilst!
Wenn diese Hilfeleistung, die du hier freiwillig und wohl kostenlos anbietest, an andere Bedingungen geknüpft sind, als ich sie erfülle, dann ist die dezidierte Ablehnung mehr als nachvollziehbar! Ich hatte allerdings den Eindruck, dass du meine Beiträge, auf die ich sehr viel Zeit und Selbstreflexion verwandt habe (dass habe ich nicht 'für dich' getan, aber wegen dir), in ein gewisses Raster eingeordnet hast, in dem schon wenige Punkte ausreichen, den Rest des Textes zu ignorieren oder unkommentiert zu lassen. Aber hey - ein Spezialist für Alkoholerkrankungen und Erkrankte ist nicht gleich ein MPU-Ratgeber!
Ich habe übrigens weder eine Einschätzung deines Intellektes noch deiner sonstigen Fähigkeiten vorgenommen.
Also abschließend vielen Dank für deine Zeit und noch viel Erfolg!

CorneliusRufus: Ich wollte schon am Wochenende eine Antwort tippen, aber ich musste erstmal über einiges nachdenken bzw. nachlesen.

Mir sind allerdings noch einige Sachen unklar, ich würde gerne ein paar Fragen vorausschicken:

Was sieht denn deiner Facon nach ein (inneres) Trinkbeobachtungsprotokoll aus? Ein Synonym, eine Erklärung oder eine Link wären hilfreich. Wo hast du diesen Begriff her, den sogar die allwissende Google nicht kennt smile.gif ?

Besagt der Kenntnisstand oder die Handhabung im verkehrspsychologischen Umfeld bei einem Alkoholmissbräuchler auch, wie bei einem trockenen Alkoholiker, dass das Trinkverhalten nie wieder 'normal' werden kann? Normal im Sinne deiner Erklärung dazu.

Meinst du mit Selbststeuerungsfähigkeitung das Aufstellen und Einhalten von kT-Regeln bzw. die Eigenmotivation dafür herzustellen (auch bei Abstinenz)? Oder den gesamten Prozess, der einen vom alten Trinkmuster 'abnabeln' soll?

Eine Balkonfrage zu den Regeln vom kT: Ich laß, dass die aufgestellten Regeln beim kT sehr strikt, rigide bis nervig sein müssen, um zu funktionieren. Also Trinktagebuch, Definition von Mengen, Anlässen, Wochenend-Trinktagelimits, Wochentag-Trinktagelimit, nie allein, nie auf Parties usw. Ist es realistisch so ein kT über Jahre hinweg ohne Modifikationen und Lockerungen zu betreiben? Oder kann am Ziel stehen, dass man (Frage 2) sein Verhältnis zu Alkohol normalisiert hat?

Zum Rest vom deinem Text:

Nochmal Danke für die Begründung, welche gravierenden Mängel mein Essens-Beikonsum-System ausweist. Ich werde es an dieser Stelle nicht verteidigen (es hat nämlich auch seine Punkte, die mit den Anforderungen an kT übereinstimmen), weil das nirgendwo hinführt.

Einen Absatz noch zu meiner "Belastungsseite": In meiner Antwort auf Coyotas Post habe ich meine Erfahrungen über den Nutzen von Kommunikation in Krisensituationen angeschnitten. Ich kann mir kein anderes Vorgehen vorstellen, um mit solchen Sachen umzugehen. Ich habe gestern mal meine Freundin gefragt und sie sagte mir, dass es ihr auch aufgefallen sei, dass ich mehr über meine Sorgen und Stressauslöser spreche als früher. Gerade diesen Punkt der Stressbewältigung und diese Form von Alkoholmissbrauch habe ich ausgeschaltet.
Deine Beschreibung über die im Hirn vermerkte Lösungsstrategie Alkohol ist übrigens sehr einprägsam und interessant! Ich vermute, dass ich genau mit diesem Erfahrungswissen im Hinterkopf mein Trinkmuster damals von dem Wochendtrinkenden um den Frusttrinkenden erweitert habe. Wie geht ihr denn mit Stress oder Krisensituationen um?


Und als Antwort auf dein sehr konkretes Beispiel räume ich gerne ein, dass schon mit der Regel, dass ich meinen Konsum auf 2 te pro Trinkanlass limitierte, ein Schutz vor diesem Sündenfall bestünde. Daraus darf man also den generellen Bedarf an zusätzlichen Regeln in meinem System ableiten!

Mein neu angelegtes Trinktagebuch ist übrigens leider am Wochenende leer geblieben. Wir haben bei McDonalds gegessen blushing.gif

Also auch dir vielen Dank für deine Zeit und Expertise!


Grüße,
Hongkong
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corneliusrufus
Beitrag 22.07.2008, 00:20
Beitrag #35


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Das Trinkbeobachtungsprotokoll wird während des Trinkens gefertigt. In ihm wird die geistige, seelische und Körperliche Ausgangslage festgehalten, die gegenwärtige Stimmung. Änderungen während des Trinkens werden in ihm aufgeführt. Du kannst sein Erfordernis indirekt den Seiten zum Kontrollierten Trinken entnehmen. Was spräche dagegen, es praktisch in einem Kurs vorgestellt zu bekommen?

Für KT sind (viele) Missbräuchler geeignet und in (sehr) geringem Umfang (wohl auch einige) Abhängige. Grundsätzlich ist KT kein normales Trinken, sondern ein normalisiertes Trinken. Nach außen hin mag es wie ein normales Trinken aussehen. KT scheint angebracht, wenn jemand (noch) fremdkontrolliert konsumieren kann und Eigenkonsum ohne die Regeln des KT sicher ablehnen kann. D.h. er vertraut auf einen vorgegebenen Rahmen, den er in Teilen inhaltlich füllen darf.

Da Otto (Normalverbraucher) weder einen Trinkplan führen muss noch ein Trinkbeobachtungsprotokoll, er von alleine bei noch geringen Mengen an Alkohol aufhört, ist sein trinken normal. Er kann auch spontan trinken. Ob ein Missbräuchler in diesem Sinne praktisch (und nicht theoretisch) wieder normal trinken kann, sei dahingestellt. zumindest ohne Ursachenfindung für seinen Missbrauch wird er sich schwer tun. Und bei Abhängigen ist KT oftmals ein niederschwelliges Angebot zur Aufnahme weiterer Therapie.

Das schließt im Einzelfall nicht aus, dass ein Missbräuchler wieder normales Trinken praktisch lernen kann. Ich sage auch, dabei verschätzen sich so einige.

Genauso wie in der Durchführung der peniblen Erfordernisse im KT, die allzu gern gelockert werden mit obigen Gefahren. Ich habe erhebliche Zweifel über die "Selbststabilität" des KT. Weil das so unbequem ist, weichen viele auf kT (statt KT) aus, einige gehen zur Abstinenz über.

Falsch eine falsche Sicht herrschen sollte, bei KT wird der Trinkplan lange im voraus gefertigt. Das spontane Essen mit Alkohol gibt es nicht. Zur Häufigkeit des Konsums hatte ich mich bereits geäußert.


Mit Kommunikation, Problem an- und durchsprechen hast Du eine positive Seite gefunden, mit Belastungen umzugehen. In Verbindung mit der Annahme von Fremdkritik, der Fähigkeit umzusteuern kann daraus ein erfolgreiches wie stabiles Konzept erwachsen.

Liebe Greet-Ings, Cornelius


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Mat HH
Beitrag 22.07.2008, 09:50
Beitrag #36


Neuling


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Hallo Hongkong,

Respekt vor der aktiven Auseinandersetzung mit Deinem Alkoholproblem. Du hast vieles begriffen und vieles gelernt und versuchst Dein Wissen so weit zu optimieren, daß Du das vom Gutachter geforderte sprachlich geschliffen darbieten kannst.

Möglicherweise hat Deine Bewältigungsstrategie aber einen kleinen wenn auch entscheidenden Haken. Wie bei Deiner täglichen Arbeit an der Uni erforderlich setzt Du auch hier scheinbar ganz auf den rationalen Verstand.
Deine Fehler, Deine Schwäche im Umgang mit Alkohol möchtest Du mit Deinem Verstand steuern und beherrschen. Und zwar sowohl gegenüber dem Gutachter wie auch später im realen Leben.

Den emotionalen Teil scheinst Du lieber auszusparen. Dein rational dargestellten Überlegungen wirken wie eine Mauer vor den Emotionen, vor dem Gefühlsleben, das Du nicht in Deine Aufarbeitung einbeziehen möchtest.

Was aber steuert nun einen Hongkong? Sind es seine selbst gesetzten Ziele, sein Verstand der ihm sagt wie er sich verhalten und wie er funktionieren soll?
Es scheint mir eher umgekehrt. Der Antrieb ist das Gefühlsleben, das den Verstand infam benutzt um seine Begehrlichkeiten zu befriedigen.

Rational betrachtet brauchst Du keinen Alkohol zu konsumieren. Du willst Dich erklärtermaßen nicht betrinken und besitzt bessere Problemlösungsstrategien. Leider hat es aber irgendwo in Deinen Hirnwindungen irgendwann einma "Klick" gemacht und Du verspürst das Bedürfnis nach Alkoholkonsum.

Da Du das aber eigentlich in MPU-Situation nicht solltest (wie Dir die Ratio sagen müsste...) findet Dein Verstand passende Ausreden (...es ist ja sozialadäquat zum essen... alles nicht so schlimm, es waren Jugendsünden ... ich kann das rational beherrschen).

Siehst Du was ich meine? Deine Emotionen und unreflektierten Bedürfnisse beherrschen Dich und damit Deinen Verstand und Du trinkst immer noch Alkohol.
An inneren Trinkmotiven und versteckten Problemen im emotionalen Teil Deiner selbst möchtest Du aber nicht so gerne arbeiten.
Die Ratio soll es richten, zumindestens klingt es für mich so.

Vielleicht reicht das sogar für den Gutachter aber ist das Problem damit bearbeitet, der Ursprung erkannt und gelöst?
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Hongkong
Beitrag 22.07.2008, 15:48
Beitrag #37


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Hallo Mat HH,

schön das du dich einschaltest!


Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann verhindere ich mit meiner rationalen Strategie gegen die Erscheinungen des Alkoholmissbrauchs eine tiefgreifende Aufarbeitung meines potentiellen Suchtauslösers zwar nicht, aber treibe sie auch nicht voran.

Ich habe wirklich versucht, in aller Ehrlichkeit in mir nach Auslösern für mein Alkoholproblem zu suchen. Wenn es also einen noch tieferen Auslöser gibt, dann bin ich entweder nicht, oder noch nicht fähig, ihn alleine aufzudecken.

Wenn du sagst, dass meine "Emotionen und unreflektierten Bedürfnisse" mich beherrschen, dann kann ich darauf leider nur antworten, dass mir kein Lösungsweg/Strategie einfällt, wie ich meine Emotionen steuern und meine unreflektierten Bedürfnisse erkennen könnte.

Diese Defizite erkenne ich an! Und ich verstehe auch, dass da eventuell ein kausaler Zusammenhang zu meinem Alkoholmissbrauch vermutet werden kann.

Was würde mir eine Abstinenz oder ein kT nach 'offizieller' Definition in Hinblick auf meine 'versteckten' Probleme bringen? Das würde nicht automatisch einen Unterschied oder eine bessere Selbsterkenntnis herbeiführen.

An dieser Stelle bin ich einigermaßen schockiert: Mein Verzicht auf Vollrausch, auf Party- und Gruppen-saufen, auf unter-der-Woche-trinken. Meine Überlegungen zu mir selbst, meine Erkenntnisse. Das ist alles nichts wert, weil ich Abstinent sein sollte und in therapeutische Behandlung gehöre?

Ich kann und will nicht glauben, dass alle meine Bemühungen und Entwicklungen der letzten Jahre (auf die ich sehr stolz bin) nutzlos, oder wenigstens für das MPU-Gutachten wertlos gewesen sein sollen.


Eine Sache will ich trotzdem mal zur Interpretation meines Beikonsums erwähnen. Dieser wird, wie ich finde, stets sehr einseitig ausgelegt. Bei dir ist es der Verstand, der da, von Emotion gelenkt, bekundet: Es ist sozialadäquat, zum Essen zu trinken. In anderen Antworten wird jedes Mal vorausgesetzt, dass ich stets versuche, die Gelegenheiten zu vermehren, ab wann beim Essen getrunken wird. Oder dass gut gegessen wird, damit ich trinken 'darf'.
Ich weiß zwar, dass es bei der MPU nicht im Zweifel für, sondern gegen den Angeklagten heißt. Trotzdem oder gerade deswegen möchte ich hier mal zu Protokoll geben, dass ich kein Wildbret brate, um 2 Gläser Wein zu trinken, dass ich nicht ins Restaurant gehe, wenn ein guter Freund kommt. Und dass die Gelegenheiten zum guten Essen leider rapide abgenommen haben und nicht das Gegenteil.
Bestimmt ist mein Verhalten bezüglich Alkohols wegen meinem früheren Alkoholmissbrauch anders, aber ich sehe das dennoch als Genusstrinken.

Alles in Allem werde ich mir wohl zusätzlich zum Forum hier (einen) Gesprächspartner suchen müssen. Und ich hoffe natürlich, dass der mir sagt, dass es um mich nicht so schlimm steht, wie euer Tenor hier ist. Wie auch immer weiß ich (auf rationaler Ebene smile.gif ), dass mich keiner aus 'Antipathie angreift', sondern aus bestem Wissen und Gewissen (jedenfalls in der Regel) .

Grüße,
Hongkong
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Hongkong
Beitrag 22.07.2008, 16:13
Beitrag #38


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Antwort auf CorneliusRufus' Beitrag:

"Was spräche dagegen, es praktisch in einem Kurs vorgestellt zu bekommen?", fragst du.

Ich muss es leider zugeben, dass ich kein Geld für Kurse und Therapie habe. Obwohl in meinen beiden Nachschulungen ein paar echt Augenöffner dabei waren, muss ich im Nachinein zugeben, dass die Informationsdichte und der Preis in keinem guten Verhältnis zueinander stand. Damit will ich den Wert dieser Kurse nicht generell schmälern! Nur meine eigenen Erfahrungen kamen mit denen von einigen Vertrauten zusammen und so bildete ich mir meine Meinung, dass ich erstmal so probiere.

Übrigens danke für dein positives Feedback smile.gif Das tat gut! Ich werde über meine Haltung zu Fremdkritik nachdenken! Und mit meiner konkreten Einführung eines Trinktagebuches und eines 2 TE-Limits erprobe ich meine Fähigkeit des Umsteuerns.

Muss zur Uni - schnell smile.gif

Grüße,
Hongkong

P.S.: Diese Edit-Funktion ist ein pain-in-the-ass biggrin.gif
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corneliusrufus
Beitrag 22.07.2008, 19:14
Beitrag #39


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Wenn Du da kein Geld hast, Dir das nicht anderswo beigebracht werden kann, dann bleibt die Abstinenz. Übrigens, eine sehr günstige Möglichkeit. - Eine Therapie, so notwendig, kostet nichts außer Zeit.

Genusstrinken, also. Hm, was verbindest Du denn mit Genuss?

Liebe Greet-Ings, Cornelius


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Hongkong
Beitrag 22.07.2008, 21:22
Beitrag #40


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Genuss heißt für mich, etwas langsam und bedächtig zu tun, weil es etwas besonderes ist und man sich dafür Zeit nehmen muss, um den besonderen Umstand - zu genießen. Das bedeutet, dass man nur etwas genießen kann, was eine gewisse Exklusivität besitzt. Das ist absolut relativ zu Luxus oder dem Preis zu verstehen.

Wenn ich eine langweilige Hausarbeit fertiggestellt habe und dann nach langer Zeit der öden Lektüre einen simplen Fantasy-Schmöker im Bett lese - ohne Textmarker und ohne MS-Office dabei geöffnet zu haben: Das ist ein Genuss. Oder sich nach einem anstrengenden 16-Stunden Tag in einen Sessel fallen zu lassen - auch dies. Oder in meinem Urlaub ein Stück Roquefort nicht alleine - nein, mit einem Glas schweren Rotwein zu kombinieren. Das Rotwein würde alleine nicht schmecken - er trifft unseren deutschen Geschmack kaum, aber mit einem Roquefort (was soviel wie Steinstark heißen könnte) schmeckt er sehr gut.

Da ich glücklicherweise meistens eingeladen werde, kostet mich dieser Genuss nichts. Meine Ausgaben für Alkohol sind also insgesamt keine Motivation, etwas zu verändern.

Themenwechsel:

Mein zweiter Satz Leberwerte habe ich mir heute abgeholt. Alles im Normbereich - sogar alles einen Tacken niedriger als die erste Messung...

In diesem Sinne,

Hongkong
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corneliusrufus
Beitrag 23.07.2008, 13:30
Beitrag #41


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Warum wäre das Stück Käse nicht allein Genuss?

Deinen Schilderungen zuvor ist der Genuss mit einer Belohnung einhergegangen. Genuss nach Tun/Schaffen. Frage: Oder ist das eine Form von Entspannung? Genuss hat weder mit Belohnung noch Entspannung zu tun. Wo ist da der Genuss bzw. wie wirkt er?

Käse mit Wein. Hm, könnte es sein, das da der Genuss am Käse mit Wein noch getoppt, erhöht werden soll?

Genau mit derartigen Fragen - und den dahinterliegenden Vorstellungen - geistig wie emotional(!) - musst Du Dich auseinandersetzen.

Liebe Greet-Ings, Cornelius


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Hongkong
Beitrag 23.07.2008, 23:19
Beitrag #42


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Sicher wäre ein Käse alleine Genuss - ich schrieb nichts Gegenteiliges.

Genuss übrigens in der mittelhochdeutschen Bedeutung heißt auch: Benutzung, Nutznießung, Einkommen, Vorteil. Aktuell werden dazu Synonyme genannt wie (nun allerdings aus kulinarischer Perspektive): Schwelgerei, Tafelfreuden, Gaumenkitzel, Sinnenreiz.

Man kann also versuchen, das Benutzung des Begriffes Genuss auf einen verdeckten psychologischen Auslöser (im Bereich des Alkoholismus) zu terminieren. Aber man kann auch den Begriff samt Sinn auf ein anderes semantisches Feld transportieren. Das dies einen eigenen Bedeutungszusammenhang darstellt, so argumentiere ich, verdeutlicht auch der Fakt, dass es auch eine Genusssucht gibt, die nicht gleichbedeutend mit Alkoholismus ist.

Du hast natürlich recht, dass meine Beispiele eine Komponente der Belohnung, Erleichterung, Entspannung beinhalten. Nur erstens waren das Beispiele, aus denen keine Verallgemeinerung abgeleitet werden kann, da sie willkürlich und unvollständig zusammengestellt waren.
Und zweitens sind diese Motive unzulänglich, um das zu beschreiben, was ich mit dem Beriff Genuss assoziiere!

Darf ich an dieser Stelle fragen, was du mit Genuss in Verbindung bringst? Ich möchte daran sehen, ob meine Assoziationen so weit vom Normalen entfernt sind.
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corneliusrufus
Beitrag 26.07.2008, 00:20
Beitrag #43


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Du darfst fragen! - Wir sind allerdings bei Dir, nicht bei mir. Jedenfalls verscuhe ch nciht einen Genuss mit noch einem zu toppen.

Liebe Greet-Ings, Cornelius


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Hongkong
Beitrag 26.07.2008, 03:00
Beitrag #44


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Wir fahren in 5 Minuten nach Frankreich. Alles Gute euch allen und bis bald!
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Hongkong
Beitrag 08.08.2008, 16:54
Beitrag #45


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Schönen Sommer euch allen!

Habe eben ein paar Forenbeiträge durchgeschaut und bin ich dem interessanten Thread von Zwangsradler auf seine Aussage gestolpert, dass er während der MPU einen Lügendetektottest bezüglich eines Filmrisses gemacht hatte.

Wie darf ich diese Aussage verstehen? Werden Lügendetektoren eingesetzt? Das scheint mir unglaubhaft, da alleine die Justierung so eines Apparates viel Zeit usw. in Anspruch nimmt.

Also darf ich hoffentlich diese Aussage zur offensichtlichen Paranoia von Zwangsradler rechnen?

Übrigens: Alkoholmissbrauch kann Geisteskrankheiten wie Paranoia und Schizophrenie verstärken oder sogar erst latente Veranlagungen zum Ausbruch bringen.

Grüße,
Honghkong
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Coyota
Beitrag 08.08.2008, 18:13
Beitrag #46


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Zitat (Hongkong @ 08.08.2008, 17:54) *
Werden Lügendetektoren eingesetzt?



nein


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Gast_klaus62_*
Beitrag 09.08.2008, 11:02
Beitrag #47





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Zitat (Hongkong @ 08.08.2008, 17:54) *
Also darf ich hoffentlich diese Aussage zur offensichtlichen Paranoia von Zwangsradler rechnen?

yes.gif
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